Neulich beim Kiddusch

Mamas Duft

Nur Mama kann so riechen. Foto: cc

Neulich beim Kiddusch

Mamas Duft

Wie hilfreich Erscheinungen im Traum sein können

von Margalit Berger  07.02.2012 09:48 Uhr

Diesen total coolen GUCCI-Fallschirm habe ich im Ausverkauf ergattert: beige, mit braunem Logo-Print und goldener Reißleine. Total schick! Passend dazu trage ich ein GUCCI-Pilotenoutfit aus Kroko-Leder und eine Retro-Pilotenbrille. Ich sehe einfach umwerfend aus, als ich beflügelt durch die Flugzeugtür nach draußen springe. Lässig ziehe ich an der Reißleine … Doch nichts passiert! Ich ziehe und zerre, aber der Fallschirm öffnet sich nicht! Kreischend stürze ich in die bodenlose Tiefe und höre gleichzeitig ein durchdringendes Klingeln neben meinem rechten Ohr.

Auf einmal halte ich einen Telefonhörer in der Hand und liege in meinem Bett, der Fallschirm und das Flugzeug sind verschwunden. Ich lebe noch, ich hatte nur einen Alptraum. Aus dem Telefonhörer dringt die Stimme meiner Mutter. »Püppe, ist irgendwas los? Es ist 5.30 Uhr morgens, aber ich hatte auf einmal so ein Gefühl. Geht’s dir nicht gut?« (Habe ich schon mal erwähnt, dass meine Mutter telepathische Fähigkeiten hat? Mir geht es nämlich wirklich total mies, ich habe so etwas wie ein permanentes Burn-out-Syndrom, darum auch die ständigen Alpträume.) »Ich komme sofort«, sagt meine Mutter, »in einer Stunde setze ich mich in den Zug!«

Alptraum Ich lege den Hörer auf und sinke in einen seligen Schlaf. Diesmal träume ich von rosa Wattewölkchen, Marshmallow-Schaumbädern und einer Herde von kuscheligen kleinen Angora-Häschen. Noch völlig weggetreten hieve ich mich eine Stunde später aus dem Bett, verfrachte die Kinder im Eiltempo in die Schule, schaffe es irgendwie ins Büro und wieder zurück zum Schulparkplatz und dann mit den drei dauerkreischenden Gören zurück nach Hause. Diese Freitage sind im- mer ein totaler Alptraum. Gleich breche ich zusammen. Hilfe!

Doch sobald ich die Haustür öffne, empfangen uns traumhafte Düfte. Wie früher – als würde meine Mutter den freitäglichen Tscholent in den Ofen schieben und nebenher noch Hühnersuppe mit Mazzeknödeln kochen. Träume ich? Aber nein, die perfekteste aller Mütter hat natürlich einen Zweitschlüssel zu meiner Wohnung. Und tatsächlich, wie eine Art Erscheinung empfängt sie uns vier an der Wohnungstür, angetan mit einer Schürze und wie immer herrlich nach meinem Lieblingsparfüm duftend, nach Creme und Haarspray und noch irgendwas Undefinierbarem – nach Mama eben.

Aufseufzend lasse ich mich aufs Sofa fallen, während Muttern meine drei Rangen, die auf einmal lammfromm geworden sind, im Handumdrehen in die Badewanne und danach in ihre Pyjamas steckt, ihnen je einen Becher heiße Schokolade in die Hand drückt und sie neben mich aufs Sofa platziert.
Zu viert ziehen wir uns meine Heidi-Lieblingsfolge auf DVD rein (in der Peter und Heidi Klein-Geißi vor dem Adler retten!) und erwarten die Ankunft meines Mannes Alain in unserem trauten Heim. Tatsächlich taucht er auch schon kurze Zeit später auf.

Heidi Er kriecht praktisch auf allen vieren durch die Wohnungstür, denn am Freitag ist er wie jede Woche ein völliges Wrack. Mit letzter Kraft schleppt er sich zu uns aufs Sofa (auch er ist heimlicher Heidi-Fan) und harrt der Genüsse, die nun noch kommen werden: abends Gefilte Fisch und Suppe, Lekach und drei fantastisch wohlerzogene Kinder (Sind das wirklich meine?), die für Omi dreistimmig Smirot singen.

Am nächsten Morgen gibt es frisch gebügelte weiße Hemden für Vater und Sohn, und statt sich später beim Kiddusch zum dreihundertsten Mal dasselbe Catering-Angebot reinzuwürgen, zu Hause ein richtiges Drei-Gänge-Menü, zu dem ich auch schnell noch meine besten Freunde eingeladen habe, um mit meiner Mutter anzugeben.

Aber einen Tag später ist die Fata Morgana auch schon wieder vorbei, und meine Mutter eilt heim zu meinem Vater, der sich unter lautem Jammern zwei Tage lang von Tütensuppe und Tiefkühlmenüs ernähren musste.

Wajera

Awrahams Vermächtnis

Was wir vom biblischen Patriarchen über die Heiligkeit des Lebens lernen können

von Rabbiner Avraham Radbil  07.11.2025

Talmudisches

Rabbi Meirs Befürchtung

Über die falsche Annahme, die Brachot, die vor und nach der Lesung gesprochen werden, stünden im Text der Tora

von Yizhak Ahren  07.11.2025

Festakt

Ministerin Prien: Frauen in religiösen Ämtern sind wichtiges Vorbild

In Berlin sind zwei neue Rabbinerinnen ordiniert worden

 06.11.2025

Chassidismus

Im Sturm der Datenflut

Was schon Rabbi Nachman über Künstliche Intelligenz wusste

von Rabbiner David Kraus  06.11.2025

Rezension

Orthodoxer Rebell

Sein Denken war so radikal, dass seine Werke nur zensiert erschienen: Ein neues Buch widmet sich den Thesen von Rabbiner Kook

von Rabbiner Igor Mendel  06.11.2025

Potsdam

Abraham-Geiger-Kolleg ordiniert zwei Rabbinerinnen

In Deutschlands größter Synagoge Rykestraße in Berlin-Prenzlauer Berg werden an diesem Donnerstag zwei Rabbinerinnen ordiniert. Zu der Feier wird auch Polit-Prominenz erwartet

 05.11.2025

Vatikan

Theologe: Antisemitismus bei Vatikan-Konferenz kein Einzelfall

Der Salzburger Theologe Hoff berichtet über Eklats bei einer jüngsten Vatikan-Konferenz. Ein Schweizergardist soll sich verächtlich über Mitglieder einer jüdischen Delegation geäußert und in ihre Richtung gespuckt haben

 04.11.2025

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 02.11.2025

Lech Lecha

Im Sinne der Gerechtigkeit

Awraham war der Erste in der Menschheitsgeschichte, der gegen das Böse aufstand

von Rabbiner Salomon Almekias-Siegl  31.10.2025