Frankfurt

Dienstags an die Uni

Die Goethe-Universität in Frankfurt am Main Foto: picture alliance / ZB/euroluftbild.de

Genau in die gegenwärtige Gemengelage um Antisemitismus, »propalästinensische« Kundgebungen und Campus-Besetzungen an deutschen Hochschulen fällt die Ringvorlesung der Goethe-Universität (28. Mai bis 9. Juli) in Frankfurt am Main mit dem Titel »Diversität und Diskurs. Antisemitismus. Erinnerungskultur. Demokratie. Wie (un-)politisch ist die Universität?«.

Timing und Sujet könnten nicht besser gewählt sein. Unter der Ägide von Doron Kiesel von der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden sowie Wolfgang Meseth vom Fachbereich Erziehungswissenschaft der Goethe-Universität finden an sieben Dienstagen jeweils von 18 bis 20 Uhr Vorlesungen sowie eine Podiumsdiskussion zu dem breiten Themenkomplex statt.

»Auf der einen Seite steht Wissenschaft für eine neutrale und objektive Beobachtung ihrer ›Forschungsgegenstände‹, auf der anderen Seite kann sie sich den Normen und ethischen Implikationen, die diesen Gegenständen gesellschaftlich vorgegeben sind, nicht entziehen«, heißt es in der Einladungserklärung. »Die Themen Antisemitismus und Rassismus, Migration und Klimawandel, Geschlechter­ordnungen und die Legitimationskrise liberaler Demokratie, aber auch die weltweit zu verzeichnenden kriegerischen Konflikte stehen im Kontext einer Polarisierung und Moralisierung mediatisierter Öffentlichkeit(en), in die auch wissenschaftliche Diskurse verwickelt sind.«

Timing und Sujet könnten nicht besser gewählt sein.

Entlang der Felder Erinnerungskultur, Antisemitismus und Demokratie sollen etwa die Fragen erörtert werden: »Kann beziehungsweise soll sich die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit die­sen konflikthaften Themen einer Polarisierung und Moralisierung wirksam entziehen? Wie lässt sich der Balanceakt zwischen wissenschaftlicher Distanzierung und politischer Positionierung, wie die Spannung zwischen moralischer Abstinenz und Involviertheit gestalten?«

So wird der Münchner Soziologe Armin Nassehi eingangs über »Wissenschaft und Politik zwischen gegenseitiger Enttäuschung und Erwartung« sprechen. Frederek Musall (Julius-Maximilians-Universität Würzburg) referiert über »Plurale Erinnerungskultur als gesellschaftliche Herausforderung« und Markus Rieger-Ladich von der Universität Tübingen über »Imagination, Tribalismus und Erinnerungskultur«. Die Antisemitismusforscherin Sina Arnold (TU Berlin) geht »Definitionen und Diversity« auf den Grund: »Antisemitismusforschung zwischen Politik, Polarisierung und Praxis«.

Über »Bildung und Judenhass« sowie den Umgang von Universitäten mit Antisemitismus spricht Sebastian Voigt vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin. Und Nicole Deitelhoff (Goethe-Universität) geht der Frage nach: »Was heißt es heute, Politische Wissenschaft zu betreiben?« Abschließend werden Christian Wiese und Sabine Andresen (beide Goethe-Universität) sowie Mirjam Wenzel vom Jüdischen Museum Frankfurt auf einer Podiumsdiskussion jene Frage erörtern, die aktueller kaum sein könnte: »Wie (un-)politisch ist die Universität?«

»Diversität und Diskurs. Antisemitismus. Erinnerungskultur. Demokratie. Wie (un-)politisch ist die Universität?«, Ringvorlesung, 28. Mai bis 9. Juli, dienstags von 18 bis 20 Uhr, Frankfurt am Main, Hörsaalzentrum Westend, HZ 6

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