Initiative

Alternativer Tikkun im Theater

Mitten in Mitte: Im Acud-Theater trifft sich »Hamakom«. Foto: Jens Kalaene

Wer zu Schawuot in Berlin eine Synagoge besuchen möchte, kann sich über mangelnde Auswahlmöglichkeiten nicht beklagen. Ob liberal, orthodox, konservativ, sefardisch oder aschkenasisch: Für jede Richtung werden an den beiden Schawuot-Feiertagen (15. und 16. Mai) diverse Gottesdienste und am Dienstagabend, dem 14. Mai, die traditionellen Lernnächte (»Tikkun Leil Schawuot«) angeboten, die oft bis in die Morgenstunden dauern.

Eines aber gibt es bisher in der Hauptstadt nicht: einen Ort für säkulare Juden, die sich abseits der etablierten Institutionen mit jüdischer Tradition auseinandersetzen wollen – und die sich dem Judentum aus kultureller, weniger aus religiöser Perspektive nähern wollen.

Wochenende Eine Gruppe junger Frauen will das ändern: Mit »Hamakom« (hebräisch für: »Der Ort«) haben sie jetzt eine Initiative ins Leben gerufen, die Juden bewusst außerhalb der jüdischen Gemeinde ansprechen möchte. Als Auftakt veranstaltet die neue Gruppierung einen alternativen »Tikkun Leil Schawuot« unter dem Motto »Women and Love« am 18. Mai im Acud-Theater in der Veteranenstraße. Absichtlich wurde die Veranstaltung nicht auf einen der Schawuot-Feiertage, sondern auf das Wochenende gelegt, »wenn die Leute Zeit haben«, sagt

»Hamakom«-Mitgründerin Yaël Schlesinger (31). Präsentiert werden nicht nur biblische Texte, sondern es gibt zudem auch Workshops und Lesungen zu deutsch-jüdischen Familiengeschichten, Homosexualität im Buch Ruth und Unterschieden zwischen Judentum und Christentum in der Art der Liebe zu Gott und zu den Menschen. Für Musik sorgt die »Knoblauch Klezmer Band«.

»Warum sollen Menschen nicht die schönen Dinge des Judentums genießen, nur weil sie Hemmungen haben, in eine Synagoge oder in die jüdische Gemeinde zu gehen?«, fragt Schlesinger, die als Referentin im Jüdischen Museum arbeitet. Und die Israelin Aya Noah (38), die seit zweieinhalb Jahren in Berlin lebt, hat vor allem Nichtreligiöse und Israelis als Zielgruppe im Blick: »Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat nur 10.000 Mitglieder. Aber hier leben bis zu 50.000 Juden. Wir wollen auch diese Menschen ansprechen, die säkulare jüdische Gemeinschaft in der Stadt.«

30 plus Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Gründerinnen von »Hamakom« zur Generation 30 plus gehören – genau die Altersgruppe, für die jenseits von Studentenverband und Müttertreff in der jüdischen Gemeinschaft wenig angeboten wird.

Allerdings fällt bei einem Blick in die Referentenliste des alternativen »Tikkun Leil Schawuot« auf, dass teilweise die gleichen Namen auftauchen wie beim gemeinsamen Tikkun der Synagoge Pestalozzistraße und des Abraham Geiger Kollegs am 14. Mai im Gemeindehaus Fasanenstraße: Talmudprofessor Admiel Kosnan von der Uni Potsdam, Rabbiner Tovia Ben-Chorin und Adina Ben-Chorin.

Yaël Schlesinger begründet die Auswahl der Referenten so: Bei der Suche nach »Querdenkern« sei man bei den Orthodoxen nicht fündig geworden. Derweil ruft »Hamakom« zu Spenden auf, um den Schawuot-Tikkun und weitere Veranstaltungen zu finanzieren.

Frankfurt am Main

Jüdische Gemeinde sagt »Resonanzräume«-Festival ab

Grund ist die »die aktuelle Eskalation der Situation zwischen Israel und dem Iran«, so die Kulturabteilung

 17.06.2025

Lesung

Ein zeitgenössisches Märchen

Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter stellte im Literaturhaus seinen neuen Roman »Stadt der Hunde« vor

von Luis Gruhler  16.06.2025

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Thüringen

Gebete im »Salon Goethe«

Rund 130 Menschen kamen zum Schabbaton der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin nach Weimar

 16.06.2025

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025