Jüdische Gemeinde Berlin

Dritte Amtszeit für Gideon Joffe

Gideon Joffe Foto: dpa

Auf der gestrigen konstituierenden Sitzung der Repräsentantenversammlung (RV) der Jüdischen Gemeinde zu Berlin wurde der Gemeindevorsitzende Gideon Joffe in seinem Amt betätigt. Auch die bisherigen Vorstandsmitglieder Natalija Apt, Alexandra Babes und Eduard Datel werden dem fünfköpfigen Gemeindevorstand wieder angehören. Sie übernehmen jeweils das Bildungs-, Sozial- und Finanzdezernat.

Neu in den Vorstand wählten die Repräsentanten Hannelore Altmann, die künftig das Integrationsdezernat leiten wird. Joffe übernimmt neben dem Vorsitz auch die Personal- wie auch die
Kulturabteilung. Auch der bisherige Vorsitzende des RV-Präsidiums, Philipp-Eduard Siganur, wurde wiedergewählt.

Für Gideon Joffe ist es die dritte Amtszeit als Vorsitzender. Er wurde in Tel Aviv als Sohn lettischer Juden geboren, die nach dem Krieg nach Israel ausgewandert waren. Später zogen sie nach Berlin. Er studierte BWL und Sinologie und ließ sich später als Unternehmensberater nieder.

repräsentanten Außer dem Vorstand wählte das Gemeindeparlament am Sonntag das Präsidium sowie die Delegierten zum Direktorium des Zentralrats und die Delegierten zur Mitgliederversammlung der Zentralwohlfahrtsstelle.

An der ersten Sitzung des Gemeindeparlaments nahmen alle 21 gewählten Repräsentanten teil. Joffe hatte bei der Gemeindewahl am 20. Dezember 2015 mit seiner Liste Koach 13 von 21 Sitzen in der Repräsentantenversammlung errungen. Das Bündnis Emet kam auf acht Sitze.

Die konstituierende Sitzung begann mit Verspätung und dauerte etwa vier Stunden. Die anwesenden Emet-Repräsentanten verpflichteten sich nur unter Protest, da sie die Sitzung vorab als illegitim bezeichneten, weil aus ihrer Sicht noch eine Wahlprüfung ausstehe.

Emet hatte zuvor erhebliche Zweifel am Wahlverfahren geäußert und das Ergebnis nicht akzeptiert. Der Wahlleiter hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Im Januar erklärte er das Ergebnis für amtlich, weil nach seiner Darstellung bei ihm keine Beschwerde vorlag.

schiedsgericht Daraufhin wandte sich Emet an das Schiedsgericht beim Zentralrat der Juden in Deutschland. Dies habe jedoch die Eilklage gegen die Einberufung der Sitzung wegen fehlender Dringlichkeit abgewiesen, teilte Emet am Sonntag drei Stunden vor der konstituierenden Sitzung mit.

Das Schiedsgericht habe aber zugleich festgestellt, sagte sein Vorsitzender Marc Grünbaum der Jüdischen Allgemeinen am Montag, dass die Entscheidungen im Gemeindeparlament vorläufig seien, bis ein Schiedsausschuss in der Gemeinde die Wahl prüfe. Das Wahlergebnis stehe demnach noch nicht endgültig fest – das sei der »Dreh- und Angelpunkt der Entscheidung«, sagte Grünbaum.

Das Schiedsgericht habe damit den klaren Hinweis gegeben, dass der Schiedsausschuss in der Berliner Gemeinde nachzubesetzen sei, um die inhaltlichen Sachverhalte zu behandeln, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt in seinen Zuständigkeitsbereich fallen.

Das Schiedsgericht ist eine unabhängige Einrichtung beim Zentralrat. Es hatte eine rein rechtliche Bewertung vorgenommen, diese gäben »keine Ansichten des Präsidiums« wieder, betonte Grünbaum.

zusammenarbeit Joffe bedankte sich für das ihm ausgesprochene Vertrauen und rief alle Repräsentanten für die nächsten vier Jahre zu einer guten Zusammenarbeit auf.

Er betonte, wie wichtig es sei, gemeinsam die Gemeinde nach vorne zu bringen: »Ich rufe auch die Repräsentanten der Opposition dazu auf, ihre bisherige Blockade aufzugeben und sich nach den jahrelangen Auseinandersetzungen endlich konstruktiv in die Arbeit der Repräsentantenversammlung einzubringen. Unsere Hand ist ausgestreckt«, sagte Joffe weiter. Der Gemeindevorsitzende kündigte an, den Aufbau der Gemeinde weiter voranzutreiben.

Lesen Sie mehr in unserer nächsten Printausgabe.

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 02.11.2025

Hund, Katze & Co

Beste Freunde

Wenn Tiere Familie werden: Gemeindemitglieder erzählen vom leisen oder lauten Glück, mit Vierbeinern zu leben

von Christine Schmitt  02.11.2025

Berlin

Parfüm mit Geschichte

Das israelische Label Zielinski & Rozen stellte seine Duftkollektion vor, die 1905 in Jaffa kreiert wurde

von Alicia Rust, Erez Zielinski Rozen, Gemeinde Berlin, Parfüm  02.11.2025

Feier

Zusammenhalt und Zuversicht

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern lud zum Neujahrsempfang in den Hubert-Burda-Saal

von Esther Martel  02.11.2025

Auszeichnung

Die Frau mit den Blumen

Zwei Jahre lang ging Karoline Preisler auf anti-israelische Demonstrationen, um auf das Schicksal der Geiseln aufmerksam zu machen. Jetzt erhält sie den Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden

von Michael Thaidigsmann  02.11.2025

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  02.11.2025 Aktualisiert

Nachruf

Gestalter mit Weitblick

Für Jacques Marx war die Gemeindearbeit eine Lebensaufgabe. Eine persönliche Erinnerung an den langjährigen ehemaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen

von Michael Rubinstein  30.10.2025

Ehrung

Demokratiepreis für Graphic Novel über Schoa-Überlebende

Die Schoa-Überlebenden Emmie Arbel gewährte Zeichnerin Barbara Yelin vier Jahre lang Einblicke in ihr Leben

 30.10.2025

Schwielowsee

Shlomo Afanasev ist erster orthodoxer Militärrabbiner für Berlin und Brandenburg

Militärrabbiner gibt es bereits in Deutschland. Nun steigt der erste orthodoxe Rabbiner bei der Bundeswehr in Brandenburg ein

 29.10.2025