Hamburg

Brief an einen Vater

Eingang der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Foto: Emily Mohney

Im November ist auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme der »Ort der Verbundenheit« feierlich eröffnet worden. Ab sofort können dort Angehörige Plakate für Familienmitglieder gestalten, die im KZ inhaftiert waren. Der »Ort der Verbundenheit« besteht aus einer Präsentation vor Ort in Form von Druckplatten und einer Plakatwand, einer Druckwerkstatt und einer Webseite mit einem digitalen Archiv.

Die Angehörigen können Plakate individuell gestalten, die die Geschichten ihrer verfolgten Familienmitglieder erzählen. Diese Plakate können dann direkt vor Ort vervielfältigt werden, um so die Erinnerung lebendig zu erhalten.

Workshops Aus den Plakatmotiven der Opferfamilien werden Druckplatten erstellt, die in Archivregalen dauerhaft im Außengelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme präsentiert werden. Die Vorarbeiten können die Besucher in der Druckwerkstatt der KZ-Gedenkstätte in Workshops selbst erledigen, die Plakate im Hochdruckverfahren vervielfältigen und an einer Plakatwand präsentieren.

So werden die Erinnerungen an die NS-Opfer immer wieder neu sichtbar gemacht, und das Gedenken wird zu einem aktiven Prozess. »Gedenken heißt handeln!«, heißt es auf der mehrsprachigen Website www.ort-der-verbundenheit.org, auf der die Plakate online zu sehen sind. Angehörige und Personen, die das Projekt unterstützen möchten, finden auf der Internetseite auch Anleitungen zum Mitmachen.

Der »Ort der Verbundenheit« will dazu anregen, aktiv zu werden.

»Mein Plakat ist ein Brief an meinen Vater und meine von den Nazis so schrecklich verfolgte Familie. Ich verspreche meinem Vater darin, wachsam zu bleiben und einzugreifen. Die nationalsozialistischen Verbrechen werden heute wieder verleugnet, verdreht und verharmlost. Für mich bedeutet Gedenken daher auch Handeln. Der Ort der Verbundenheit will dazu anregen, aktiv zu werden. Das finde ich heute wichtiger denn je«, sagt Bernhard Esser von der Arbeitsgemeinschaft »Ort der Verbundenheit«.

»Die Gestaltung eines aktiven Erinnerungsprozesses durch Angehörige und Studierende der Hochschule für bildende Künste Hamburg ist ein höchst gelungenes Zusammenwirken verschiedener Generationen und kultureller Kompetenzen«, sagt Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda. »Wir als Studierende wollten einen Gedenkort schaffen, der zu aktivem Handeln einlädt«, sagt Charlotte Perka vom Studio Experimentelles Design.

Fünf Jahre haben Angehörige ehemaliger Häftlinge des KZs Neuengamme aus mehreren Ländern auf diesen Moment hingearbeitet. Coronabedingt war mit Uta Kühl, Bernhard Esser und Kristof Van Mierop neben Hannes von Coler und Nick Craven als Vertreter des Studios für experimentelles Design und Oliver von Wrochem, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, nur eine kleine Gruppe Angehöriger bei der Eröffnung vor Ort. Sie kamen aus Deutschland und Belgien. Die Feier wurde per Instagram übertragen.

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  17.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025