Berlin/Jerusalem

Zentralrat der Juden verurteilt Smotrichs Aussage zu Gaza

Finanzminister Bezalel Smotrich Foto: copyright (c) Flash90 2024

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die jüngsten Äußerungen von Bezalel Smotrich verurteilt. Der israelische Finanzminister hatte laut Medienberichten die Nahrungsmittelhilfe für die Bewohner des Gazastreifens bedauert und ein Aushungern der Menschen dort als moralisch gerechtfertigt bezeichnet.

»Wir verurteilen die Äußerungen des israelischen Finanzministers«, teilte der Zentralrat auf der Plattform X mit. »Seine Worte entsprechen nicht jüdischen Werten. Die Geiseln müssen befreit werden, aber gezieltes Leid gegen eine Zivilbevölkerung ist unmoralisch und unmenschlich.«

Die Aussage Smotrichs spiegelt nicht die israelische Politik in Gaza wider. Vielmehr sorgt der jüdische Staat dafür, dass täglich Hunderte Lastwagenladungen an Hilfsgütern in den Gazastreifen passieren können. Dies geht auch aus Angaben der zuständigen Behörde COGAT hervor.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Unmoralisch und ungerecht«

Wohl aber sorgte das Zitat für erhebliche Kritik. Auch die Bundesregierung verurteilte Smotrichs Aussage. Dies gilt ebenso für das Weiße Haus, die Europäische Union und jüdische Organisationen in den Vereinigten Staaten.

Nun versucht der Finanzminister, zurückzurudern. Er erklärte, in seinem Kommentar habe er ein Aushungern der Menschen in Gaza nicht wirklich gerechtfertigt. Vielmehr seien seine Worte aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Dem TV-Kanal Kan sagte Smotrich, er fühle sich missverstanden. Ein Aushungern als Kriegstaktik habe er nie befürwortet. Zugleich betonte er jedoch, er stehe zu seinen früheren Aussagen. »Die Geiseln schmachten in Tunneln vor sich hin und wir verwöhnen den Gazastreifen. Dies ist unmoralisch und ungerecht«, so der Minister.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»In Form und Inhalt inakzeptabel«

Smotrich fügte in dem Fernsehinterview hinzu, die Welt werde ein Aushungern Gazas nicht zulassen. Aber es müssten Bedingungen für die Bereitstellung von Hilfsgütern gestellt werden, nämlich eine Freilassung der Geiseln. Dies entspricht dem Inhalt seiner früheren Erklärung.

Letztere hatte auch Ägypten verurteilt. Ein Sprecher des Außenministeriums in Kairo erklärte, die Aussagen von Smotrich seien beschämend und »in Form und Inhalt inakzeptabel«. Sie stellten einen Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht dar.

Lesen Sie auch

Die Erklärungen Smotrichs könnten von Israels Gegnern genutzt werden, obwohl sie mit der tatsächlichen Politik Israels nichts zu tun haben. Südafrika hat den jüdischen Staat vor dem Weltgerichtshof in Den Haag wegen Völkermords in Gaza verklagt. Die Aussagen des Finanzministers könnten auch dort zur Sprache kommen.

Bisher hat die Regierung in Jerusalem die Smotrich-Aussagen nicht verurteilt. Energieminister Eli Cohen stellte jedoch gegenüber der Publikation Ynet klar, Israel hungere niemanden aus und halte sich an die Gesetze.

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025

Hanau

Antisemitisches Plakat an Schule: Staatsschutz ermittelt

In einem angrenzenden Park gab es eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde. Besteht ein Zusammenhang?

 30.04.2025

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025