Thüringen

»Ist Pessach das jüdische Ostern?«

Foto: Marina Maisel

Am heutigen Dienstagabend wird der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, in der Landsynagoge im südthüringischen Berkach erwartet. Sein Vortrag »Ist Pessach das jüdische Ostern? Vom Wissen und Unwissen über das Judentum im 21. Jahrhundert« sei einer der Höhepunkte des Themenjahres »Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen«, sagte die Koordinatorin des Projekts »Tora ist Leben«, Alexandra Husemeyer dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Erfurt.

Unter Corona-Bedingungen könnten nur wenig geladene Gäste in den kleinen Ort an der Grenze zu Bayern kommen. Der Vortrag werde aber live im Internet übertragen.

In dem kleinen Dorf Berkach sind noch immer bedeutsame Stätten jüdischer Spiritualität auf engstem Raum zu finden.

Hinter dem Projekt »Tora ist Leben« stehen die beiden großem christlichen Kirchen und die Jüdische Landesgemeinde. Ziel des Projektes ist es, das Schreiben der neuen Torarolle - einem Geschenk der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und des Bistums Erfurt an die Thüringer Juden - öffentlich zu machen. Auch in Birkach sollte ursprünglich die Möglichkeit bestehen, dem Schreiber Reuven Jaacobov bei seiner Arbeit zuzusehen. Pandemiebedingt musste das Husemeyer zufolge abgesagt werden.

Das kleine Dorf Berkach stellt einen wichtigen Gedächtnisort für jüdische Kultur dar. Hier sind noch immer bedeutsame Stätten jüdischer Spiritualität auf engstem Raum zu finden: ein jüdischer Friedhof, eine Mikwe, die Synagoge und die jüdische Schule. »Das ganze Ensemble ist einzigartig für Thüringen«, erklärte Husemeyer.

Seit dem 17. Jahrhundert habe es ein zumeist friedliches Zusammenleben und Zusammenarbeiten im Dorf gegeben. Ende des 19. Jahrhunderts hätte sich ein Drittel der Bevölkerung zum Judentum bekannt. Aber auch in Berkach habe es Zeiten von Ablehnung bis hin zu Pogromen gegeben, erläuterte sie. 1939 sei die jüdische Gemeinde von der nationalsozialistischen Verwaltung zum Verkauf gezwungen, die Synagoge geschändet und bis zum Ende der DDR als Lagerraum genutzt worden.

In Berkach soll ein Jugendbegegnungszentrum entstehen, das zeigt, wie lebendig jüdische Kultur ist.

Nach der friedlichen Revolution konnte sie durch ehrenamtliche Anstrengungen restauriert werden, sagte die Projektkoordinatorin. Mit dem Besuch von Josef Schuster soll an die jüdische Vergangenheit Berkachs erinnert werden. Aber es gehe nicht nur darum, zurückschauen.

»Ein Jugendbegegnungszentrum, das zeigt, wie lebendig jüdische Kultur ist, soll entstehen«, blickte die Projektkoordinatorin voraus. Die Schaffung eines Raumes, in dem sich atheistische, muslimische, christliche und jüdische Menschen ohne Vorbehalte begegnen könnten, sei auch das erklärte Ziel der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen. epd/ja

Der Vortrag von Josef Schuster in Berkach wird live übetragen:
Youtube: http://u.epd.de/1snw
Facebook: http://u.epd.de/1snx

Konzil

»Eine besondere Beziehung«

»Nostra Aetate« sollte vor 60 Jahren die Fenster der katholischen Kirche weit öffnen – doch manche blieben im christlich-jüdischen Dialog verschlossen. Ein Rabbiner zieht Bilanz

von David Fox Sandmel  21.11.2025

Toldot

An Prüfungen wachsen

Warum unsere biblischen Ureltern Hungersnöte und andere Herausforderungen erleben mussten

von Vyacheslav Dobrovych  20.11.2025

Kalender

Der unbekannte Feiertag

Oft heißt es, im Monat Cheschwan gebe es keine religiösen Feste – das gilt aber nicht für die äthiopischen Juden. Sie feiern Sigd

von Mascha Malburg  20.11.2025

Talmudisches

Gift

Was unsere Weisen über die verborgenen Gefahren und Heilkräfte in unseren Speisen lehren

von Rabbinerin Yael Deusel  20.11.2025

Jan Feldmann

Eine Revolution namens Schabbat

Wir alle brauchen einen Schabbat. Selbst dann, wenn wir nicht religiös sind

von Jan Feldmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

von Karin Wollschläger  19.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

USA

6500 Rabbiner auf einem Foto

»Kinus Hashluchim«: Das jährliche Treffen der weltweiten Gesandten von Chabad Lubawitsch endete am Sonntag in New York

 17.11.2025

Talmudisches

Torastudium oder weltliche Arbeit?

Was unsere Weisen über das rechte Maß zwischen Geist und Alltag lehren

von Detlef David Kauschke  14.11.2025