Musik

Ein jiddischer Sommer

Zuschauer verfolgen den Auftritt des Semer Ensembles beim Eröffnungskonzert des Yiddish Summer Weimar. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Bis das Publikum mittendrin ist im Yiddish Summer Weimar (YSW), dauert es keine fünf Minuten. Und dass die Eröffnung diesmal in Erfurt auf der Bundesgartenschau stattfindet, darf der Popularität des Festivals angerechnet werden, das in diesem Jahr zum 23. Mal organisiert wird und bei dem in fünf Wochen bekannte Künstler der jiddischen Kultur aus den USA, den ehemaligen Sowjetrepubliken, Italien und Deutschland auftreten werden.

Das Gefühl, endlich wieder da zu sein, nach einem Jahr, trägt die Künstler und die Organisatoren. Wie schon im vergangenen Jahr werden alle Konzerte nur im Freien stattfinden.

Ensemble Der Erfurter »egapark«, der zentrale Ort der Bundesgartenschau, war am Sonntag Bühne für ein Konzert mit wohlklingender und gern angenommener Überlänge: Fünf Stunden lang gab es eine Mischung von jiddischer Kunst und Musik. Zum Beispiel das Semer Ensemble, in dem unter anderem Sasha Lurje singt. Auch die Kantorin Sveta Kundish und viele andere, die seit Jahren für erstklassige Musik sorgen und dafür vom Publikum gefeiert werden, waren bei der Eröffnung mit dabei. Andreas Schmitges als Kurator hat alles dafür getan, dass dieses Festival wieder Tausende anziehen kann.

Christina Crowder ist die Leiterin des New Yorker Klezmer-Instituts und begleitet maßgeblich die neu entdeckten Manuskripte, die der weißrussisch-jüdische Ethnograf Zusman Kiselgov zwischen 1912 und 1914 in der Ukraine und Weißrussland gesammelt hatte. Die Manuskripte galten als verschollen, doch sie wurden in der Vernadsky-Nationalbibliothek in der Ukraine aufbewahrt. Gemeinsam mit 200 Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt werden diese handgeschriebenen Notizen musikalisch übertragen.

Sensation »Wir haben die Notizen lesbar gemacht, transkribiert und übersetzt«, erklärt Crowder. Nun bringen sie und die anderen Künstler des Yiddish Summer die Entdeckungen auf die Bühne. Das ist eine kleine oder auch große Sensation. Denn über 100 Jahre war nichts davon zu hören. Der YSW möchte also seinem Prinzip, immer Neues hervorzuholen, treu bleiben.

Auch in diesem Jahr stehen Künstlerinnen wieder ganz besonders im Fokus des Yiddish Summer Weimar. Unter anderem ist die italienische Sängerin Miriam Camerini dabei, die die erste orthodoxe Rabbinerin Italiens werden möchte. Auch die Pianistin Polina Shepherd will das Publikum begeistern, gemeinsam mit weiteren Künstlerkollegen in verschiedenen Formationen, darunter auch der künstlerische Leiter Alan Bern, der Dirigent Ilya Shneyveys, der Klarinettist Emil Goldschmidt, der Geiger Mark Kovnatskiy und Joshua Dolgin.

Bis zu 100 Künstler sind insgesamt mit von der Partie. Es gibt Workshops, Diskussionen und viele Konzerte: Thüringen feiert nicht nur das Leben, sondern auch den Sommer – und zwar jiddisch.

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025