Augsburger Friedensgespräche

»Auch heikle Themen ansprechen«

Foto: Stadt Augsburg

Bei den »Augsburger Friedensgesprächen« am Mittwochabend hat Zentralratspräsident Josef Schuster die Bedeutung des interreligiösen Dialogs bekräftigt. Mit seinem Projekt »Schalom Aleikum« fördere der Zentralrat den Austausch zwischen Juden und Muslimen – wie etwa beim Gespräch zwischen jüdischen und muslimischen Gastronomen an diesem Donnerstagabend.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ein weiteres Dialogprojekt des Zentralrats, »Meet a Jew«, habe mit jüdischen Jugendlichen begonnen, die meist nichtjüdischen Gleichaltrigen in Schulklassen von ihrem Judentum berichteten. Dabei könnten Erfahrungen ausgetauscht werden - wie der gemeinsame Ärger darüber, dass seit einem Jahr die Diskotheken geschlossen seien. »Meet a Jew« sei inzwischen auf Erwachsene ausgeweitet worden, so Schuster. Dies sei auch eines der Mittel, gegen Antisemitismus vorzugehen.

Die zwei Mal im Jahr stattfindenden »Augsburger Friedensgespräche« wollten sich diesmal dem religiös geprägten Antisemitismus widmen. Ursachen, Wirkungen und aktuelle Strategien zur Prävention standen im Fokus der Diskussion, die online übertragen wurde.

TEILNEHMER Gesprächsteilnehmer waren neben Schuster (zugeschaltet aus Würzburg), Rabbiner Henry G. Brandt, ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (zugeschaltet aus Zürich), Margot Käßmann, evangelisch-lutherische Theologin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (zugeschaltet aus Hannover), sowie der Psychologe und Autor Ahmad Mansour (zugeschaltet aus Berlin).

Mansour sagte, die Dialogprojekte des Zentralrats der Juden machten »großartige Arbeit«. Auch auf muslimischer Seite gebe es Projekte gegen Antisemitismus, die sehr gut funktionierten. Prinzipiell dürfe interreligiöser Dialog aber nicht oberflächlich bleiben. Er wünsche sich einen Dialog, der auch heikle Themen anspricht. Mansour sagte, es sei auch Aufgabe von Muslimen in Deutschland, Juden das Gefühl zu geben, dass sie in Deutschland sicher seien und sich geschützt fühlten.

Im Gespräch: Margot Käßmann, Josef Schuster, Henry G. Brandt und Ahmad Mansour Foto: Ayala Goldmann

NACHHOLBEDARF Dies gelte auch für jüdische Schüler, deren Eltern sich fragte, ob sie noch staatlichen Schulen besuchen könnten oder etwa als Ergebnis eines »Exodus« zum Beispiel das jüdische Gymnasium Berlin. Über den Umgang von Muslimen mit Antisemitismus sagte er: »Wir haben noch viel Nachholbedarf.« Er wünsche sich etwa Freitagsgebete zum Thema Existenzrecht Israels oder problematischen Stellen im Koran über Juden.

Rabbiner Henry G. Brandt dankte Ahmad Mansour für seine klaren Worte. Parallelgesellschaften im Sinne von ferngesteuerten Religionsgemeinschaften dürfe es in Deutschland nicht geben, sagte der Rabbiner. Wer in ein Land einwandere, müsse sein Leben nach den Werten dieses Landes ausrichten. Leider habe die Zuwanderungspolitik in dieser Hinsicht »erbärmlich versagt«.

Brandt regte zudem an, in Lehrplänen jüdischer Schulen auch Informationen über den Islam und das Christentum aufzunehmen: »Wir brauchen Gesprächspartner und Dialogpartner. Leute, die wenig von der Sache verstehen, sind immer schlechte Advokaten.«

»JUDENSAU« Margot Käßmann nahm auf Frage der Moderatorin Shahrzad Eden Osterer Stellung zur Diskussion um antijüdische Reliefs an Kirchen. Als sie zum ersten Mal mit der »Judensau« an der Stadtkirche von Wittenberg konfrontiert wurde, habe sie zunächst gedacht, dass die Kirchengemeinde zur DDR-Zeit gut mit diesem Erbe umgegangen sei, indem sie eine Zeder gepflanzt und Einlassung mit einer Stellungnahme im Boden angebracht habe.

Inzwischen habe sie ihre Meinung dazu geändert: »Wenn es jemanden, der das anschauen muss und selbst Jude ist, derartig verletzt, dann kann das Relief nicht an dieser Kirche bleiben, dann gehört es in ein Museum.«

Lesen Sie mehr in der nächsten Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Chanukka

Das jüdische Licht

Die Tempelgeschichte verweist auf eine grundlegende Erkenntnis, ohne die unser Volk nicht überlebt hätte – ohne Wunder kein Judentum

von Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky  12.12.2025

Deutschland-Reise

Israels Oberrabbiner besucht Bremen

Kalman Meir Ber trifft Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer (beide SPD)

 12.12.2025

Wajeschew

Ein weiter Weg

Das Leben Josefs verlief nicht geradlinig. Aber im Rückblick erkennt er den Plan des Ewigen

von Rabbinerin Yael Deusel  12.12.2025

Talmudisches

Nach der Sieben kommt die Acht

Was unsere Weisen über die Grenze zwischen Natur und Wunder lehren

von Vyacheslav Dobrovych  12.12.2025

Chanukka

Nach dem Wunder

Die Makkabäer befreiten zwar den Tempel, doch konnten sie ihre Herrschaft nicht dauerhaft bewahren. Aus ihren Fehlern können auch wir heute lernen

von Rabbiner Julian-Chaim Soussan  12.12.2025

Quellen

Es ist kompliziert

Chanukka wird im Talmud nur selten erwähnt. Warum klammerten die Weisen diese Geschichte aus?

von Rabbiner Avraham Radbil  11.12.2025

Religion

Israels Oberrabbiner erstmals auf Deutschlandbesuch

Kalman Ber startet seine Reise in Hamburg und informiert sich dort über jüdisches Leben. Ein Schwerpunkt: der geplante Neubau einer Synagoge

 10.12.2025

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Wajischlach

Zwischen Angst und Umarmung

Die Geschichte von Jakow und Esaw zeigt, wie zwei Brüder und zwei Welten wieder zueinanderfinden

von Rabbiner Joel Berger  05.12.2025