Hannover

Trauer um Rabbiner Benjamin Wolff

Rabbiner Benjamin Wolff sel. A.

Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland trauert um Rabbiner Benjamin Wolff. Der 43-jährige Chabad-Rabbiner ist am Samstag in Hannover gestorben. Wie Chabad Hannover mitteilte, war Wolff bereits Mitte April ins Klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover eingeliefert und dort behandelt worden. Entgegen zunächst anders lautender Meldungen über eine Infektion mit dem Coronavirus hat es bei Rabbiner Wolff nach Angaben der Medizinischen Hochschule Hannover keinen positiven Nachweis von Sars-CoV-2 gegeben. Rabbiner Wolff hinterlässt seine Frau Shterna und acht Kinder.

Rabbiner Wolff gründete im Jahr 2005 das Jüdische Bildungszentrum Chabad Lubawitsch Hannover. Seitdem setzte er sich mit Leidenschaft und Hingabe für die Stärkung der jüdischen Identität in Niedersachsens Landeshauptstadt ein. Wolff war zudem langjähriges Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz in Deutschland (ORK) und unterstützte das Bet Din der ORD in all seinen Sitzungen.

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland würdigte Rabbiner Wolff und sein Wirken und trauert um sein langjähriges Mitglied. »Erschrocken und traurig haben wir die erschütternde Nachricht unseres Freundes erfahren. Seine freundliche Art und sein strahlendes Gesicht hat jeden beeindruckt.«

»Wir drücken unser aufrichtiges Beileid aus an Rebbetzin Shterna und ihren acht Kindern. Möge er ein guter Fürsprecher für seine Familie und ganz Israel sein«, so Rabbiner Avichai Apel, Rabbiner Shlomo Bistritzky, Rabbiner Zsolt Balla und Rabbiner Yehuda Pushkin von der ORD weiter.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland äußerte sich ebenso bestürzt wie fassungslos über die Nachricht vom Tod des Rabbiners. Im Namen von Zentralratspräsident Josef Schuster sprach der Zentralrat der Familie des Rabbiners ihr Beileid aus. »Wir trauern um Rabbiner Benjamin Wolff aus Hannover. In Gedanken sind wir bei seiner Familie. Baruch Dayan HaEmet.«

Die Botschaft des Staates Israel in Deutschland twitterte. »Mit großer Trauer haben wir erfahren, dass Rabbiner Benjamin Wolff, Rabbiner von Chabad Lubawitsch Hannover, heute verstorben ist. Unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie. Möge seine Erinnerung ein Segen sein.«

Dortmunds Gemeinderabbiner Baruch Babaev trauert um seinen Kollegen aus Hannover. »Wir bedauern zutiefst den großen Verlust und beweinen zusammen mit den Angehörigen den tragischen Tod des Zadiks und Rabbiners B. Wolff sel. A.«, schreibt Babaev. »Jemand der G’tt fürchtete und mit ganzem Herzen diente, Geschöpfe liebte und durch seine guten Eigenschaften immer ein Vorbild war. Der Familie wünschen wir den baldigen Trost und viel Kraft.«

Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay zeigte sich ebenfalls tief bestürzt. »Benjamin Wolff war eine zentrale Persönlichkeit der jüdischen Gemeindearbeit und des jüdischen Glaubens in Hannover. Er hatte großen Anteil am Wiedererstarken des jüdischen Lebens in unserer Stadt. Die öffentliche Chanukka-Feier auf dem Opernplatz mit dem Entzünden des Chanukka-Leuchters ist und bleibt unmittelbar mit seinem Namen verbunden. Sein plötzlicher und tragischer Tod ist ein großer Verlust nicht nur für die jüdische Gemeinschaft, sondern auch für die gesamte Stadt«, so Onay.

