Berlin

Zentralrat für baldige Synagogen-Öffnung

Gespräch mit Religionsgemeinschaften im Bundesinnenministerium. Josef Schuster: »Vereinbarter Fahrplan ist richtiger Schritt«

 17.04.2020 14:54 Uhr

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Foto: dpa

Gespräch mit Religionsgemeinschaften im Bundesinnenministerium. Josef Schuster: »Vereinbarter Fahrplan ist richtiger Schritt«

 17.04.2020 14:54 Uhr

Nach dem Beschluss des Bundes und der Länder, die Auflagen zur Eindämmung der Corona-Pandemie schrittweise zu lockern, sieht der Zentralrat der Juden in Deutschland den Zeitpunkt gekommen, auch Juden wieder mehr Spielraum bei der Ausübung ihrer Religion einzuräumen.

Wenn Geschäfte bis zu einer gewissen Größe wieder öffnen dürfen, solle dies auch für Synagogen gelten, heißt es in einer am Freitag verbreiteten Erklärung.

Konzept Am Vormittag waren Vertreter der christlichen Kirchen, des Judentums und der Muslime in Deutschland mit Innenstaatssekretär Markus Kerber zu einem Gespräch zusammengekommen.

Danach hieß es, dass in den kommenden Tagen ein Konzept erarbeitet werden soll, wie die schrittweise Öffnung des religiösen Lebens möglich sein könne. Gottesdienste und Zusammenkünfte seien zunächst weiterhin nicht gestattet.

Dazu erklärte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster: »Gerade in schwierigen Zeiten bieten Religion und gemeinsames Gebet einen wichtigen Rückhalt. Der heute zwischen dem Bund, den Ländern und den Religionsgemeinschaften einmütig vereinbarte Fahrplan zur Öffnung der Gotteshäuser für Gottesdienste ist ein richtiger Schritt. Die Durchführung von Gottesdiensten unter Einhaltung entsprechender Hygienekonzepte ist verantwortbar und wichtig, um den Menschen in der Krise Halt zu geben.«

Der Zentralrat der Juden will gemeinsam mit den jüdischen Gemeinden und Landesverbänden entsprechende Hygienekonzepte für die Durchführung von Gottesdiensten erarbeiten.

Lösungswege Bei dem Gespräch im Bundesinnenministerium hätten sich alle Beteiligten einmütig dafür ausgesprochen, Lösungswege zu beschreiten, um möglichst bald nach dem 30. April das gottesdienstliche Leben wieder aufzunehmen. Einzelheiten müssten jeweils in den zuständigen Ländern erörtert werden.

Der Zentralrat der Juden werde gemeinsam mit den jüdischen Gemeinden und Landesverbänden entsprechende Hygienekonzepte für die Durchführung von Gottesdiensten erarbeiten.

Die Pandemie führe seit Wochen zu Einschränkungen der Religionsfreiheit, wie es sie in Deutschland seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr gegeben hat.

Grundrecht Da der Schutz des Lebens im Judentum das wichtigste Gebot ist, sei die jüdische Gemeinschaft bereit gewesen, diesen massiven Eingriff in das Grundrecht der Religionsfreiheit im Dienste der Gesundheit aller auch in den Synagogen zu akzeptieren.

»Unsere Gemeinden und Rabbiner haben hohe Flexibilität und viel Engagement gezeigt, um über Online-Angebote sowohl das religiöse Leben als auch die Seelsorge aufrechtzuerhalten«, heißt es in der Erklärung des Zentralrats.

Unterdessen hieß es am Nachmittag aus Sachsen, dort könnten im Zuge erster Lockerungen bei den Corona-Schutzmaßnahmen  ab Montag auch wieder öffentliche Gottesdienste stattfinden. Sie seien aber nur in geringem Umfang mit bis zu 15 Besuchern möglich, sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Freitag in Dresden. «Gläubigen Menschen ist es wichtig, auch religiöses Leben wieder möglich zu machen.»

Damit komme die Regierung dem Anliegen der jüdischen Gemeinden, der Kirchen sowie anderer Religionsgemeinschaften nach, im Rahmen der geltenden Sicherheitsmaßnahmen.  ja/epd/dpa

Magdeburg

Sachsen-Anhalt setzt Förderung jüdischer Einrichtungen fort

Die Projektauswahl wird vom Beirat für jüdisches Leben begleitet

 11.12.2024

Restitution

Familie verliert ihr in der Nazizeit gekauftes Grundstück

85 Jahre lebt eine Familie in einem Haus in Brandenburg. Zuvor hatte es zwei jüdischen Frauen gehört, die schließlich von den Nazis ermordet wurden

 11.12.2024

Debatte

Rabbiner für Liberalisierung von Abtreibungsregelungen

Das liberale Judentum blickt anders auf das ungeborene Leben als etwa die katholische Kirche: Im jüdischen Religionsgesetz gelte der Fötus bis zur Geburt nicht als eigenständige Person, erklären liberale Rabbiner

von Leticia Witte  11.12.2024

Gelsenkirchen

Bekommt Bayern-Torhüter Daniel Peretz Konkurrenz?

Münchens Sportvorstand Max Eberl macht eine klare Ansage

 11.12.2024

Meinung

Syrien und die verfrühte Freude des Westens über den Sieg der Islamisten

Ein Gastkommentar von Ingo Way

von Ingo Way  11.12.2024

Porträt

Wer ist der Mann, der Assad gestürzt hat?

Abu Mohammed al-Golani hat sich oft gewandelt. Der Anführer des Aufstandes, der der jahrzehntelangen Diktatur der Familie Assad in Syrien binnen Tagen ein Ende setzte, hat jahrelang an seinem Image gearbeitet

von Kareem Chehayeb  10.12.2024

Jubiläum

100 Jahre Wohlfahrtsverbände - Politik lobt unverzichtbare Arbeit

Bundespräsident Steinmeier betonte, mit ihrer Arbeit und ihrer Solidarität stärkten die Wohlfahrtsverbände wie die ZWST auch die Demokratie

von Birgit Wilke  10.12.2024

Brandenburg

Holocaust-Gedenken soll ohne AfD stattfinden

Führende AfD-Vertreter hätten die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlost und die Ausrichtung der gegenwärtigen Erinnerungskultur massiv infrage gestellt

 10.12.2024

Meinung

Der Papst und sein einseitiges Mitgefühl für Judenfeinde

Das Jesus-Kind in ein Palästinensertuch einzuwickeln zeigt, dass der Vatikan seine Tradition verleugnet, um im Nahostkonflikt Partei zu ergreifen

von Maria Ossowski  10.12.2024