Chidon Hatanach

»Mein Lieblingsbuch ist Kohelet«

Noga (14) und Izchak (16) in Jerusalem: Eigentlich leben sie in Stuttgart und Berlin. Foto: privat

Noga und Izchak, ihr seid gerade aus Israel zurückgekehrt, wo ihr es beim legendären Bibelwettbewerb, dem »Chidon Hatanach«, weit gebracht habt. Wie kamt ihr eigentlich darauf, dort mitzumachen?
Noga: Ich habe davon über eine jüdische Lerngruppe erfahren und dachte mir, ich probiere es einfach mal aus. Dann habe ich einen Online-Test gemacht und wurde wegen meines guten Ergebnisses nach München eingeladen, wo Jugendliche aus ganz Europa konkurriert haben.
Izchak: Meine Schwester hat in der jüdischen Schule für diesen Test gelernt. Und dann habe ich meine Mutter gefragt, ob sie mich spontan auch noch anmelden kann. Ich habe gewonnen und bin nach München gefahren, wo ich mit Noga ins Finale kam. So wurden wir beide nach Israel eingeladen.

Das klingt, als ob ihr echte Naturtalente seid. Habt ihr euch gar nicht vorbereitet?
Izchak: Die Fragen im deutschen Online-Test kann man relativ leicht beantworten, wenn man orthodox aufwächst und bei der Toralesung in der Synagoge aufpasst.
Noga: Aber mit jedem Level wird es schwieriger. Für den Wettbewerb in München musste man die Geschichten des Tanachs schon sehr detailliert kennen.
Izchak: Da wurden wir zum Beispiel gefragt, wie die beiden Torwächter in der Geschichte von Esther heißen.
Noga: Die Fragen in Israel waren noch komplizierter. Zum Beispiel hatten wir zwei sehr ähnliche Zitate vorliegen und sollten erkennen, von wem sie jeweils stammten.
Izchak: In Jerusalem sind auch Schüler aus den USA und aus Israel dabei, die richtig gut sind. Wir beide lagen nicht mehr vorn.
Noga: Aber eigentlich geht es gar nicht ums Gewinnen. Vor dem Wettbewerb haben wir zwei Wochen mit allen Teilnehmern in einem Camp in Israel verbracht. Das war für uns das Schönste!

Habt ihr Tipps für Jugendliche, die auch einmal mitmachen wollen?
Noga: Ich habe in meinem Tanach immer Zahlen, Orte und Namen markiert, damit ich sie mir merke. Es klingt komisch, aber man muss nur anfangen, und dann entwickelt sich so ein Sog, und es macht einfach Spaß. Ich lerne am liebsten allein.
Izchak: In Israel haben wir uns dann gegenseitig abgefragt. Manche Fragen, die wir uns ausgedacht haben, kamen wirklich im Quiz dran! Man lernt so viele coole Leute kennen. Es lohnt sich wirklich.

Ist der Wettbewerb denn nur etwas für orthodoxe Juden?
Izchak: Nein, es ist sehr gemischt. Die meisten sind aber schon etwas religiös. Ich denke, wenn man gar nicht an Gott glaubt, hat man vielleicht nicht so eine große Motivation, diese alten Texte zu lernen.

Und was motiviert euch persönlich?
Izchak: Ich führe eigentlich ein ganz normales Leben in Deutschland, mit nichtjüdischen Freunden an meiner nichtjüdischen Schule. Aber jüdisch zu sein, ist ein wichtiger Teil meiner Identität, und ich verbinde mich durch das Lernen mit meinen Vorfahren und mit Gott. Diese Texte sind einfach das, was meine Religion ausmacht.
Noga: Mir ist es wichtig zu wissen, was überhaupt in unseren Texten steht. Wir sprechen so viel über das Judentum, aber wer kennt wirklich diese Geschichten im Detail? Sobald man anfängt, sie zu lesen, merkt man, dass diese Texte auch etwas mit einem zu tun haben.

Habt ihr eine Lieblingsgeschichte im Tanach?
Izchak: Das Buch Kohelet. Da stehen Dinge, die heute immer noch relevant sind.
Noga: Bei mir war es immer das Buch Ruth. Es ist eine schöne Geschichte. Aber heute würde ich mich auch einfach hinsetzen und nochmal das Buch Schmuel lesen.

Mit den beiden Schülern sprach Mascha Malburg.

USA

6500 Rabbiner auf einem Foto

»Kinus Hashluchim«: Das jährliche Treffen der weltweiten Gesandten von Chabad Lubawitsch endete am Sonntag in New York

 17.11.2025

Talmudisches

Torastudium oder weltliche Arbeit?

Was unsere Weisen über das rechte Maß zwischen Geist und Alltag lehren

von Detlef David Kauschke  14.11.2025

Chaje Sara

Bewusster leben

Sara hat gezeigt, dass jeder Moment zählt. Sogar ihr Schlaf diente einem höheren Ziel

von Samuel Kantorovych  13.11.2025

Spurensuche

Von Moses zu Moses zu Reuven

Vor 75 Jahren starb Rabbiner Reuven Agushewitz. Er verfasste religionsphilosophische Abhandlungen mit einer Intensität, die an Maimonides und Moses Mendelssohn erinnert. Wer war dieser Mann?

von Richard Blättel  13.11.2025

Wajera

Awrahams Vermächtnis

Was wir vom biblischen Patriarchen über die Heiligkeit des Lebens lernen können

von Rabbiner Avraham Radbil  07.11.2025

Talmudisches

Rabbi Meirs Befürchtung

Über die falsche Annahme, die Brachot, die vor und nach der Lesung gesprochen werden, stünden im Text der Tora

von Yizhak Ahren  07.11.2025

Festakt

Ministerin Prien: Frauen in religiösen Ämtern sind wichtiges Vorbild

In Berlin sind zwei neue Rabbinerinnen ordiniert worden

 06.11.2025

Chassidismus

Im Sturm der Datenflut

Was schon Rabbi Nachman über Künstliche Intelligenz wusste

von Rabbiner David Kraus  06.11.2025

Rezension

Orthodoxer Rebell

Sein Denken war so radikal, dass seine Werke nur zensiert erschienen: Ein neues Buch widmet sich den Thesen von Rabbiner Kook

von Rabbiner Igor Mendel  06.11.2025