Redezeit

»Begabte unterstützen«

Inge Frey Foto: Gerhard C. Starck Stiftung

Redezeit

»Begabte unterstützen«

Inge Frey über Stipendien der Gerhard C. Starck Stiftung, finanzielle Förderung und Einser-Zeugnisse

von Philipp Peyman Engel  20.10.2014 09:15 Uhr

Frau Frey, die Gerhard C. Starck Stiftung vergibt seit 2006 Stipendien an jüdische Studenten. Welche Voraussetzungen muss ein Bewerber erfüllen, um gefördert zu werden?
Die Stiftung unterstützt besonders begabte jüdische Studenten zwischen 17 und 35 Jahren. Besonders begabt meint, dass die Noten des Bewerbers im Einserbereich liegen sollten. Soziales Engagement fließt auch in unsere Entscheidung mit ein, ist aber nicht obligatorisch. Zwingende Voraussetzung ist jedoch, dass die Studenten Mitglieder einer jüdischen Gemeinde in Deutschland, Österreich oder der Schweiz sind.

Heute beginnt an den Universitäten das neue Wintersemester. Bis wann können sich Studenten zur Aufnahme in das Förderprogramm bewerben?
Wir nehmen einmal in Jahr zum Wintersemester neue Stipendiaten auf. Das Bewerbungsverfahren für 2015 haben wir vor Kurzem abgeschlossen. Für eine Förderung ab dem kommenden Wintersemester können sich Studenten bis 1. Juli 2015 bewerben.

Welche Leistungen umfasst die Förderung?
Wir sichern in erster Linie den Lebensunterhalt der Stipendiaten. Sie sollen sich voll und ganz auf ihr Studium konzentrieren können. Studenten im Bachelor- und Masterbereich erhalten bis zu 780 Euro monatlich. Doktoranden und Habilitanden bis zu 880 Euro. Maßgeblich für den Förderbetrag ist übrigens die finanzielle Situation der Stipendiaten, nicht die Einkünfte ihrer Eltern, wie das bei manch anderer Stiftung der Fall ist.

Wie viele Studenten bewerben sich pro Jahr?
In Spitzenzeiten gehen bis zu 100 Bewerbungen ein. Wie viele wir berücksichtigen können, hängt von der Anzahl der Studienabschlüsse bereits von uns geförderter Stipendiaten ab. Ein weiterer Faktor sind die Mittel, die uns im betreffenden Jahr zur Verfügung stehen. Im Schnitt werden pro Jahr 20 Studenten in unser Förderprogramm aufgenommen. Seit Gründung der Stiftung im Jahr 2004 haben wir bisher 170 Stipendiaten gefördert.

Das jüdische Stipendienwerk ELES bietet seinen Studenten eine umfangreiche ideelle Förderung an. Ist das bei der Starck-Stiftung auch der Fall?
Als vergleichsweise kleine Stiftung geschieht das im Rahmen unserer Möglichkeiten. Wir organisieren zum Beispiel regelmäßig Stipendiatentreffen. Zuletzt haben sich die Stipendiaten im oberbayerischen Fischbachau zu einem dreitägigen Seminar zum Thema »Jüdische Identität und Verantwortung« getroffen. Seit 2009 haben wir zudem die Möglichkeit, dass einige unserer Studenten an der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau teilnehmen. Darüber hinaus können aktive und ehemalige Stipendiaten in einem eigens für sie eingerichteten Netzwerk Kontakt halten. Und wir denken im Bereich ideelle Förderung an eine Kooperation mit ELES, da das Stipendienwerk schon allein aufgrund seiner Größe ganz andere Möglichkeiten hat als wir. Die Förderung des jüdischen Bewusstseins ist uns wichtig.

Die Stiftung wurde im Jahr 2004 aus dem Erbe der Düsseldorfer Richterin Renate Starck-Oberkoxholt gegründet. Warum lag ihr die Förderung junger Juden so sehr am Herzen?
Die im Juli 2003 verstorbene Stifterin Renate Starck-Oberkoxholt war Zeit ihres Lebens von der intellektuellen und künstlerischen Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland vor 1933 fasziniert. Ihr Mann Gerhard C. Starck, der 2000 verstarb, hatte selbst jüdische Wurzeln. Beide wussten natürlich, dass sich eine jüdische Kultur der Weimarer Zeit nicht wiederbeleben lässt. Sie waren jedoch zutiefst davon überzeugt, dass der Beitrag besonders begabter junger Juden für das Gemeinwesen ungemein wichtig ist – und deshalb der Förderung bedarf.

Mit der Stiftungssekretärin sprach Philipp Engel.

www.starck-stiftung.de

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025