Ratstagung

Digitale Versammlung

Jeweils am letzten Sonntag im November kommen aus ganz Deutschland die Delegierten der jüdischen Gemeinschaft in Frankfurt am Main zusammen. Normalerweise. Doch in diesem Jahr verändert die Corona-Pandemie vieles – auch die jährliche Ratsversammlung.

Das oberste Entscheidungsgremium des Zentralrats der Juden in Deutschland traf sich an diesem Sonntag erstmals im virtuellen Raum. Was sonst im Frankfurter Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum direkt zu verfolgen ist, wurde diesmal per »Zoom« übertragen.

Begrüssung Punkt 11.30 Uhr begrüßte Zentralratspräsident Josef Schuster dazu die Teilnehmer aus dem Jüdischen Gemeinde- und Kulturzentrum in Würzburg. Tagungspräsident Daniel Neumann wandte sich aus den Räumen des Zentralrats in Berlin-Mitte an die Delegierten und Gäste. 

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die traditionellen Grußworte der Rabbiner waren diesmal aufgezeichnet. Für die Allgemeine Rabbinerkonferenz (ARK) sprach Rabbiner Andreas Nachama über die Herausforderungen der Corona-Pandemie. Er rief dazu auf, in dieser Situation zusammenzuhalten und weiterhin aufeinander achtzugeben.

Ähnlich äußerte sich Rabbiner Avichai Apel für die Orthodoxe Rabbinerkonferenz (ORD): »Wir brauchen einander. Nur gemeinsam bleiben wir stark.« Zentralratspräsident Josef Schuster sprach den Rabbinern seinen Dank für das Wirken im gesamten Jahr, besonders unter den besonderen Bedingungen der Pandemie, aus.

chanukka Die Pandemie bestimmte auch die Rede des Präsidenten. Nicht nur berichtete Schuster, dass er kürzlich selbst eine Infektion überstanden habe. Mit Blick auf Chanukka merkte er an, dass im Gegensatz zu Weihnachten von der Regierung noch keine Möglichkeit geschaffen wurde, dass das jüdische Lichterfest entsprechend in Familien oder der Gemeinschaft begangen werden kann.

Im Tätigkeitsbericht gab Schuster eine Übersicht über wichtige Daten des vergangenen Jahres.

Im Tätigkeitsbericht gab Schuster eine Übersicht über wichtige Daten des vergangenen Jahres. Diese begann mit dem Gemeindetag im Dezember vergangenen Jahres, den 1500 Teilnehmer in Berlin erlebten. Als besonderes Ereignis erwähnte er die Unterzeichnung des Staatsvertrages zur Errichtung der jüdischen Militärseelsorge. Jetzt gehe es darum, das Ganze mit Leben zu füllen, so Schuster. Derzeit stehe die Besetzung der Position des Militärbundesrabbiners und einer Geschäftsführung an.

Schuster erwähnte auch die Erteilung der Baugenehmigung für die Jüdische Akademie im Januar, für die im September der Kaufvertrag abgeschlossen werden konnte. Weitere Themen waren der 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, der Terror in Hanau, das Gedenken an den Anschlag in Halle, das Richtfest des Jüdischen Campus in Berlin, das Gemeindejubiläum in Chemnitz und Ordinationen von Rabbinern und Kantoren.

Jubiläum Schuster erinnerte auch an die coronabedingt kurzfristige Absage der Jewrovision und den Festakt zum 70-jährigen Bestehen des Zentralrats, der unter Beachtung der Hygieneregelungen im September in Berlin stattfand.

Dem Bericht folgte die Einladung von Tagungspräsident Neumann zu Kritik, Lob und Fragen. »Sie müssen sich unten mit der digitalen Hand anmelden«, erläuterte er die Online-Regeln. Die anschließenden Wortbeiträge der Delegierten bezogen sich auf Richtlinien für das Gemeindeleben und die Gottesdienste während der Pandemie. Auch ging es um das dringende Thema der Altersarmut.

Thema waren zudem die neuen Formen der antisemitischen Bedrohung und Fragen der Sicherheit jüdischer Einrichtungen.

Thema waren zudem die neuen Formen der antisemitischen Bedrohung und Fragen der Sicherheit jüdischer Einrichtungen. Schuster äußerte sich in diesem Zusammenhang zu Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen: Er habe Verständnis für Proteste gegen Maßnahmen, die die Persönlichkeitsrechte einschränken. »Aber in dem Moment, wenn Proteste dann benutzt werden, um andere politische Ziele durchzusetzen, dann muss es eine klare Abgrenzung und Distanzierung geben.«

Prüfungsausschuss Im Anschluss an den ausführlichen Bericht des Vorsitzenden des Prüfungsausschusses des Zentralrats, Jacques Abramowicz, stimmten die Delegierten für die Entlastung zum Haushalt 2019 und die Annahme des Etats 2021.

Nach fast drei Stunden beendete Zentralratspräsident Schuster die digitale Versammlung mit der Hoffnung, »dass wir uns im nächsten Jahr zur Ratstagung wieder in gewohnter Weise persönlich sehen« ddk

Literatur

»Es wird viel gelacht bei uns«

Der Historiker Philipp Lenhard und die Schriftstellerin Dana von Suffrin über den von ihnen gegründeten Jüdischen Buchklub, vergessene Klassiker und neue Impulse

von Luis Gruhler  09.09.2025

Ausstellung

Lesen, Schreiben, Sehen, Handeln, Überleben

Im Literaturhaus München wird das Leben der amerikanischen Denkerin und Publizistin Susan Sontag gezeigt

von Ellen Presser  09.09.2025

München

Spur der heiligen Steine

Es war ein Sensationsfund: Bei Baumaßnahmen am Isarwehr wurden Überreste der früheren Hauptsynagoge entdeckt. Der Schatz wird nun vom Jüdischen Museum erforscht

von Michael Schleicher  07.09.2025

Dialog

Gemeinsam stark

Fatma Keser ist Mitbegründerin von »Pêk Koach – Jewish-Kurdish Women’s Alliance«. Der Frauenverein will jüdische und kurdische Perspektiven vermitteln

von Pascal Beck  07.09.2025

Fürth

Ruth Weiss ist gestorben

Sie engagierte sich ihr Leben lang gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Nun ist die in Franken geborene Schriftstellerin mit 101 Jahren gestorben

 05.09.2025 Aktualisiert

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  04.09.2025

Erfurt

Studiengang »Jüdische Soziale Arbeit« offiziell gestartet

Zentralratspräsident Josef Schuster: Die Einrichtung des Studiengangs ist ein starkes Zeichen für die Lebendigkeit jüdischen Lebens in Deutschland

 04.09.2025

Hannover

»Wir sind hier und wir bleiben hier«

Im September wird die Liberale Jüdische Gemeinde 30 Jahre alt. Gegründet wurde sie einst von drei Frauen. Ein Gespräch mit Geschäftsführerin Rebecca Seidler über Generationen, Sicherheit und eine große Portion Optimismus

von Katrin Richter  04.09.2025

Osnabrück

Leben, Lieben, Lachen

Die Jüdische Gemeinde hat ihr erstes Jüdisches Kulturfestival auf die Beine gestellt – mit einem beeindruckenden Programm

von Sophie Albers Ben Chamo  04.09.2025