Diskussion

Jüdisch-christlicher Dialog »auf Augenhöhe«

Rabbiner Jehoschua Ahrens Foto: privat

Diskussion

Jüdisch-christlicher Dialog »auf Augenhöhe«

Rabbiner Jehoschua Ahrens: Damit Religionsgemeinschaften gehört werden, müssen sie gemeinsam Stellung beziehen

 19.11.2020 12:58 Uhr

Der jüdisch-christliche Dialog in Deutschland ist nach den Worten des orthodoxen Rabbiners Jehoschua Ahrens derzeit in einer wichtigen Phase.

Nachdem die beiden großen Kirchen erst spät in das Thema eingestiegen seien, sei man mittlerweile an einem Punkt, an dem »auf Augenhöhe« diskutiert werde, sagte Ahrens am Mittwochabend auf einer online übertragenen Diskussionsveranstaltung mit dem Titel » ‚Niemals wieder!‘ Christlich-Jüdischer Dialog und Antisemitismus 75 Jahre nach Auschwitz«. Auf dem Weg zu diesem Punkt sei die Absage an eine Judenmission zentral gewesen.

einfluss Auch wenn der jüdisch-christliche Dialog auf Augenhöhe angekommen sei, befänden sich die Beteiligten in einer schwierigen Situation: »Wir sind auf Augenhöhe in einem richtigen Dialog. Zugleich hört uns kaum noch einer zu«, sagte Ahrens. Die Kirchen hätten sich stärker zu einer Zeit einbringen sollen, in der sie noch mehr Einfluss gehabt hätten.

Auf dem Weg zu diesem Punkt sei die Absage an eine Judenmission zentral gewesen, betonte Rabbiner Ahrens.

Gleichwohl lohne sich das Unterfangen und sei »keine verlorene Liebesmüh«, betonte der orthodoxe Rabbiner, der sich im interreligiösen Dialog engagiert und unter anderem Director Central Europe des Center for Jewish-Christian Understanding and Cooperation (JCUC) in Jerusalem ist.

Damit Religionsgemeinschaften gehört würden, müssten sie mit einer Stimme sprechen und gemeinsam Stellung zu Themen beziehen, betonte Ahrens. So habe beispielsweise die Corona-Pandemie eine ganze Reihe von ethisch-moralischen Fragen aufgeworfen. Und hier seien dann eben doch die Religionen gefragt. »Da sehen wir, wir werden gebraucht als ethisch-moralische Instanzen. Wir haben etwas einzubringen abseits von karitativen Dingen.«

konflikt Hier sei es wichtig, gemeinsam zu handeln. Denn wenn das Bild entstehe, dass die Religionen im Konflikt miteinander seien, stelle sich die Frage, wie sie in der Gesellschaft wahrgenommen würden.

Wenn das Bild entstehe, dass die Religionen im Konflikt miteinander seien, stelle sich die Frage, wie sie in der Gesellschaft wahrgenommen würden.

Veranstalter der Online-Debatte war die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Kooperation mit der Karl Rahner Akademie, dem Katholischen Bildungswerk und der Melanchthon-Akademie in Köln.

Auf katholischer Seite war es die Erklärung »Nostra aetate«, mit der die Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) den katholisch-jüdischen Dialog eröffnete. Auf evangelischer Seite eröffnete den Weg der Synodalbeschluss der Evangelischen Kirche im Rheinland von 1980. kna

Chanukka

Das jüdische Licht

Die Tempelgeschichte verweist auf eine grundlegende Erkenntnis, ohne die unser Volk nicht überlebt hätte – ohne Wunder kein Judentum

von Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky  12.12.2025

Deutschland-Reise

Israels Oberrabbiner besucht Bremen

Kalman Meir Ber trifft Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer (beide SPD)

 12.12.2025

Wajeschew

Ein weiter Weg

Das Leben Josefs verlief nicht geradlinig. Aber im Rückblick erkennt er den Plan des Ewigen

von Rabbinerin Yael Deusel  12.12.2025

Talmudisches

Nach der Sieben kommt die Acht

Was unsere Weisen über die Grenze zwischen Natur und Wunder lehren

von Vyacheslav Dobrovych  12.12.2025

Chanukka

Nach dem Wunder

Die Makkabäer befreiten zwar den Tempel, doch konnten sie ihre Herrschaft nicht dauerhaft bewahren. Aus ihren Fehlern können auch wir heute lernen

von Rabbiner Julian-Chaim Soussan  12.12.2025

Quellen

Es ist kompliziert

Chanukka wird im Talmud nur selten erwähnt. Warum klammerten die Weisen diese Geschichte aus?

von Rabbiner Avraham Radbil  11.12.2025

Religion

Israels Oberrabbiner erstmals auf Deutschlandbesuch

Kalman Ber startet seine Reise in Hamburg und informiert sich dort über jüdisches Leben. Ein Schwerpunkt: der geplante Neubau einer Synagoge

 10.12.2025

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Wajischlach

Zwischen Angst und Umarmung

Die Geschichte von Jakow und Esaw zeigt, wie zwei Brüder und zwei Welten wieder zueinanderfinden

von Rabbiner Joel Berger  05.12.2025