Nachwuchs

Von Archie bis Toby

Die jüdische Website »Kveller« in den USA listet die populärsten Namen für das Jahr 2020 auf

von Ayala Goldmann  16.01.2020 10:51 Uhr

Ein »sehr komplizierter Algorithmus« stützt sich auf statistische Daten, Namen von Celebritys und Pop-Trends Foto: Getty Images

Die jüdische Website »Kveller« in den USA listet die populärsten Namen für das Jahr 2020 auf

von Ayala Goldmann  16.01.2020 10:51 Uhr

Jedes Jahr ermittelt die Website »Kveller« in den USA die Top 20 der jüdischen Babynamen. Wie genau die Hitliste zusammengestellt wird, verraten die Mitarbeiter nicht. Nur so viel: Es sei ein »sehr komplizierter Algorithmus«, der sich unter anderem auf statistische Daten, Namen von Celebritys und Trends der Popkultur stütze.

Die Namen werden alphabetisch, nicht nach Beliebtheitsrang genannt. Dabei gibt es nicht nur männliche und weibliche Namen, sondern auch geschlechtsneutrale: Als Toptrends für 2020 nennt Kveller in der Kategorie Unisex die Namen Ariel (Hebräisch für »Gottes Löwe«), Asa (Heiler), Eli beziehungsweise Ellie (mein Gott) und Darcy.

Ada Die Liste der Mädchennamen wird angeführt von Ada (Schmuck). Es folgen Allegra (auf Ladino: Glück) Amira (als jüdische Adaption von Mira), Ava (vom hebräischen Namen Chava für Leben). Weiter geht es mit Billie, abgeleitet von Bilha, die als Magd für die biblische Erzmutter Rachel arbeitete, und Eden (wie der Paradiesgarten im 1. Buch Mose).

 

Als Unisex-Toptrends für 2020 nennt Kveller Ariel (Hebräisch für »Gottes Löwe«), Asa (Heiler), Eli (mein Gott) und Darcy.

Natürlich gibt es bei Juden populäre Namen, die nichts mit der jüdischen Tradition zu tun haben, wie etwa Luna (auf Spanisch »Mond«). Im Zweifelsfall hilft Kveller bei der Interpretation kräftig nach: Der Name Maya wird als Abkürzung des hebräischen Wortes »Maayan« für Quelle ausgelegt, und Mia leitet sich angeblich von der Prophetin Mirjam in der Tora ab. Olivia oder Livia werden auf das hebräische Wort für Löwin zurückgeführt. Angeblich soll auch der altmodische Name Pearl wieder groß im Kommen sein – in der hebräischen Variante Pnina.

Ruth Wer es klassisch mag, kann seine Tochter auch Ruth oder Ruthie nennen, nach der ersten Konvertitin in der Bibel oder, wie Kveller seine Leser aufklärt, nach der bekanntesten Sexualtherapeutin der USA, Ruth Westheimer. Sophia bedeutet demnach »Gottes Weisheit« auf Hebräisch – oder vielleicht doch eher auf Griechisch? Egal. Jüdische Eltern werden ihre neugeborene Tochter ohnehin für das klügste Baby der Welt halten.

Die Liste der Jungennamen führt ausgerechnet Archie an – der Name des Sohnes der britischen Herzogin Meghan. Doch Kveller ist sich sicher: »Es gibt bestimmt massenhaft Juden, die Archie heißen!« Weiter geht es urjüdisch mit Benjamin (dem jüngsten Sohn des biblischen Jakob), Elija (dem Propheten) und Elior (Hebräisch: »Gott ist mein Licht«, laut Kveller ein sehr passender Name für Winterbabys) und Ezra (Hebräisch für Hilfe).

Die Liste der Jungennamen führt ausgerechnet Archie an – der Name des Sohnes der britischen Herzogin Meghan.

Auch Jakob wird als Klassiker angepriesen, der immer noch »sehr gut geht«. In der Bibel ist Jakob der Vater der zwölf Stämme Israels. Ein weiteres Namensvorbild ist Jonah, der biblische Prophet, dessen Name auf Hebräisch Taube bedeutet. Die Reihe der Jungennamen mit dem Anfangsbuchstaben J beschließt Jude, die englisch ausgesprochene Abkürzung von Judah, verwiesen wird dabei auf Jehuda Makkabi, den glorreichen Makkabäer und wichtigsten Helden der Chanukkageschichte.

»Supercool« sei auch Lazar, ein »jiddischer« Name, dessen Bedeutung sich aber aus dem Hebräischen ableitet (»Gott hat geholfen«). Der Name Noah, nach dem bib­lischen Operateur der Arche Noah, liegt ebenfalls im Trend. Auch mit Raphael – der Name eines Engels – können jüdische Eltern nichts falsch machen. Der Name bedeutet »Gottes Heilung«.

Ronan Überraschenderweise ist auch Ronan auf der Liste gelandet. Kveller mutmaßt, der Name könnte populär geworden sein wegen des Journalisten Ronan Farrow – er hatte Vorwürfe wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe des Filmproduzenten Harvey Weinstein recherchiert. Der Prozess gegen Weinstein begann Anfang Januar in New York.

Vielleicht würden Eltern ihrem Kind aber einen Gefallen tun, wenn sie beim Namen Ronan dem Rat von Kveller folgen: »Ändern Sie einen Buchstaben, und Sie haben einen hebräischen Namen.« Gemeint ist Ronen, auf Hebräisch Lied oder Gebet. Eine Alternative wäre Tobias (»Gott ist gut«) oder die Kurzform Toby, der letzte Jungenname auf der Liste von Kveller.

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Potsdam/Berlin

Neue Stiftung für Ausbildung von Rabbinern nimmt Arbeit auf

Zentralratspräsident Schuster: »Die neue Ausbildung öffnet wichtige internationale Horizonte und Netzwerke innerhalb des liberalen und konservativen Judentums«

von Yvonne Jennerjahn  06.09.2024 Aktualisiert

Schoftim

Das Wort braucht auch die Tat

Warum Gerechtigkeit mehr als nur leeres Gerede sein sollte

von Rabbiner Alexander Nachama  06.09.2024

Talmudisches

Bedürfnisse der Bedürftigen

Was unsere Weisen über zinslose Darlehen lehrten

von Yizhak Ahren  06.09.2024

Sanhedrin

Höher als der König

Einst entschieden 71 Gelehrte über die wichtigsten Rechtsfragen des Judentums. Jeder Versuch, dieses oberste Gericht wiederaufzubauen, führte zu heftigem Streit – und scheiterte

von Rabbiner Dovid Gernetz  06.09.2024

München

Rabbiner offerieren »Gemeindepaket«

Mit besonders auf kleine Gemeinden abgestimmten Dienstleistungen will die Europäische Rabbinerkonferenz halachische Standards aufrechterhalten

 05.09.2024

Re’eh

Der Weg ist das Ziel

Warum man sich nie unvorbereitet auf die Suche nach Verborgenem machen sollte

von Vyacheslav Dobrovych  30.08.2024

Talmudisches

Essen übrig lassen

Was unsere Weisen über den Umgang mit Wirten lehrten

von Rabbiner Avraham Radbil  30.08.2024

Revolutionäre Rabbiner

»Prüfe die Dinge, und du wirst sie erkennen«

Die Schriften von Rabbiner Menachem Meiri zeigen, dass Juden bereits im Mittelalter das Verhältnis zu ihren nichtjüdischen Nachbarn neu definierten

von Sophie Bigot Goldblum  28.08.2024