Berlin

Austausch auf allen Plätzen

Auch Thomas Müller (2.v.l.) hat schon in Israel gekickt: U21-Länderspiel Deutschland gegen Israel im Oktober 2009 Foto: dpa

Miri Regev, erst seit wenigen Monaten Sportministerin im israelischen Kabinett, wollte aus einem Rückschlag ein Plus machen. Nach Berlin angereist war sie, weil deutsch-israelische Regierungskonsultationen angekündigt waren. Doch nicht etwa der Umstand, dass mit Rücksicht auf die angespannte Situation in Israel das regelmäßige Ministertreffen verschoben werden musste, bedeutete für Regev, die als einziges israelisches Kabinettsmitglied angereist war, einen Rückschlag.

Ein in den letzten Wochen ausgearbeitetes und unterschriftsreifes bilaterales Abkommen zum Sportaustausch kam nicht zustande, weil Regevs Fachkollege, Bundesinnenminister Thomas de Maizière, den Termin absagen musste. »Aus Gründen, die wir verstehen«, sagte Regev am Donnerstag in Berlin. Nun setzt die Ministerin darauf, dass das Abkommen demnächst andernorts unterzeichnet werden wird – »ich hoffe, dass wir das bald in Israel, in unserer Hauptstadt Jerusalem, nachholen können«.

tendenzen Regev nahm zusammen mit de Maizières Staatssekretär Ole Schröder an einem wissenschaftlichen Symposium zu »Möglichkeiten und Herausforderungen im Sport« teil, bei dem es um aktuelle Tendenzen und Probleme in den Sportsystemen Israels und Deutschland ging. Wissenschaftler, Politiker, Juristen und auch Praktiker aus Sportvereinen berichteten und diskutierten über das, was den Sport attraktiv oder auch schwierig macht.

Einen historischen Überblick über die Annäherung beider Sportsysteme lieferte der Historiker Robin Streppelhoff: von einem absoluten Nichtverhältnis, das zwischen deutschen und israelischen Sportlern bis etwa 1957 vorherrschte, über erste Annäherungen (bis 1969), eine deutliche Intensivierung und auch Institutionalisierung (bis 1977) bis letztlich hin zu einer intensiven Partnerschaft, so wie sie mittlerweile aktuell besteht.

förderung Einen großen Stellenwert beim Berliner Symposium nahm der Bereich der Förderung von Frauen- und Mädchensport ein. Vertreter des israelischen Sportministeriums stellten die Maßnahmen vor, mit denen in den letzten Jahren die Situation nachhaltig verbessert wurde. Erst seit wenigen Jahren hat Israel per Gesetz eine 30-Prozent-Frauenquote, was die Besetzung von Führungsämtern im Sport betrifft.

Damit die Umsetzung schneller vonstattengeht – und auch, damit sich das sportliche Niveau bei den Frauen verbessert –, gibt die staatliche Toto-Gesellschaft für jede Athletin zehn Prozent mehr Geld als an einen männlichen Athleten. Das macht es attraktiver für Vereine, Mädchen- und Frauenabteilungen zu fördern. Dorit Navon vom israelischen Sportministerium berichtete stolz von den Erfolgen ihres Projekts: War früher in Israel der Spitzensport eine Männerdomäne, so befanden sich bei den Olympischen Spielen 2012 in London 18 Frauen unter der 37-köpfigen israelischen Sportlerdelegation – das sind 49 Prozent. Bei den Spielen in Rio de Janeiro im kommenden Jahr werden unter den voraussichtlich 40 Athleten »mindestens« 20 Frauen sein, wie Navon bekräftigte.

finanzierung Auch über die Bedeutung und die Probleme, die die Sportfinanzierung über Lotterieeinnahmen mit sich bringt, wurde gesprochen. Während ein Vertreter des Bundesinnenministeriums über die Anstrengungen seines Hauses berichtete, Spielmanipulationen, Korruption und illegales Wetten in den Griff zu bekommen, wurde auf israelischer Seite das dort alles in allem erfolgreiche System der staatlichen Toto-Gesellschaft vorgestellt.

Seit 2011 haben sich die Einnahmen verdoppelt, für 2015 werden umgerechnet über 600 Millionen Euro erwartet. Grund für den Boom ist eine Öffnung der Wettangebote – von früher lediglich Fußball und Basketball hin zu weiteren Sportarten – sowie die offensive Nutzung neuer Medien: Nicht nur Wettannahmestellen wurden eingerichtet, sondern auch das Wetten über die Website und via App wurde intensiviert. 50 Prozent der Einnahmen werden mittlerweile mittels Zahlungen über Apps generiert.

manipulationen Dabei hat das israelische Toto von Beginn an mit strikten Regeln operiert, um Manipulationen auszuschließen. Während in Deutschland derzeit eine Behandlung der Sportmanipulation im Strafrecht vorbereitet wird, hatte sich das israelische Toto schon vor einer gesetzlichen Regelung darauf festgelegt, dass Wetten nicht mit Kreditkarten abgeschlossen werden können. Auch Minderjährige dürfen nicht spielen, desgleichen darf kein Geld auf Jugendsport gesetzt werden. Darüber hinaus existiert ein weitreichendes Monitoring-System.

Neben Frauensport und der Wettproblematik widmeten sich die Experten in Berlin auch Themen wie dem Behindertensport, der Verbesserung der Infrastruktur im lokalen Bereich sowie der Integration von gesellschaftlichen Minderheiten durch den Sport. Auch hier kann man in Deutschland einiges von israelischen Programmen lernen.

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