Chanukkia

Gelebte Freiheit

Die erste Chanukkia war – wie diese hier – gebogen. Foto: Flash 90

Wie der siebenarmige Leuchter, der im Heiligtum stand, zu bauen war, ist in der Tora genau vorgeschrieben (2. Buch Moses 25, 31–36). Bei der Gestaltung des achtarmigen Leuchters, den Juden an den acht Tagen des Chanukkafestes benutzen, hat der Künstler viel mehr Freiheiten.

In jedem jüdischen Museum kann man verschiedenartige Chanukkaleuchter (Chanukkiot) betrachten; manche sind ganz schlicht, andere geradezu extravagant. In halachischen Werken heißt es, dass man sich um einen schönen Leuchter bemühen sollte. Und wie Rabbiner David Avraham Spektor in seinem Buch über Kunst bemerkt, ist es durchaus umstritten, ob eine goldene oder silberne Chanukkia vorzuziehen sei.

vorbild Es erscheint uns nicht überraschend, dass viele ihren achtarmigen Leuchter nach dem Vorbild des siebenarmigen Leuchters gestaltet haben. Sie haben sich vom Bauplan des Leuchters inspirieren lassen, aber beispielsweise nicht die Kelche nachgemacht. In unseren Tagen stellen Chabad-Chassidim in vielen Städten eine bestimmte Form der Chanukkia auf: Die Leuchter-Arme sind hier nicht gebogen, sondern gerade.

Warum wählen Lubawitscher Chassidim überall gerade diese ungewöhnliche Form? Sie reproduzieren nicht ein schönes Logo, sondern sie folgen ihrem Meister, dem verstorbenen Lubawitscher Rebben, der entschieden die Ansicht vertrat, so und nicht anders habe der Leuchter im Tempel ausgesehen.

Der historischen Frage, ob die Leuchter-Arme gerade oder gebogen waren, hat Rabbiner Israel Ariel eine tiefschürfende Abhandlung gewidmet. Er gelangt zu dem Schluss, dass der Leuchter im Heiligtum gebogene Arme hatte. Das beweist eine Abbildung des Leuchters auf einer Münze aus dem Jahre 37 vor der üblichen Zeitrechnung – damals stand der Leuchter noch im Tempel. Übrigens ist der Leuchter, der auf alten Münzen zu sehen ist, der heute gängigen Zehn-Agorot-Münze in Israel aufgeprägt worden. Und ein zweiter Beweis: Auf dem Titus-Bogen in Rom bilden die Arme des Leuchters einen nach oben gekehrten Bogen.

Original Rabbiner Ariel erklärt, dass eine im Original erhaltene Zeichnung des Leuchters von Maimonides den Lubawitscher Rebben zu der Ansicht geführt habe, die Arme seien gerade gewesen. Freilich ist seine Deutung der schematischen Zeichnung von Maimonides keineswegs zwingend.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Gegen die geraden Arme des Chanukkia-Modells von Chabad ist gar nichts einzuwenden. Aber jeder Betrachter der Chanukkia sollte wissen, dass der Leuchter im Tempel gebogene und keine geraden Arme aufwies.

Wajischlach

Wahre Brüder, wahre Feinde?

Die Begegnung zwischen Jakow und Esaw war harmonisch und belastet zugleich

von Yonatan Amrani  13.12.2024

Talmudisches

Licht

Was unsere Weisen über Sonne, Mond und die Tora lehren

von Chajm Guski  13.12.2024

Hildesheimer Vortrag

Das Beste im Menschen sehen

Der Direktor der Yeshiva University, Rabbiner Ari Berman, zeigt einen Ausweg aus dem Frontendenken unserer Zeit

von Mascha Malburg  13.12.2024

Debatte

Rabbiner für Liberalisierung von Abtreibungsregelungen

Das liberale Judentum blickt anders auf das ungeborene Leben als etwa die katholische Kirche: Im jüdischen Religionsgesetz gelte der Fötus bis zur Geburt nicht als eigenständige Person, erklären liberale Rabbiner

von Leticia Witte  11.12.2024

Vatikan

Papst Franziskus betet an Krippe mit Palästinensertuch

Die Krippe wurde von der PLO organisiert

 09.12.2024

Frankfurt

30 Jahre Egalitärer Minjan: Das Modell hat sich bewährt

Die liberale Synagogengemeinschaft lud zu einem Festakt ins Gemeindezentrum

von Eugen El  09.12.2024

Wajeze

»Hüte dich, darüber zu sprechen«

Die Tora lehrt, dass man ein Gericht anerkennen muss und nach dem Urteil nicht diskutieren sollte

von Chajm Guski  06.12.2024

Talmudisches

Die Tora als Elixier

Birgt die Tora Fallen, damit sich erweisen kann, wer zur wahren Interpretation würdig ist?

von Vyacheslav Dobrovych  06.12.2024

Hildesheimer Vortrag 2024

Für gemeinsame Werte einstehen

Der Präsident der Yeshiva University, Ari Berman, betonte die gemeinsamen Werte der jüdischen und nichtjüdischen Gemeinschaft

von Detlef David Kauschke  05.12.2024