Tu Bischwat

»Bäume reinigen die Luft«

Draußen liegt Schnee, es ist fünf Grad unter null. An den Blättern der Bäume hängt kein einziges Blatt. In Israel werden an Tu Bischwat Bäume gepflanzt. Aber in Deutschland? Wie kann man mitten im Winter das Neujahrsfest der Bäume feiern? Ist das nicht absurd? Nein, findet die Israelin Avishag Weidner, die den »Kid’s Club« für Grundschüler bei Bambinim leitet. Das ist ein jüdischer Familientreff der amerikanischen Organisation »Joint« in Berlin.

Avishag kommt aus Holon und erinnert sich: »In Israel sind wir als Schüler nach draußen gegangen und haben Bäume gepflanzt. Das war’s. Manchmal auch gar nicht an Tu Bischwat selbst – also am 15. Tag des Monats Schwat –, sondern ein paar Tage früher oder später.«

Auch bei Bambinim beginnen die Aktivitäten zu Tu Bischwat schon einige Tage vor dem Fest. Avishag und ihre Kollegin Mona Kraft haben sich einiges einfallen lassen: Zusammen mit den Kindern bauen sie einen Baum mitten im Zimmer – aus einem Sonnenschirm, an dem grüne Blätter hängen. Auf den Blättern steht: »CO2«, also Kohlendioxid, das von Bäumen in Sauerstoff umgewandelt wird.

Schatten
»Ohne Bäume gibt es kein Leben – sie versorgen die Menschen mit Nahrung, spenden Schatten und reinigen die Luft«, sagt Avishag. Und Michael (6) ergänzt: »Wir atmen reine Luft ein und dreckige Luft aus. Die Bäume machen es umgekehrt.«

Dann erzählt Avishag eine Geschichte aus dem babylonischen Talmud (Traktat Taanit 23a) von Rabbiner Honi, der sich sehr darüber wunderte, warum ein alter Mann in Israel einen Johannisbrotbaum pflanzen wollte. »Warum pflanzt du diesen Baum? Weißt du nicht, dass es 70 Jahre dauern wird, bis dieser Baum Früchte trägt?«, fragte Honi verwundert. Aber der alte, weise Mann antwortete: »Ich pflanze diesen Baum nicht für mich, sondern für meine Kinder und Enkel.« Daraufhin fiel Honi in einen Schlaf, der 70 Jahre dauerte. Und als er aufwachte, sah er einen Johannisbrotbaum – und die Kinder des Mannes, die von den Früchten des Baums aßen.

»Okay, ich schlafe jetzt auch 70 Jahre«, sagt Michael und legt sich unter den Sonnenschirm. Zum Glück dauert es nicht so lang, bis es Mittagessen für alle gibt – und zum Nachtisch getrocknete Früchte. Warum gerade Trockenobst? »Weil wir an Tu Bischwat die Früchte des Landes Israel essen wollen: Datteln, Feigen, Aprikosen, Pflaumen, Mandeln und Nüsse«, sagt Avishag.

Klimt Zum Schluss reden alle über Bilder von Künstlern, die ganz verschiedene Bäume gemalt haben – wie Marc Chagall, Gustav Klimt und Vincent van Gogh. Und natürlich malen die Kinder auch selbst einen Baum. Oder gleich einen ganzen Wald. Es gibt also genügend Ideen, wie man Tu Bischwat in Deutschland feiern kann – auch wenn es draußen kalt, ungemütlich und scheußlich ist!

Viele jüdische Familien feiern sogar einen richtigen Tu-Bischwat-Seder – ähnlich wie an Pessach, aber mit den »sieben Arten« des Landes Israel: Rosinen (Weintrauben), Nüsse, Feigen, Datteln, Oliven, Granatäpfel und Getreide. Dazu gibt es für Erwachsene vier Gläser Wein – und für Kinder vier Gläser Saft.

Tu Bischwat fällt in diesem Jahr auf Montag, den 25. Januar. Wer Lust hat, diesen Seder mit Eltern und Geschwisternauszuprobieren, findet online Anleitungen unter:

www.zwst-hadracha.de

Viel Erfolg, viel Spaß und Tu Bischwat Sameach!

Lesung

Ein zeitgenössisches Märchen

Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter stellte im Literaturhaus seinen neuen Roman »Stadt der Hunde« vor

von Luis Gruhler  16.06.2025

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Thüringen

Gebete im »Salon Goethe«

Rund 130 Menschen kamen zum Schabbaton der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin nach Weimar

 16.06.2025

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025

Sachsen

Verdienstorden für Leipziger Küf Kaufmann

Seit vielen Jahren setze er sich für den interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein

 11.06.2025