Prozess

Zeuginnen entlasten Ofarim

Seit dem ersten Verhandlungstag im Fokus der Öffentlichkeit: Ofarim und sein Verteidiger Foto: picture alliance / REUTERS

Im Leipziger Verleumdungsprozess gegen den Sänger Gil Ofarim haben Zeuginnen den jüdischen Musiker entlastet. Dessen Managerin Yvonne P. sagte am Donnerstag vor dem Landgericht Leipzig, in einem Telefonat kurz nach dem strittigen Vorfall sei Ofarim sehr aufgebracht und aufgeregt gewesen, weil er antisemitisch beleidigt worden sei. Er habe darum gebeten, dass sie ihm ein anderes Hotel organisiert.

Die 45-jährige Managerin hat von 2013 bis 2022 für Ofarim gearbeitet. »Ich merke, wenn er wirklich angefasst ist«, sagte sie vor Gericht. »Ich wusste, dass ihm etwas Schlimmes passiert ist.« Zuvor habe es nie Vorfälle mit ihm gegeben. Er sei ohnehin immer höflich und freundlich gewesen.

»Das Thema Antisemitismus ist etwas, was ihn sein Leben lang schon begleitet und das weh tut«, sagte die langjährige Managerin. Über die Tage nach dem Vorfall sagte sie: »Er kam mir sehr verletzt vor.«

Ofarims Instagram-Video schlug hohe Wellen

Ofarim behauptet, dass ein Mitarbeiter des Leipziger Hotels »Westin« ihm am 4. Oktober 2021 mit Blick auf seinen Davidstern an einer Kette gesagt habe: »Pack deinen Stern weg.« Er hatte den Vorfall in einem Instagram-Video geschildert, das millionenfach geklickt wurde.

P. hatte nach eigener Aussage Ofarim abgeraten, das Video zu veröffentlichen. »Als ich das Video gesehen habe, wusste ich, dass etwas auf uns einprasseln wird, ich war in Schockstarre«, sagte die Managerin. »Ich war sehr überfordert in dem Moment«, sagte sie, »das Telefon stand nicht still, das E-Mail Postfach voll, es war eine Extremsituation«.

Sie habe ihm gesagt, er dürfe zu dem Geschehenen nichts dazu erfinden, nur die Wahrheit sprechen. »Ich habe ihn immer wieder gefragt, ob das alles so stimmt«, sagte die 45-Jährige. Er habe es immer wieder bejaht.

Die Sichtbarkeit einer Kette im Blickpunkt der Verhandlung

Die Kette mit dem Davidstern trage er häufig, auch am 4. Oktober 2021 habe er sie getragen. Sie habe Fotos der aufgezeichneten TV-Produktion erhalten, worauf der Stern zu sehen ist. Sie habe auch nie erlebt, dass Ofarim die Kette tagsüber abgenommen habe. »Ich gehe davon aus, dass sie auch im Hotel noch um seinen Hals hing«, sagte die Managerin.

Auch die Zeugin Nadine S., eine TV-Produzentin, entlastete Ofarim: Sie könne sich genau erinnern, was er am Telefon gesagt habe. Er sei antisemitisch beleidigt worden und er sollte seinen Stern einpacken, habe er berichtet. Deshalb wollte er in dem Hotel nicht einchecken.

Zuvor hatte Nadine S. mit Ofarim an diesem Tag beim MDR eine Sendung aufgezeichnet. Bei der Produktion sei er guter Stimmung gewesen, bei dem Telefonat dann »ganz anders«.

Die Produzentin bestätigte auch, dass Ofarim die Davidstern-Kette getragen habe. In einem Telefonat mit ihm nach dem Vorfall im Hotel sei es auch um die Kette gegangen. »Er war total fertig und auch schockiert«, sagte Nadine S.: »Ich hatte keinen Grund anzuzweifeln, was Herr Ofarim mir gesagt hat.«

Ofarim muss sich seit dem 7. November wegen mutmaßlicher Verleumdung, falscher Verdächtigung sowie Betrugs verantworten. Die Staatsanwaltschaft ermittelte zunächst gegen einen Hotelmanager, stellte die Untersuchungen aber später ein.

Der Mitarbeiter tritt nun im Prozess als Zeuge und Nebenkläger auf. Vor Gericht sagte er, dass er mit dem Musiker zwar eine verbale Auseinandersetzung hatte, ihn aber nicht beleidigt habe. epd

Bayern

Trumps Vizepräsident besucht KZ-Gedenkstätte Dachau

US-Vizepräsident J.D. Vance ist in Deutschland eingetroffen, um die Außenpolitik der Regierung Trump zu präsentieren. Vorher wirft er aber einen Blick zurück in die Vergangenheit

von Michael Fischer  14.02.2025

Nahost

Israels Außenminister fordert »klaren Kurs« der Bundesregierung

Deutschland solle sich nicht nur zu Israels Sicherheit bekennen, sondern auch so handeln, sagt Gideon Sa’ar im Interview mit der »Welt am Sonntag«

 14.02.2025

Google

Google Calendar streicht den Internationalen Holocaust-Gedenktag

Neben anderen Gedenktagen sind im Google Calendar auch die mit jüdischem Bezug verschwunden. Das Unternehmen dementiert, dass man damit den Anti-Diversitäts-Vorgaben der Trump-Regierung gehorche

 14.02.2025

Faktencheck

Szene aus »Markus Lanz«-Sendung mit Robert Habeck weiter abrufbar

In der Debatte um Verschärfungen in der Migrationspolitik war Robert Habeck in einer TV-Sendung zu Gast. Nun teilen Nutzer eine Aussage, die nachträglich gelöscht worden sei. Doch das stimmt nicht

 14.02.2025

Frankfurt am Main

Haya Schulmann widerspricht Gutachten zu antisemitischem Vorfall beim Hessischen Rundfunk

Ein Gutachten kommt zu dem Schluss, dass kein Fehlverhalten vorgelegen habe. Die betroffene Informatikprofessorin bleibt jedoch bei ihrer Darstellung

von Imanuel Marcus  14.02.2025

Anstieg

Rechtsextreme Straftaten 2024 auf Rekordhoch

Immer mehr rechtsextreme Straftaten in Deutschland - Nach 2023 reißt 2024 erneut die Höchstmarke mit weit über 41.000 Delikten, wie die »taz« berichtet. Die Zahlen sind allerdings noch vorläufig

 14.02.2025

Bundestagswahl 2025

Meinungsforscher Güllner: Merz stabilisiert AfD mit forscher Art

CDU-Anhänger fühlen sich »natürlich eher bestärkt« durch Merz‹ Agieren - »die wandern nicht ab«, so Güllner

von Susanne Rochholz  14.02.2025

Washington D.C./Gaza

Rubio ruft arabische Länder zu Gaza-Vorschlag auf

»Wenn sie also einen besseren Plan haben, ist jetzt die Zeit, ihn zu präsentieren«, sagt der US-Außenminister

 14.02.2025

Debatte

Großer Wirbel: Israelisches Team von Turnier in Stuttgart ausgeladen

Ein israelisches Sportteam darf bei einem Turnier in Deutschland nicht starten. Die Organisatoren betonen, dass Sicherheitsgründe keine Rolle spielen und man auch nicht voreingenommen sei

 13.02.2025 Aktualisiert