Hamburg

Zahl antisemitischer Straftaten deutlich gestiegen

Ein Polizist bewacht in Hamburg ein Gebäude der Jüdischen Gemeinde. Foto: dpa

Die Zahl antisemitischer Straftaten ist in Hamburg deutlich gestiegen. Wie aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der Vorsitzenden der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Anna von Treuenfels-Frowein, hervorgeht, wurden im vergangenen Jahr laut noch vorläufiger Statistik 74 Taten verzeichnet. Das waren 30 mehr als im Jahr zuvor und mehr als doppelt so viele wie 2016 (35). 2013 waren noch 28 Taten gezählt worden.

»Die Zahl der antisemitischen Straftaten in Hamburg ist zwischen 2013 und 2018 geradezu explodiert: Der Anstieg beträgt unglaubliche 164 Prozent«, sagte Treuenfels-Frowein. Mit 51 der 74 Straftaten wurden im vergangenen Jahr die mit Abstand meisten einem rechten Täterspektrum zugeordnet.

IDEOLOGIE Zwei Fälle wurden als linksmotiviert, zwei weitere im Bereich der sogenannten­ ausländischen Ideologie eingestuft. 17 Fälle wurden dem Bereich »religiöse Ideologie« zugeordnet.

Hier gab es auch die deutlichste Steigerung: 2017 waren in diesem Bereich nur drei Fälle verzeichnet worden. Die Kriterien »ausländische Ideologie« und »religiöse Ideologie« werden erst seit 2017 gesondert in der Statistik erfasst. Zwei Fälle aus dem Jahr 2018 konnten keiner Motivlage zugeordnet werden.

»Antisemitismus, aus welcher fehlgeleiteten Motivation auch immer, ist inakzeptabel und darf in Deutschland nicht geduldet werden«, sagte Treuenfels-Frowein und forderte zugleich eine weitere Überarbeitung der Kriterien für die Statistik. »Bisher wird etwa die Religionszugehörigkeit der Täter nicht erfasst, was angesichts zunehmender Berichte zu Übergriffen von Menschen muslimischen Glaubens nicht hinreichend ist.«

PRÄVENTION Zudem fehlten Kenntnisse darüber, welche Orte und Plätze von jüdischen Bürgern aus Furcht vor Übergriffen gemieden würden. »Wir fordern eine genaue Identifizierung dieser Orte, um dort gezielt mit Präventionsmaßnahmen und Aufklärung anzusetzen«, sagte die FDP-Fraktionschefin. Nach einer Antisemitismus-Umfrage der Europäischen Union meide bereits jeder zweite Jude in Deutschland bestimmte Gegenden.

Dem Senat sei es ein »besonders wichtiges Anliegen, dass Menschen jüdischen Glaubens in Hamburg keine Angst vor Übergriffen, Beleidigungen oder Diskriminierungen haben müssen, wenn sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekennen«, heißt es unter Hinweis auf vielfältige Aktivitäten zur Antisemitismusprävention in der Antwort auf die FDP-Anfrage. Erst im Dezember hatte auch die Bürgerschaft einen Antrag zum Ausbau der Antisemitismusprävention beschlossen.  dpa

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025

Entscheidung

Waffen an Israel: Berliner Gericht weist Klagen ab

Sechs überwiegend in Gaza wohnende Personen klagten in zwei Fällen gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel. Das Berliner Verwaltungsgericht sieht die Klagen als unzulässig an

 13.11.2025

Interview

»Wir müssen viel mehr für die Rückführung von Antisemiten tun«

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Volkmann (CDU) über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland, die zögerliche Reaktion der Politik und Abschiebungen als Gefahrenabwehr

von Joshua Schultheis  13.11.2025

Berlin

Wegner setzt im Fördermittelstreit auf Aufklärung

»Es sind Vorwürfe im Raum, die muss man sich genau anschauen. Und dann werden wir gegebenenfalls, wenn es notwendig ist, die richtigen Konsequenzen ziehen«, betont der Regierende Bürgermeister

 12.11.2025