Für Daniel Kahn, der als junger Musiker vor etwa 20 Jahren nach Weimar zum Yiddish Summer kam, hat sich das Jiddischlernen gelohnt, denn heute ist er selbst ein etablierter Sänger und Musiker. Jiddisch ist eine seiner festen Sprachen geworden, und jetzt zum Jubiläumsfestival steht er auch mit Freunden, Kollegen und Weggefährten auf der Bühne in Weimar.
Es war von Beginn an die Stärke des Yiddish Summer – der vor 25 Jahren ins Leben gerufen wurde –, viele Zeitzeugen und Jiddisch-Muttersprachler einzuladen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen, um von ihnen aus der Vergangenheit zu erfahren.
Die Türen standen allen Interessierten offen, ob religiös oder nicht religiös, auch musikalische Vorbildung war kein Muss. Es zählte das echte und ehrliche Interesse. »Von Anfang an gab es die Idee, dass wir eine Lerngemeinschaft sind, dass wir gemeinsam ein Verständnis entwickeln. Das, was wichtig ist, hat sich verdichtet in den letzten Jahren«, sagt Alan Bern, der künstlerische Leiter des Yiddish Summer Weimar. Workshops zu Sprache, Musik, Tanz, zur jiddischen Kultur und zum Gesang gibt es für Anfänger und Fortgeschrittene – Jahr für Jahr.
Viele der jetzigen Künstler und Künstlerinnen sind durch das Erbe von Arkady und Beyle Schaechter-Gottesman inspiriert worden, haben eigene Musik- oder Forschungsprojekte entwickelt, und mancher berufliche Lebensweg dürfte dadurch geprägt worden sein.
Begonnen hatte alles 1998. Damals reiste Alan Bern, US-amerikanischer Komponist, Pianist und promovierter Musikwissenschaftler, mit seiner Band »Brave Old World« nach Weimar. Daraus entstand später die Festivalidee. Alan Bern steht selbst mit dem Akkordeon oder am Klavier auf der Bühne, leitet Workshops, unterstützt Musikprojekte der neuen Generationen. Das Erbe der einstigen Zeitzeugen wird längst in neue Hände gelegt. Eine junge Generation bewahrt es, aber macht daraus auch etwas Neues.
Bis heute sind unzählige Musikprojekte im Kontext des Festivals entstanden
Genauso wünscht es sich Alan Bern. Dass es für ihn in all den Jahren des Yiddish Summer nicht nur Höhen und Erfolge gab, sondern auch Anfeindungen, Häme, manchmal gar Spott, versteht sich fast von selbst. Wer Jiddisch heute als Kultursprache für alle zugänglich machen will, hat nicht überall Freude. Bis heute sind unzählige Musikprojekte und Theaterproduktionen im Kontext des Festivals entstanden.
»Wir sind in diesem Jahr diverser, sehr besonders und in all der Unterschiedlichkeit mehr zusammen als je zuvor«, sagt Bern. Eine große Stärke des Festivals ist es, Türen in die jiddische Welt zu öffnen und das Gemeinsame als Schnittmenge zu suchen. Diese Woche findet ein »Yiddish Hoys« statt, ein Raum wird bereitgestellt zum Leben auf Jiddisch, intensiver kann man diese Sprache nicht lernen. Hinzu kommen Konzerte, Workshops, Schnupperkurse, Late Night Cabaret und viele Angebote für Menschen, die sich intensiv auf diese Sprache und Kultur einlassen oder sie erst einmal kennenlernen möchten.
Für Alan Bern ist dieses Weitergeben nicht nur Motivation, sondern auch verbunden mit seiner Familiengeschichte und der 25-jährigen Festivalerfahrung. Ihm war und ist es immer wichtig, dass sich Menschen beim Yiddish Summer Weimar respektvoll begegnen.
Zum großen Jubiläumstag am kommenden Sonntag wird nicht nur der Thüringer Ministerpräsident Mario Voigt erwartet, sondern auch Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Gefeiert wird den ganzen Tag und mitten in der Stadt: auf dem Marktplatz und im Park an der Ilm. Viele Bands werden spielen – auch Daniel Kahn.