Kalender

Einmal Winter, zweimal Adar

Bestimmend für unser Jahr: Sonne und Mond Foto: Thinkstock

An diesem Schabbat beginnt der Monat Adar Alef – ein zusätzlicher Monat, den es nur in bestimmten Jahren des jüdischen Kalenders gibt. In diesen sogenannten Schaltjahren hat unser Kalender 13 Monate, wobei ein »doppelter« Monat in die Winterzeit fällt: zuerst der zwölfte Monat, Adar Alef (Adar 1), und dann der 13. Monat, der Adar Bet (Adar 2) genannt wird – , wobei das Purimfest erst im Adar Bet, in diesem Jahr am 16. März, gefeiert wird.

Der jüdische Kalender steht damit im Gegensatz zum gregorianischen Kalender, der für die Christen als Grundlage gilt und der einzig auf der Konstellation zwischen Sonne und Erde beruht. Die Erde umkreist die Sonne in unserem Sonnensystem auf einer bestimmten Umlaufbahn. Der gesamte Umlauf der Erde um die Sonne beträgt 365 Tage, fünf Stunden und 48 Minuten. Teilt man diese Summe durch zwölf, die Anzahl der Monate, so erhält man die Anzahl der Tage eines Monats. In jedem Jahr entsteht eine Differenz von fünf Stunden und 48 Minuten. Dies wird jedes vierte Jahr mit einem Schalttag, dem 29. Februar, ausgeglichen.

Februar Die Entwickler dieses Sonnenkalenders haben die Länge der Monate willkürlich eingeteilt, und zwar abwechselnd in 30 beziehungsweise 31 Tage, mit Ausnahme des Monats Februar. Im Sonnenkalender sind Daten an Jahreszeiten gebunden. Christliche Feste wie Weihnachten fallen immer in dieselbe Jahreszeit.

Der muslimische Kalender dagegen richtet sich alleine nach dem Mond – wobei jeder Mondmonat eine Dauer von 29 Tagen, zwölf Stunden und 44 Minuten besitzt. Das Mondjahr hat insgesamt ungefähr 354 Tage und neun Stunden. Aufgrund der Differenz von zehn Tagen und 21 Stunden zwischen dem Sonnen- und Mondkalenderjahr verschieben sich Feiertage von Jahr zu Jahr rückwärtig und fallen mitunter in andere Jahreszeiten. Nach drei Jahren weicht der Mondkalender bereits um etwa 31 Tage vom Sonnenkalender ab.

Im Judentum dagegen dient eine Kombination aus beiden Systemen, dem Mond- und dem Sonnenkalender, zur Festlegung der Daten des Jahres, wobei wir uns in erster Linie nach dem Mond richten. Der erste Tag eines jeden Monats ist gleich dem Tag, an dem am Himmel der Mond als Sichel erscheint.

Im 5. Buch Mose 16,1 steht: »Achte auf den Frühlingsmonat, dass du in ihm das Überschreitungsopfer dem Ewigen, deinem G’tte, darbringst; denn im Frühlingsmonat hat dich der Ewige, dein G’tt, in der Nacht aus Ägypten geführt.« Aus diesem Vers lernen wir, dass es eine Pflicht ist, Pessach im Frühlingsmonat Nissan, nach dem Monat Adar, zu feiern. Dies gilt auch für alle anderen Feste. Alle Feiertage zur rechten Jahreszeit: Deshalb wird hier das Sonnensystem berücksichtigt.

