Einspruch

Wunsch und Wirklichkeit

AJC-Direktor Remko Leemhuis Foto: imago images/Reiner Zensen

In einem kürzlich veröffentlichten Interview antwortete der CDU-Politiker Norbert Röttgen auf die Frage, warum nicht schon nach dem russischen Angriff auf Georgien und nach der Annexion der Krim härtere Sanktionen gegen Moskau verhängt worden seien, mit dem bemerkenswerten Satz: »Die Ereignisse wurden verdrängt, weil wir eine Wunschvorstellung von der Welt hatten, gegen die die Realität nicht ankam.«

Diese Beobachtung ist mehr als zutreffend und ließe sich gleichzeitig problemlos auf den Umgang mit anderen Diktaturen und totalitären Staaten übertragen, ist aber bei keinem anderen Land treffender als dem Iran. Schließlich destabilisiert das Regime in Teheran ebenfalls seit Jahren systematisch seine Nachbarstaaten und hat sich die Vernichtung eines anderen Staates zum Ziel gesetzt.

weigerung Dabei wird deutlich, was der Kern des deutschen »Wunschdenkens« bisher war: nämlich die Weigerung, anzuerkennen, dass auf der anderen Seite des Verhandlungstisches in manchen Fällen rationale Erwägungen bestenfalls eine untergeordnete Rolle spielen.

Ausgerechnet in Deutschland findet die Drohung, Millionen Juden ermorden zu wollen, in der öffentlichen und politischen Debatte über den Umgang mit dem Iran kaum Resonanz.

Daher wird sich ganz maßgeblich am zukünftigen Umgang mit dem Iran erweisen, ob die ausgerufene »Zeitenwende« tatsächlich einen grundlegenden Wandel in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik zur Folge haben wird. Denn wenn der 24. Februar eine historische Erfahrung erneuert hat, dann doch die, dass totalitäre Regime meinen, was sie sagen.

putin-regime Im Fall des Putin-Regimes hat der Überfall auf die Ukraine jeden Zweifel ausgeräumt, dass es ihm ernst damit ist, wenn es der Ukraine die Existenzberechtigung abspricht. Was den Iran angeht, muss daraus zwangsläufig die Erkenntnis folgen, dass der offen artikulierte Vernichtungsantisemitismus keine politische Folklore ist.

Dass ausgerechnet in Deutschland die Drohung, Millionen Juden ermorden zu wollen, in der öffentlichen und politischen Debatte über den Umgang mit dem Iran kaum Resonanz findet, erstaunt stets aufs Neue.

Der Autor ist Direktor des American Jewish Committee (AJC) Berlin.

Berlin

»UNRWA ist Teil des Problems«

Israels Botschafter Ron Prosor präsentiert Informationen zur engen Verbindung der Terrororganisation Hamas mit dem UN-Palästinenserhilfswerk

 28.03.2024

Halle / Frankfurt

DFB lässt proisraelisches Plakat bei Länderspiel abhängen

Plakat mit der Aufschrift »Bring them Home now« sei nicht genehmigt und entgegen UEFA-Regularien gewesen

 28.03.2024

Sachsen

Trotz antisemitischer Vorfälle: Leipziger Friedenspreis geht an »Handala«-Gruppierung

Die »pro-palästinensische Gruppierung« steht immer wieder wegen antisemitischer Vorfälle in der Kritik

 27.03.2024

Analyse

Allein

Der Jude unter den Staaten: Wie Israel von der Weltgemeinschaft verleumdet und im Stich gelassen wird

von Maria Ossowski  27.03.2024

Manchester Airport

Überlebende des 7. Oktober bei Einreise beschimpft

»Wir müssen sicherstellen, dass Sie hier nicht dasselbe tun wie in Gaza«, sagt ein Grenzbeamter zu den Israelis

von Imanuel Marcus  27.03.2024 Aktualisiert

USA/Israel

US-Verteidigungsminister empfängt israelischen Amtskollegen

»Wir den Kampf in Gaza nicht beenden, bevor wir alle Verschleppten nach Hause bringen«, erklärt Joav Gallant

 27.03.2024

Bundesregierung

Charlotte Knobloch fordert Rauswurf von Kulturstaatsministerin Roth

IKG-Chefin und Schoa-Überlebende: »Was passiert ist, war einfach zu viel«

 26.03.2024

Berlin

Nach Angriff auf jüdischen Studenten: Hochschulgesetz wird verschärft

Möglichkeit der Exmatrikulation wurde zuvor von Rot-Grün-Rot abgeschafft

 26.03.2024

Deutschland

Einbürgerungstests: Das sind die Fragen zu Israel und jüdischem Leben

»Wer unsere Werte nicht teilt, kann keinen deutschen Pass bekommen«, sagt Innenministerin Faeser

 26.03.2024