Die Allgemeine Rabbinerkonferenz (ARK) schrieb in einem Brief an die Orthodoxe Rabbinerkonferenz: »Die Nachricht vom Tod von Rabbiner Benjamin Wolff sel. A . bestürzt uns alle sehr. Baruch Dayan HaEmet. Rabbiner Wolff hat in Hannover über 15 Jahre hinweg die jüdische Gemeinschaft in ihrer ganzen Vielfalt gestärkt und für die traditionell ausgerichtete Gemeinde dort eine Nische gefüllt. Die ORD hat mit diesem außerordentlichen Mitglied einen ihrer populärsten Vertreter verloren; möge die Erinnerung an ihn zum Segen sein.«

Für Igor Itkin, Student am Rabbinerseminar zu Berlin, war Rabbiner Wolff sein erster Religionslehrer. Der Jüdischen Allgemeinen sagte er: »Benjamin war sehr zielstrebig, ein heller Kopf, mit viel Humor. Viele Beter kamen seinetwegen zur Synagoge. Er war eine Führungspersönlichkeit. Und er hatte immer einen guten Rat, der einen wirklich weiter gebracht hat. Ich bin in meinem Leben nur wenigen Menschen begegnet, die so ein Charisma hatten wie Benjamin.«

Die Publizistin und Hochschuldozentin Marina B. Neubert kannte Rabbiner Wolff ebenso lange wie gut. Sie erinnert sich an den Rabbiner als einen »der wunderbarsten Menschen, dem ich in meinem Leben je begegnet bin. Ich weiß, dass er in den letzten Wochen schwer krank war. Ich weiß, dass seine Frau Rebetzin Shterna alles Mögliche und Unmögliche getan hat, um ihn von dieser Welt nicht gehen zu lassen. Und nun ist er gegangen. Von seiner Frau, seinen Kindern, seiner Gemeinde, von allen seinen Liebsten - von uns allen, die ihn geliebt haben. So jung, voller Leben. Der Schmerz ist zu groß. Und die Trauer.«

Die Villa Seligmann in Hannover schreibt zum Tod von Rabbiner Benjamin Wolff: »In tiefster Betroffenheit nehmen wir Abschied von unserem geliebten Freund Rabbiner Benjamin Wolff, der in der Blüte seines Lebens, mit 43 Jahren von uns gegangen ist. In Hannover hinterlässt er eine wachsende Gemeinde, die er im Laufe der Jahre unermüdlich genährt, aufgebaut und nachhaltig geprägt hat. In diesen unfassbar schweren Stunden sind wir im Herzen und in Gedenken bei seiner Frau Shterni und seinen acht Kindern.«

Lesen Sie einen ausführlichen Nachruf in der nächsten Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Gespräch

Beauftragter Klein: Kirche muss Antijudaismus aufarbeiten

Der deutsche Antisemitismusbeauftragte Felix Klein kritisiert die Heiligsprechung des Italieners Carlo Acutis. Ihm geht es um antijüdische Aspekte. Klein äußert sich auch zum christlich-jüdischen Dialog - und zum Papst

von Leticia Witte  13.06.2025

Beha’Alotcha

Damit es hell bleibt

Wie wir ein Feuer entzünden und dafür sorgen, dass es nicht wieder ausgeht

von Rabbiner Joel Berger  13.06.2025

Talmudisches

Dankbarkeit lernen

Unsere Weisen über Hakarat haTov, wie sie den Menschen als Individuum trägt und die Gemeinschaft zusammenhält

von Diana Kaplan  13.06.2025

Tanach

Schwergewichtige Neuauflage

Der Koren-Verlag versucht sich an einer altorientalistischen Kontextualisierung der Bibel, ohne seine orthodoxen Leser zu verschrecken

von Igor Mendel Itkin  13.06.2025

Debatte

Eine »koschere« Arbeitsmoral

Leisten die Deutschen genug? Eine jüdische Perspektive auf das Thema Faulheit

von Sophie Bigot Goldblum  12.06.2025

Nasso

Damit die Liebe bleibt

Die Tora lehrt, wie wir mit Herausforderungen in der Ehe umgehen sollen

von Rabbiner Avichai Apel  06.06.2025

Bamidbar

Kinder kriegen – trotz allem

Was das Schicksal des jüdischen Volkes in Ägypten über den Wert des Lebens verrät

von Rabbiner Avraham Radbil  30.05.2025

Schawuot

Das Geheimnis der Mizwot

Der Überlieferung nach erhielt das jüdische Volk am Wochenfest die Tora am Berg Sinai. Enthält sie 613 Gebote, oder sind es mehr? Die Gelehrten diskutieren seit Jahrhunderten darüber

von Rabbiner Dovid Gernetz  30.05.2025

Tikkun Leil Schawuot

Nacht des Lernens

Die Gabe der Tora ist eine Einladung an alle. Weibliche und queere Perspektiven können das Verständnis dabei vertiefen

von Helene Shani Braun  30.05.2025