Hamburg

Beliebtes Motiv: Sigmund Freud

Max Halberstadt war der Lieblingsfotograf von Sigmund Freud, von ihm ließ sich Freud immer wieder ablichten. Foto: imago images / Photo12

Hamburg

Beliebtes Motiv: Sigmund Freud

Ausstellung zeigt Fotos von Max Halberstadt

von Heike Linde-Lembke  21.05.2021 16:42 Uhr

Ein Liebespaar auf einer Bank am Elbufer. Die morbide Schönheit des historischen Jüdischen Friedhofs Königstraße in Altona. Ein Bananenverkäufer auf dem Fischmarkt, eine jüdische Familie vor Schabbateingang. Und immer wieder Sigmund Freud. Der Begründer der Psychoanalyse wählte den Hamburger Lichtbildner Max Halberstadt zu seinem Porträtfotografen, die geschäftliche Beziehung wurde privat, im Januar 1913 heiratete Max Halberstadt Freuds Tochter Sophie.

Heute ist Max Halberstadt vergessen. »Zu Unrecht«, sagt Wilfried Weinke, Literaturwissenschaftler, Publizist und Kurator geschichtlicher Ausstellungen. Jetzt hat er die Schau Der Fotograf Max Halberstadt. »… eine künstlerisch begabte Persönlichkeit« im Museum für Hamburgische Geschichte kuratiert, ein Beitrag zum Jubiläumsjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«. Wilfried Weinke hatte für ein Buch über jüdische Fotografen recherchiert und einen vom NS-Terror vertriebenen und bislang vergessenen Fotografen entdeckt.

Tochter Angehörige Halberstadts halfen dabei. Während seiner Suche traf Weinke auf Eva Spangenthal aus Johannesburg, die ihn fragte, warum er eine Ausstellung über jüdische Fotografen der 20er-Jahre konzipiere, in der ihr Vater Max Halberstadt nicht erwähnt werde. »Ohne die Leihgaben aus dem Nachlass wäre diese Ausstellung nie entstanden«, sagt Weinke heute dankbar.

»Die Familie ist so glücklich, dass ihre Geschichte jetzt in der Ausstellung präsentiert wird«, freut sich Weinke.

Halberstadt war in den 20er-Jahren einer der bekanntesten Porträtfotografen. Seine Aufnahmen von Sigmund Freud werden bis heute weltweit publiziert. Buchverlage, Zeitungen, Zeitschriften und Magazine drucken die Halberstadt-Fotos, ohne nach dem Urheber zu fragen. Als Halberstadt 1936 vor den Nazis nach Johannesburg floh, sorgten diese dafür, dass er in Vergessenheit geriet. »Heute sucht man Max Halberstadt in Fotografenlexika vergeblich«, bedauert Wilfried Weinke.

Johannesburg In Johannesburg baute sich Max Halberstadt ein neues Atelier auf. Doch die Verdrängung und die Verfolgung durch die Nazis machten ihn krank. Er starb 1940 mit nur 58 Jahren in Johannesburg.

»Ich glaube nicht, dass diese Ausstellung der Schlusspunkt in Leben und Werk Max Halberstadts ist«, sagt Weinke. Ihm ist es sehr wichtig, weitere Fotografien von Max Halberstadt zu entdecken, und so bittet er, auf Bildern nach Hinweisen auf seine Urheberschaft zu suchen.

Der Vater eines liberalen Rabbiners aus New York schickte ihm sieben Originale von 80 bis 100 Jahre alten Fotos, allesamt von Halberstadt erstellt. »Die Familie ist so glücklich, dass ihre Geschichte jetzt in der Ausstellung präsentiert wird«, freut sich Weinke.

Die Ausstellung »Max Halberstadt« ist bis Jahresende zu sehen.

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Neuer Staatsvertrag für jüdische Gemeinden in Sachsen-Anhalt

Das jüdische Leben in Sachsen-Anhalt soll bewahrt und gefördert werden. Dazu haben das Land und die jüdischen Gemeinden den Staatsvertrag von 2006 neu gefasst

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns wollen?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Berlin

Chanukka-Licht am Brandenburger Tor entzündet

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin das erste Licht am Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet. Der Bundespräsident war dabei

 15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Berlin

Straße nach erster Rabbinerin der Welt benannt

Kreuzberg ehrt Regina Jonas

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Chanukkia

Kleine Leuchter, große Wirkung

Von der Skizze bis zur Versteigerung – die Gemeinde Kahal Adass Jisroel und die Kunstschule Berlin stellen eine gemeinnützige Aktion auf die Beine. Ein Werkstattbesuch

von Christine Schmitt  12.12.2025