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Wendung zum Guten

Foto: Chris Hartung

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Wendung zum Guten

Ein schwieriges Jahr mit zahlreichen Herausforderungen geht zu Ende – Zeit für Umkehr

von Rabbiner Andreas Nachama  05.09.2021 14:30 Uhr

»Ein Jahr mit seinen Flüchen möge enden!« Wir lesen es so im Babylonischen Talmud, Traktat Megilla 31b. Gemeint ist im Talmud das Murmeln der Flüche durch den Baal Kore im 5. Buch Mose 28, 16–68. Wir könnten auch unsere tägliche Zeitungslektüre meinen: Explosionsgeschosse in nie gesehener Menge auf Israel, eine schier endlose Pandemie, westliche Truppen, die ein Land erst besetzten und dann fluchtartig im Stich lassen, Regen, der im Übermaß fällt und Sturzfluten bewirkt, die alles mit sich reißen, Erdbeben …

Immer, wenn wir das ganze Schma Jisrael beten, lesen wir auch im 5. Buch Mose 11, 13–15, hier in Martin Bubers Verdeutschung: »Geschehn wirds, hört ihr, hört auf meine Gebote, die ich heuttags euch gebiete, Ihn, euren Gott, zu lieben und Ihm mit all eurem Herzen, mit all eurer Seele zu dienen, werde ich den Regen eures Landes zu Seiner Frist geben, Herbstguß und Lenzschauer, einheimsen wirst du dein Korn, deinen Most, dein Ausbruchöl, ich werde Kraut auf deinem Feld für dein Vieh geben, du wirst essen, wirst ersatten.«

Wir haben mit übermäßigem Konsum unsere Erde aus dem Gleichgewicht gebracht – und jetzt haben wir die schlechte Bescherung: Regen im Übermaß – Hitze im Übermaß – die Ozeane erwärmen sich – der Meeresspiegel steigt. Und was tun wir?

Es ist nicht damit getan, dass wir uns an die Brust schlagen und weitermachen wie bisher: (fast) alles haben und doch die Gier nach mehr – ständig nimmersatt! Jesaja würde sagen – ich will eure Opfer und Gebete nicht – ich will Umkehr – Teschuwa!

Und Er? Er will nicht unsere Lippenbekenntnisse, sondern eine Antwort von uns – Teschuwa!

»Ein Jahr mit seinen Flüchen möge enden! Ein (neues) Jahr mit seinen Segnungen möge beginnen!«

Von unserem Ehrenvorsitzenden, Rabbiner Henry Brandt, haben wir den zweiten Teil dieses Spruchs gelernt: Der Satz stammt aus dem neunstrophigen Pijut »Kleine Schwester« von Abraham Chasan Ghirondi, der im Mittelalter lebte und wirkte. Es enthält Hinweise auf individuelle Krankheiten und kollektive Beschwernisse jüdischen Lebens – fast könnte man sagen, wie heute.

Aber dann in der letzten Strophe kommt doch die Wendung zum Guten. So möge es auch jetzt werden! Für ein gutes Jahr mögen alle, die diese Zeilen lesen, eingeschrieben und dann auch eingesiegelt werden! Frieden für ganz Israel!

Der Autor ist Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK).

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