Spende

»Die Nashörner ziehen um«

Christopher Landsberg Foto: IMAGO/Eduard Bopp

Herr Landsberg, die US-Amerikanerin Elizabeth Reichert und nun verstorbene Witwe des Schoa-Überlebenden Arnulf Reichert hat Ihrem Zoo etwa 24,5 Millionen Euro vererbt. Wie kam das zustande?
2015 kam hier eine E-Mail ins Haus geschneit. Es war Reicherts Banker, der schrieb, dass er eine Kundin hätte, die dem Kölner Zoo zehn Millionen Euro vererben wollte. Jeder hofft ja auf eine reiche Tante aus Amerika, die irgendwann anruft. So fühlte es sich damals für uns an. Mein erster Gedanke war aber, dass es sich um einen Betrug handelt. Doch durch den Kontakt zur Bank und mithilfe einer deutschen Anwaltskanzlei konnten wir bestätigen, dass Frau Reichert wirklich existierte. Dem Banker sagte ich damals trotzdem: Ich überweise dir kein Geld!

Wie ging es dann weiter?
Wir mussten erst einmal Vertrauen schaffen. Im Jahr 2016 gründeten wir daher die Arnulf Reichert Foundation. Anschließend habe ich Frau Reichert in den USA besucht. Später stellte sich heraus, dass es um mehr Geld geht. Am Ende sind es jetzt um die 26 Millionen US-Dollar geworden. Ihr Hobby war es, mit Aktien zu spekulieren. So hat sie ihr Vermögen aufgebaut.

Was haben Sie mit dem Erbe vor?
Das ist in der Stiftung klar definiert. Das Geld ist zum Erhalt und zur Entwicklung des Kölner Zoos gedacht. Wir müssen irgendwann die Giraffen-Anlage umbauen und um das tun zu können, müssen die Nashörner umziehen. Deshalb bauen wir gerade die Nashorn-Anlage um. Das hätten wir aber so oder so getan, aber es ist jetzt natürlich leichter.

Es heißt, dass die Reicherts während der NS-Zeit im Widerstand waren und Frau Reichert dabei half, ihren jüdischen Mann zu verstecken. Was wissen Sie darüber?
Was das angeht, war sie sehr zurückhaltend. Darüber hat sie nie gern gesprochen.

Warum, glauben Sie, war Reicherts Verbundenheit zum Kölner Zoo so groß?
Wenn man ein Kölsche Mädche ist und Tiere liebt, dann kann man eigentlich nur dem Kölner Zoo etwas vererben. Ich vermute, dass sie Köln, ihre Heimatstadt, nie vergessen hat. Aber warum sie das am Ende so konsequent durchgezogen hat, kann ich Ihnen nicht sagen.

Wie erinnern Sie sich an Frau Reichert?
Sie war sehr selbstbestimmt. Ich habe sie kennengelernt, da war sie weit über 80, aber trotzdem topfit und resolut in ihren Gedanken. Sie war sehr klar in ihrer Entscheidung. Ich glaube, davon hätte sie auch nichts abgebracht.

Haben Ihnen andere Zoo-Vorstände gratuliert?
Ja, klar. Die sind alle schon ein wenig neidisch. Es gibt sicherlich keinen anderen Zoo in Deutschland, der jemals so viel Geld vererbt bekommen hat.

Mit dem Vorstand des Kölner Zoos sprach Lilly Wolter.

Umfrage

»Wir lassen uns nicht unterkriegen«

Trotz des erschütternden Terroranschlags in Sydney wollen sich viele Mitglieder der jüdischen Gemeinden in Deutschland nicht den Mut rauben lassen, öffentlich Chanukka zu feiern. Ein Stimmungsbild

von Christine Schmitt, Helmut Kuhn, Nicole Dreyfus, Ulrike Gräfin Hoensbroech  17.12.2025

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Neuer Staatsvertrag für jüdische Gemeinden in Sachsen-Anhalt

Das jüdische Leben in Sachsen-Anhalt soll bewahrt und gefördert werden. Dazu haben das Land und die jüdischen Gemeinden den Staatsvertrag von 2006 neu gefasst

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns erwarten?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Berlin

Chanukka-Licht am Brandenburger Tor entzündet

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin das erste Licht am Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet. Der Bundespräsident war dabei

 15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Berlin

Straße nach erster Rabbinerin der Welt benannt

Kreuzberg ehrt Regina Jonas

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025