München

Beunruhigende Entwicklung

Maccabi-Trainer Max Brym wurde verbal attackiert. Foto: pr

Die Zahl der Straftaten mit antisemitischem Hintergrund ist im vergangenen Jahr erneut angestiegen – um 13 Prozent. Diese Zahl ist der Kriminalstatistik der bayerischen Polizei zu entnehmen, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, sprach von einer gefährlichen Entwicklung, die aus ihrer Sicht allerdings nicht überraschend kommt. Besorgniserregend sei inzwischen vor allem, wie sehr Judenhass in den vergangenen Jahren in der Öffentlichkeit wieder sichtbar geworden sei.

HASS »Zwar hätte niemand geglaubt, dass Antisemitismus völlig überwunden ist«, erklärte sie, »aber der Rückhalt, den er offenbar in Teilen der Gesellschaft genießt, ist schockierend.« Nach Überzeugung der IKG-Präsidentin hätten verschiedene politisch extremistische Gruppierungen dazu beigetragen, Hass gegen Juden wieder salonfähig zu machen, allen voran die AfD.

Wie bedrohlich die Situation für Juden mitten in München geworden ist, machte Knobloch am Beispiel von Maccabi-Trainer Max Brym deutlich, der erst vor wenigen Tagen Opfer antisemitischer Hasstiraden eines »Corona-Leugners« wurde.

Im Englischen Garten war der unbekannte Radfahrer verbal auf Brym losgegangen, der die Sportvereinsjacke trug, auf der ein Davidstern prangt. »Judenhass«, kommentierte Knobloch den bedrückenden Vorfall, »hat mit der Ausbreitung des Coronavirus offenbar eine neue Projektionsfläche erhalten.«

INTERNET Wie bereits mehrfach in der Vergangenheit, forderte sie eine strengere Reglementierung des Internets. »Hass auf Juden und antisemitische Verschwörungstheorien hätten ohne das Internet nie eine solche gesellschaftliche Verbreitung erfahren«, ist Knobloch überzeugt.

Die logische Konsequenz sieht die IKG-Präsidentin in einer Verschärfung gesetzlicher Bestimmungen. Vor allem komme es aber darauf an, diese Vorschriften im Netz auch durchzusetzen. Es dürfe nicht sein, dass der Rechtsstaat tatenlos zusehe, wie Rechtsextreme zuerst im Internet und dann in der realen Welt das gesellschaftliche Zusammenleben vergiften: »Nicht nur die jüdische Gemeinschaft ist hier gefährdet – es ist die gesamte freie und offene Gesellschaft.«

Porträt der Woche

»Musik war meine Therapie«

Hagar Sharvit konnte durch Singen ihre Schüchternheit überwinden

von Alicia Rust  15.07.2025

Berlin

Gericht vertagt Verhandlung über Lahav Shapiras Klage gegen Freie Universität

Warum die Anwältin des jüdischen Studenten die Entscheidung der Richter trotzdem als großen Erfolg wertet. Die Hintergründe

 15.07.2025 Aktualisiert

Andenken

Berliner SPD: Straße oder Platz nach Margot Friedländer benennen

Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Für ihr unermüdliches Wirken will die Berliner SPD die im Mai gestorbene Holocaust-Überlebende nun sichtbar ehren

 15.07.2025

Bonn

Schoa-Überlebende und Cellistin Anita Lasker-Wallfisch wird 100

Sie war die »Cellistin von Auschwitz« - und später eine engagierte Zeitzeugin, die etwa vor Schülern über ihre Erlebnisse unter dem NS-Regime sprach. Jetzt feiert sie einen besonderen Geburtstag

von Leticia Witte  15.07.2025

Würdigung

Er legte den Grundstein

Vor 100 Jahren wurde Simon Snopkowski geboren. Zeitlebens engagierte sich der der Schoa-Überlebende für einen Neubeginn jüdischen Lebens in Bayern

von Ellen Presser  14.07.2025

München

Im Herzen ist sie immer ein »Münchner Kindl« geblieben

Seit 40 Jahren ist Charlotte Knobloch Präsidentin der IKG München. Sie hat eine Ära geprägt und das Judentum wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt

von Christiane Ried  14.07.2025

Jubiläum

Münchner Kultusgemeinde feiert Wiedergründung vor 80 Jahren

Zum Festakt werden prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet

 14.07.2025

Berliner Ensemble

Hommage an Margot Friedländer

Mit einem besonderen Abend erinnerte das Berliner Ensemble an die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende. Pianist Igor Levit trat mit hochkarätigen Gästen auf

 14.07.2025

Reisen

Die schönste Zeit

Rom, Balkonien, Tel Aviv: Hier erzählen Gemeindemitglieder, an welche Urlaube sie sich besonders gern erinnern

von Christine Schmitt, Katrin Richter  13.07.2025