Der islamische Theologe Idris Nassery hat vor wachsendem Einfluss islamistischer Ideologen auf die muslimische Bevölkerung in Deutschland gewarnt. Durch den Nahost-Krieg und die damit verbundenen Konflikte in Deutschland fühlten »islamistische Trittbrettfahrer« sich »gestärkt und treten aus ihren Hinterhöfen heraus«, sagte der Paderborner Hochschullehrer dem Magazin »Publik-Forum«.
Die Ideologen besuchten Moscheegemeinden, um jungen Muslimen das Gefühl zu vermitteln, in Deutschland nicht gewollt zu sein. Da es laut Nassery für deutsche Muslime keine Räume »für einen nüchternen und differenzierten« Diskurs gibt, habe die extreme Ideologie leichtes Spiel. Nur so lasse sich erklären, »dass in Essen 2000 Menschen demonstrieren und nach einem Kalifat rufen«.
Anfang November war ein »pro-palästinensischer« Demozug durch die Essener Innenstadt gezogen. Bei dem Marsch wurden laut Polizei Symbole und Zeichen gezeigt, wie sie der »Islamische Staat« verwendet. Auch die offene Forderung nach der Errichtung eines Kalifats war auf Plakaten zu sehen.
Laut Nassery haben türkische Medien ebenfalls einen Einfluss auf muslimische Gemeinden in Deutschland. Sie verbreiteten einseitige Narrative, die den politischen Interessen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan dienlich seien.
Erdogan hatte die Terrorgruppe Hamas nach deren Angriff auf Israel am 7. Oktober gelobt und sich antisemitisch geäußert. Nassery zufolge lehnt die Mehrheit der Mitglieder deutscher Moscheegemeinden die Hamas jedoch ab.