Berlin

Alter Mythos neu aufgelegt

In den kommenden Monaten wird die Veranstaltungsreihe fortgesetzt.

Was ist die Ursache von Antisemitismus, und warum bleibt der Hass auf Juden und den Staat Israel in der Gesellschaft so tief verwurzelt und breitet sich immer wieder aus? Eine neue gemeinsame Veranstaltungsreihe der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, des Förderkreises Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Moses Mendelssohn Stiftung will diesen Fragen in den kommenden Monaten auf den Grund gehen. Schirmherr ist Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung.

Anfang Juli startete die Vortragsreihe mit dem Titel »Antisemitismus – Woher, Weshalb, Warum?« im Jüdischen Gemeindehaus in Berlin-Charlottenburg. Im Zentrum der Veranstaltung stand ein Vortrag des Historikers Julius Schoeps von der Moses Mendelssohn Stiftung zu den Ursprüngen des christlichen Antijudaismus und seinem Fortleben in heutigen Ausprägungen des Antisemitismus.

PROGRAMM Das Programm besteht aus insgesamt sieben Vorträgen. In der Vortragsreihe soll es um christlichen Antisemitismus, rassistisch und rechtsextrem begründeten Judenhass, linken Antisemitismus, Antisemitismus von islamistischer Seite und den Antisemitismus in sozialen Medien gehen. In einer Abschlussveranstaltung Anfang Dezember sollen dann Gegenstrategien für die Antisemitismusbekämpfung erörtert werden.

Die beste Waffe gegen Antisemitismus sei Wissen. Auf diesem Gebiet gebe es aber noch viel zu tun.

»Antisemitismus tötet, nicht irgendwo, nicht irgendwann, sondern jetzt hier bei uns«, sagte Lea Rosh, Vorsitzende des Förderkreises Denkmal für die ermordeten Juden Europas, zum Auftakt. Die Anschläge von Halle und Hanau hätten die schlimmsten Ängste wahr gemacht. In keinem Fall dürfe man es zulassen, dass Antisemiten gleich welcher Couleur den Rechtsstaat beschädigen. Felix Klein sagte in seinem Statement, dass das Internet die Verbreitung antisemitischer Hassbotschaften begünstige. Man wisse aus zahlreichen Studien, »dass es judenfeindliche Einstellungen in allen gesellschaftlichen und politischen Milieus gibt«.

Besondere Sorge bereite ihm der israelbezogene Antisemitismus, der sich erst im Mai bei Demonstrationen in mehreren deutschen Großstädten vor dem Hintergrund der militärischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten Bahn gebrochen hatte. »Die Kritik an der israelischen Regierung rechtfertigt keine Angriffe auf jüdische Einrichtungen und Gewalt auf Demonstrationen«, sagte Klein.

GRUSSWORT Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, konnte selbst nicht zur Eröffnungsveranstaltung der Vortragsreihe kommen. In seinem vom Gemeindesprecher Ilan Kiesling verlesenen Grußwort betonte Joffe, dass der heutige Antisemitismus ohne den Rückgriff auf die christliche Tradition des Judenhasses nicht zu verstehen sei. »Wir erleben immer wieder, dass sich der Judenhass wie ein Chamäleon den aktuellen Erfordernissen anpassen kann«, sagte Kiesling. So wurde den Juden im vergangenen Jahr vorgeworfen, Corona verursacht zu haben.

»Der Vorwurf der Brunnenvergiftung wurde einfach neu verpackt«, so Kiesling. Die beste Waffe gegen Antisemitismus sei Wissen. Auf diesem Gebiet gebe es aber noch viel zu tun. So müsse man sich fragen, »ob 70 Jahre Bildungsarbeit nicht vergebens waren, wenn laut Umfrage vier von zehn Schülern nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen können«.

In seinem anschließenden Vortrag ging Julius Schoeps auf das antijüdische Bild der »Judensau« aus dem Mittelalter ein, das sich als Skulptur bis heute an Kirchen auch in Deutschland wiederfindet. Wenn arabische Jugendliche bei propalästinensischen Demonstrationen riefen »Jude, Jude feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein«, sei dies ein Rückgriff auf die überlieferte christliche Tradition, Juden als etwas Unreines und Widerwärtiges darzustellen.

Stuttgart

Geige, Cello, Kickboxen

Die Musikerinnen Taisia und Elina über den Karl-Adler-Wettbewerb, Spaß und eigene Stücke

von Christine Schmitt  16.07.2025

Jiddisch

Der unerfüllte Traum

Im Rahmen der Scholem-Alejchem-Vortragsreihe sprach der Judaist Gennady Estraikh über die Geschichte von Birobidschan

von Nora Niemann  16.07.2025

München

»Unsere jüdische Bavaria«

80 Jahre Israelitische Kultusgemeinde München und 40 Jahre Präsidentschaft von Charlotte Knobloch: Am Dienstagabend wurde das Doppeljubiläum mit einem Festakt gefeiert. Für einen scharfzüngigen Höhepunkt sorgte der Publizist Michel Friedman

von Christiane Ried  16.07.2025

München

»Ich habe größten Respekt vor dieser Leistung«

Zum 40-jährigen Dienstjubiläum von Charlotte Knobloch wird sie von Zentralratspräsident Josef Schuster geehrt

 16.07.2025

Porträt der Woche

»Musik war meine Therapie«

Hagar Sharvit konnte durch Singen ihre Schüchternheit überwinden

von Alicia Rust  15.07.2025

Berlin

Gericht vertagt Verhandlung über Lahav Shapiras Klage gegen Freie Universität

Warum die Anwältin des jüdischen Studenten die Entscheidung der Richter trotzdem als großen Erfolg wertet. Die Hintergründe

 15.07.2025 Aktualisiert

Andenken

Berliner SPD: Straße oder Platz nach Margot Friedländer benennen

Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Für ihr unermüdliches Wirken will die Berliner SPD die im Mai gestorbene Holocaust-Überlebende nun sichtbar ehren

 15.07.2025

Bonn

Schoa-Überlebende und Cellistin Anita Lasker-Wallfisch wird 100

Sie war die »Cellistin von Auschwitz« - und später eine engagierte Zeitzeugin, die etwa vor Schülern über ihre Erlebnisse unter dem NS-Regime sprach. Jetzt feiert sie einen besonderen Geburtstag

von Leticia Witte  15.07.2025

Würdigung

Er legte den Grundstein

Vor 100 Jahren wurde Simon Snopkowski geboren. Zeitlebens engagierte sich der der Schoa-Überlebende für einen Neubeginn jüdischen Lebens in Bayern

von Ellen Presser  14.07.2025