Ferienbetreuung

Der Schwarzwald ruft

Daniel Golikov übernimmt in diesem Sommer eine ganz besondere Verantwortung, denn der Student leitet den ersten Turnus der Sommer-Machanot der ZWST in Bad Sobernheim.

»Wir müssen alles richtig machen, darauf achten, dass sich alle an die Regeln halten«, sagt der Student aus Heidelberg, der die Leitungsfunktion zusammen mit Julia Blechman übernimmt. Und er betont: »Ich traue es uns zu. Es ist toll, dass die ZWST die Machanot möglich macht.«

GRUPPEN Die Sicherheit der Kids steht für alle an erster Stelle. Aber weil die Schüler wegen der Corona-Pandemie so lange zu Hause waren, sei es nun umso wichtiger, dass die Machanot stattfinden, findet Golikov. Klar, dass vieles anders sein wird, wenn man immer auf den notwendigen Abstand achten, sich die Hände regelmäßig waschen muss – und natürlich die Gruppen kleiner sein werden.

Die Sicherheit der Kids steht für alle an erster Stelle.

Schon als Kind war Daniel bei Machanot in Bad Sobernheim dabei. Später ermunterte ihn die Jugendzentrumsleiterin, eine Madrich-Ausbildung zu machen: »Auf die war ich dann sehr gespannt.« Seitdem war der heute 25-Jährige immer wieder im Einsatz. Und auch dieses Jahr freut er sich darauf.

Mary Kokorev war als Siebenjährige zum ersten Mal in Bad Sobernheim. »Ich habe früh angefangen«, sagt sie lachend. Damals lebte sie gerade ein Jahr in Hannover, sie war mit ihrer Familie aus Israel nach Deutschland gezogen. Wie oft sie dabei war – da muss die 20-jährige Studentin erst einmal kurz nachdenken. 20-mal als Chanicha, siebenmal Madricha? So in etwa.

KONZEPT Auf jeden Fall ist dieses Engagement ein Lebensinhalt für sie. Zusammen mit anderen Madrichim hat sie diesmal auch das Konzept geplant – obwohl lange Zeit unklar war, ob die Machanot überhaupt stattfinden werden. Worum könnte es in diesem Sommer gehen? Wie könnten die Peulot aussehen? Wie lautet das Thema? Über diese Fragen zerbrachen sie sich alle den Kopf. Allerdings herrscht noch Schweigen über die Inhalte. Nur so viel: »Das Ergebnis kann sich sehen lassen.«

Wahrscheinlich wird sie zu einem Machane im Schwarzwald fahren, aber welchen Turnus sie begleitet, soll eine Überraschung werden. »Natürlich wird alles ganz anders sein als zuvor.« Bei den Aktivitäten muss Abstand gewahrt werden, es darf zu keiner Berührung kommen. »Das gibt einem ein ganz anderes Gefühl.« Aber dennoch werden es tolle Tage, verspricht Mary. Sie möchte etwas zurückgeben, was sie selbst schon bekommen hat. »Die Kinder erleben eine schöne Zeit und können aufholen, was sie verpasst haben.«

VORBEREITUNGSSEMINAR Beim Vorbereitungsseminar nutzten die Madrichim diesmal »Zoom« und Facetime. »Das funktioniert auch, war aber schade, dass wir nicht wie sonst ein verlängertes Wochenende zusammensaßen«, sagt Natalie Ajzensztejn, die in Berlin lebt und in Potsdam Jura studiert. Aber die Pandemie biete auch die Chance, neue Medien miteinzubeziehen.

Natalie Ajzensztejn ist sicher, das die Machanot trotz aller Herausforderungen schön werden.

Die Studentin (20) freut sich auf ihren Einsatz – wahrscheinlich ebenfalls im Schwarzwald. »Es wird gut, obwohl es für jeden eine Herausforderung bedeutet.« Denn es muss verstärkt auf die Einhaltung der Regeln geachtet werden, weiß sie. »Aber ich denke, dass das jeder zu Hause schon gelernt haben wird.«

Vor zehn Jahren war Ajzensztejn das erste Mal in Sobernheim mit Bekannten aus ihrer Heimatstadt Hamburg. Es gefiel ihr sofort, an Heimweh kann sie sich nicht erinnern. Vier- bis fünfmal war sie als Madricha dabei, zuletzt in Italien. Im vergangenen Jahr konnte sie wegen des Studiums nicht mitkommen. Sonst engagiert sich Natalie auch bei den Winter-Machanot. In diesem Semester ist ihre letzte Klausur im Juli. Dann rufen der Schwarzwald und die Kinder.

Auszeichnung

Die Frau mit den Blumen

Zwei Jahre lang ging Karoline Preisler auf anti-israelische Demonstrationen, um auf das Schicksal der Geiseln aufmerksam zu machen. Jetzt erhält sie den Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden

von Michael Thaidigsmann  30.10.2025

Nachruf

Gestalter mit Weitblick

Für Jacques Marx war die Gemeindearbeit eine Lebensaufgabe. Eine persönliche Erinnerung an den langjährigen ehemaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen

von Michael Rubinstein  30.10.2025

Ehrung

Demokratiepreis für Graphic Novel über Schoa-Überlebende

Die Schoa-Überlebenden Emmie Arbel gewährte Zeichnerin Barbara Yelin vier Jahre lang Einblicke in ihr Leben

 30.10.2025

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  30.10.2025

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 29.10.2025

Schwielowsee

Shlomo Afanasev ist erster orthodoxer Militärrabbiner für Berlin und Brandenburg

Militärrabbiner gibt es bereits in Deutschland. Nun steigt der erste orthodoxe Rabbiner bei der Bundeswehr in Brandenburg ein

 29.10.2025

Essay

Vorsichtig nach vorn blicken?

Zwei Jahre lang fühlte sich unsere Autorin, als lebte sie in einem Vakuum. Nun fragt sie sich, wie eine Annäherung an Menschen gelingen kann, die ihr fremd geworden sind

von Shelly Meyer  26.10.2025

Stuttgart

Whisky, Workshop, Wirklichkeit

In wenigen Tagen beginnen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Jüdischen Kulturwochen. Das Programm soll vor allem junge Menschen ansprechen

von Anja Bochtler  26.10.2025

Porträt

Doppeltes Zuhause

Sören Simonsohn hat Alija gemacht – ist aber nach wie vor Basketballtrainer in Berlin

von Matthias Messmer  26.10.2025