13. Monat Die Differenz zwischen dem Mond- und dem Sonnenkalender beträgt, wie bereits erwähnt, etwa zehn Tage. Diese Differenz wird durch die Einführung eines 13. Monats, eines Schaltmonats, in jedem dritten Jahr ausgeglichen. Dieser Schaltmonat heißt wie der letzte Monat im jüdischen Kalender Adar. Die Quelle dafür, dass wir uns auch nach dem Mond richten, entnehmen wir aus der folgenden Stelle der Tora im 2. Buch Mose 12, 1–2: »Und der Ewige sprach zu Mosche und Aharon im Lande Ägypten: Dieser Monat (Nissan) sei euch der vorzüglichste der Monate, er sei euch der erste unter den Monaten des Jahres.«

Im 2. Buch Mose (12, 2) steht außerdem, dass wir aktiv an der Entscheidung, wann der Monat genau beginnt, beteiligt sein müssen. Man kann damals wie heute genau berechnen, wann der Monat beginnt, jedoch reicht dies nicht aus: Im Vordergrund steht, dass die Entscheidung bei uns liegt.

Genauso war es, als der Tempel in Jerusalem noch stand. Mithilfe von mindestens zwei Zeugen, die vom Obersten Gericht, dem Beit Din in Jerusalem, befragt wurden, wurde der Anfang des Monats festgelegt. Selbst wenn die Mitglieder des Beit Din bereits den Zeitpunkt des Neumonds berechnet hatten, mussten sie auf mindestens zwei Zeugen warten, die von der Sichtung des Neumondes berichten konnten. Hier sehen wir, wie wichtig die Beteiligung des Volkes war. Gab es keine Zeugen, wurde der erste Tag des Monats auf den darauf folgenden Tag des berechneten Monats festgelegt.

Seit der Zerstörung des Tempels allerdings wird der Kalender ausschließlich durch Berechnungen festgelegt. In der nachbiblischen Zeit ist der Adar mit der Purimgeschichte verbunden. Das jüdische Volk wurde aus der Unterdrückung befreit. Diese Errettung entspricht einer »kleinen Ausgabe« des Auszuges aus Ägypten, dem Weg aus der Unterdrückung hin zur Befreiung. Aufgrund dieser Geschichte sagten unsere Weisen im Traktat Taanit (29,1): »Mische nichnass Adar, marbin be Simcha« – wenn der Monat Adar eintritt, sollen die Menschen ihre Freude vermehren.

Toldot

Jäger und Kämpfer

Warum Jizchak seinen Sohn Esaw und nicht dessen Bruder Jakow segnen wollte

von Rabbiner Bryan Weisz  29.11.2024

Talmudisches

Elf Richtlinien

Wie unsere Weisen Psalm 15 auslegten

von Yizhak Ahren  29.11.2024

Ethik

»Freue dich nicht, wenn dein Feind fällt«

Manche Israelis feiern auf den Straßen, wenn Terroristenführer getötet werden. Doch es gibt rabbinische Auslegungen, die jene Freude über den Tod von Feinden kritisch sehen

von Rabbiner Dovid Gernetz  29.11.2024

Potsdam

In der Tradition des liberalen deutschen Judentums

Die Nathan Peter Levinson Stiftung erinnerte an ihren Namensgeber

 28.11.2024

Kalender

Der unbekannte Feiertag

Oft heißt es, im Monat Cheschwan gebe es keine religiösen Feste – das gilt aber nicht für die äthiopischen Juden. Sie feiern Sigd

von Mascha Malburg  28.11.2024

Berlin

Spendenkampagne für House of One startet

Unter dem Dach des House of One sollen künftig eine Kirche, eine Synagoge und eine Moschee Platz finden

von Bettina Gabbe, Jens Büttner  25.11.2024

Chaje Sara

Handeln für Generationen

Was ein Grundstückskauf und eine Eheanbahnung mit der Bindung zum Heiligen Land zu tun haben

von Rabbiner Joel Berger  22.11.2024

Talmudisches

Elefant

Was unsere Weisen über die Dickhäuter lehrten

von Rabbiner Netanel Olhoeft  22.11.2024

Studium

»Was wir von den Rabbinern erwarten, ist enorm«

Josh Spinner und Josef Schuster über die orthodoxe Rabbinerausbildung

von Mascha Malburg  21.11.2024