Extremismus

Zentralrat der Juden lobt Demos gegen Rechtsextreme: Die Mitte steht auf

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Marco Limberg / Zentralrat der Juden in Deutschland

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat die Demonstrationen gegen rechts als wichtiges Signal gelobt. »Ich bin wirklich erfreut, dass die Mitte der Gesellschaft aufsteht«, sagte Schuster der »Augsburger Allgemeinen« (Samstag).

»Ich habe immer das Gefühl gehabt, man sieht die Prognosen und Wahlergebnisse der AfD, aber das lockt niemanden hinter dem Ofen hervor«, sagte Schuster. Das habe ihm Sorgen gemacht. »Deshalb bin ich erfreut, wenn Leute jetzt auf die Straßen gehen und ihren Unmut zum Ausdruck bringen.«

Er hoffe, dass die Menschen auch im Alltag Zivilcourage zeigten. Schuster forderte: »Wenn im persönlichen Gespräch, am Arbeitsplatz, in der Familie, im Bekanntenkreis, im Sportverein oder in der Jugendgruppe jemand aufsteht und Ideologien äußert, die rassistisch, menschenverachtend oder antisemitisch sind, aufstehen und sagen: »Weißt du, was du da gerade gesagt hast?««

Seit Tagen demonstrieren in vielen Städten Tausende Menschen gegen rechts, auch am Wochenende sind Demos geplant. Am Freitag musste eine Demo in Hamburg wegen des großen Menschenandrangs abgebrochen werden. Die Veranstalter sprachen von 80 000 Teilnehmern, die Polizei von 50 000. In München wurden am Wochenende bis zu 20 000 Teilnehmer erwartet.

Anlass der Demonstrationen sind Berichte des Medienhauses Correctiv über ein Treffen von Rechtsradikalen im November 2023, an dem auch AfD-Politiker und einzelne Mitglieder der CDU sowie der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten. Dabei hatte der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, nach eigenen Angaben über »Remigration« gesprochen. Damit meinen Rechtsextreme in der Regel, dass eine große Zahl Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.

Man müsse den Menschen den Spiegel vorhalten, sagte Schuster der Zeitung. Das gelte auch auf politischer Ebene im Umgang mit der AfD. »Ich glaube, es ist in der Politik generell verstanden, dass die AfD kein politischer Gesprächspartner sein kann«, sagte Schuster. »Und ich hoffe, die, die noch anderer Meinung waren, haben jetzt endgültig verstanden, mit wessen Geistes Kind man es da zu tun hätte.« dpa

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