Berlin

Blindgänger entschärft

Das Jüdische Krankenhaus in der Iranischen Straße Foto: imago/Joko

Als wäre die Pandemie-Situation nicht genug, hatte das Jüdische Krankenhaus Berlin in der vergangenen Woche eine weitere Herausforderung zu bewältigen: eine vorübergehende Evakuierung. Denn auf dem Krankenhausgelände wurde am Sonntag eine 250 Kilogramm schwere amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft, die dort am 19. November bei Bauarbeiten an einem Neubau gefunden worden war.

Tausende Menschen aus den Bezirken Mitte und Reinickendorf mussten daher am Sonntag ihre Wohnungen verlassen. Insgesamt 15.000 Menschen waren ab 6 Uhr morgens angehalten, eine Sperrzone im Umkreis von 500 Metern rund um den Fundort der Bombe in der Iranischen Straße zu räumen. Neben dem Jüdischen Krankenhaus musste auch ein Altersheim geräumt werden, innerhalb der Sperrzone galt dann Lebensgefahr, teilte die Polizei mit.

Seit Montag vergangener Woche fanden nur noch planbare Aufnahmen statt.

»Das Wichtigste ist für uns, die beste Lösung für unsere Patienten zu finden«, sagte Krankenhaus-Sprecherin Maxi Schumacher im Vorfeld. Einige der rund 300 Patienten seien da bereits verlegt worden, andere hatten es noch vor sich. Die Verlegung der Patienten erfolgte mit normalen Krankentransportwagen, organisiert durch die Berliner Feuerwehr. Die medizinische Behandlung der Patienten sollte nicht unterbrochen werden, betonte die Sprecherin.

COVID-19-STATION Insgesamt seien von der Intensivstation 40 Patienten in andere Kliniken gebracht worden, darunter 30 von der Covid-19-Station. Am Samstag waren die verbliebenen Patienten in anderen Krankenhäusern aufgenommen worden. Manche werden von dort entlassen werden, andere kommen wieder zurück ins Jüdische Krankenhaus.

Nach erfolgreicher Entschärfung des Blindgängers am Sonntagabend wurde der Sperrkreis von der Berliner Polizei aufgehoben. Das Krankenhaus nahm ab Montag den regulären Betrieb inklusive der Notfallversorgung wieder auf.

Seit Montag vergangener Woche fanden nur noch planbare Aufnahmen im Jüdischen Krankenhaus statt. »Alle Patienten mit geplant längeren Liegezeiten erhalten einen neuen Termin zur geplanten Aufnahme. Wir hatten Glück, dass wir genug Zeit hatten, die Evakuierung in Ruhe vorbereiten zu können«, sagte Maxi Schumacher.

TRÄGER Das Jüdische Krankenhaus wurde 1756 als »Juden-Lazarett« in Berlin-Mitte gegründet, 1914 zog es in den Neubau in Berlin-Wedding um. Ab 1933 wurde zunächst die Behandlung von »Ariern« verboten; nichtjüdische Angestellte wurden gezwungen, ihre Mitarbeit aufzugeben. Ab 1942 wurde das Haus zudem schrittweise in ein Ghetto umfunktioniert und als Sammellager zur Deportation von Berliner Juden in die Vernichtungslager missbraucht.

1963 war der Krankenhausbetrieb in eine Stiftung des bürgerlichen Rechts umgewandelt worden, deren Träger neben der Jüdischen Gemeinde auch das Land Berlin ist.

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025