Chanukka

»Vor allem haben wir zusammen Dreidel gespielt«

In der Charles-Hallgarten-Schule Foto: Rafael Herlich

Anfangs, das geben die Zwölf- und 13-Jährigen zu, waren sie schon ein wenig scheu. Schließlich gehen sie erst in die 7. Klasse der jüdischen Lichtigfeld-Schule in Frankfurt, und die Jugendlichen, die sie an diesem Tag in der Charles-Hallgarten-Schule besuchen, sind schon in der 10. Klasse und viel größer und älter als sie. Aber auch sie zeigen sich zunächst etwas beklommen: »Wie soll ich euch denn anreden?«, fragt ein Junge seine Gäste: »Ihr seid Juden, und ›Jude‹, das ist doch ein Schimpfwort!«

Aber die Verlegenheit legte sich schnell. Schließlich sind die Lichtigfeld-Schüler und ihre Lehrerin Marion Lohrum nicht mit leeren Händen gekommen: Sufganiot und Sewiwonim haben sie mitgebracht, denn sie wollen den Zehntklässlern erklären, wie man Chanukka feiert.

Muslime Um genau erklären zu können, welches Wunder sich damals im Tempel ereignet hatte, haben sich die Lichtigfeld-Schüler im Unterricht noch einmal ausführlich mit der jüdischen Geschichte beschäftigt. Denn unter ihren 13 Zuhörern sind Muslime, Christen und ein Buddhist, aber auch Kinder, die gar keiner Religion angehören.

»Vor allem haben wir zusammen mit den Dreideln gespielt«, erzählt Siebtklässler Samuel. »Mit Erdnüssen als Spielgeld.« Und das hat allen so viel Spaß gemacht, dass sie sich unbedingt noch einmal treffen wollen. Dann wollen sie, so haben sich die Lichtigfeld-Schüler vorgenommen, den Gästen ihre Schule zeigen und mit ihnen Chanukkaleuchter basteln.

Die Idee, die Charles-Hallgarten-Schule zu besuchen, hängt mit dem Mitzvah Day zusammen und stammt von den Schülern selbst. »Das ist eine Förderschule. Dorthin gehen Kinder, die Probleme beim Lernen haben«, erläutert Leah. Dann stutzt sie, lacht: »Aber haben wir die nicht auch manchmal?« Die Unterschiede zwischen den Schülern sind gar nicht so groß, das haben alle gemeinsam erfahren. Egal, welcher Religion sie angehören und ob sie nun auf ein Gymnasium oder auf eine Förderschule gehen. Und dass das Wort »Jude« eine Beleidigung bedeutet, dürfte zumindest in dieser 10. Klasse künftig niemand mehr behaupten.

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Pinchas

Der Apfel fällt ganz weit vom Stamm

Wie es passieren konnte, dass ausgerechnet ein Enkel Mosches dem Götzendienst verfiel

von Rabbiner Salomon Almekias-Siegl  26.07.2024

Talmudisches

Das Leben im Schloss

Was unsere Weisen über die Kraft des Gebetes lehren

von Vyacheslav Dobrovych  26.07.2024

Armeedienst

Beten oder schießen?

Neuerdings werden in Israel auch Jeschiwa-Studenten rekrutiert. Unser Autor ist orthodoxer Rabbiner und sortiert die Argumente der jahrzehntelangen Debatte

von Rabbiner Dovid Gernetz  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Ethik

Auf das Leben!

Was ist die Quintessenz des Judentums? Der Schriftsteller Ernest Hemingway hatte da eine Idee

von Daniel Neumann  19.07.2024

Balak

Verfluchter Fluch

Warum der Einsatz übernatürlicher Kräfte nicht immer eine gute Idee ist

von Rabbinerin Yael Deusel  19.07.2024

Talmudisches

Chana und Eli

Über ein folgenreiches Gespräch im Heiligtum

von Rabbiner Avraham Radbil  19.07.2024