Meinung

Wir sind nicht Papst

Der Papst kommt», wird in den diesen Tagen so oder so ähnlich angekündigt. Doch darüber freuen können sich längst nicht alle Menschen im Land. Vor allem die Rede im Bundestag bereitet vielen Bürgern und Abgeordneten Bauchschmerzen. Wir Juden in Deutschland sind – wie immer und wie alle anderen Bevölkerungsgruppen auch – nicht einer Meinung. Soll Benedikt XVI. im Parlament sprechen oder nicht?

staatsoberhaupt Das eigentliche Problem ist größer. Wohin entwickelt sich unsere Gesellschaft? Wollen wir einen konservativ-christlichen Staat, der auf Religion so viel Wert legt, dass dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, das zugleich eine Wahlmonarchie mit weniger als 1.000 Einwohnern vertritt, ein besonderes Privileg eingeräumt werden muss? Oder wollen wir eine progressiv-säkulare Demokratie, in der die Trennung zwischen Religion und Staat genau eingehalten wird?

Wir haben Politiker als Vertreter des ganzen Volkes in den Bundestag gewählt, und die Debatten innerhalb der Fraktionen spiegeln die Diskussion um die Rolle der Kirche wider. Die bürgerlich-konservative Regierungskoalition begrüßt den Auftritt des Papstes. Unter Sozialdemokraten, Grünen und Linken hingegen gibt es etliche, die ihren Protest durch Boykott der Papstrede ausdrücken.

menschenrechte Nur ein Drittel der Deutschen sind Katholiken, diese Tatsache kann nicht ignoriert werden. Aber Benedikt XVI. kommt ja nicht als Kirchen-, sondern als Staatsoberhaupt. Als solches spricht er vor dem Bundestag. Es haben vor unserem Parlament auch schon Staatsoberhäupter gesprochen, denen Demokratie, Menschenrechte und Pressefreiheit nicht allzu viel bedeuten. Bei solchen Auftritten blieb die öffentliche Empörung aus, doch dieses Mal ist es anders.

Mit dem Slogan «Wir sind Papst» können sich nicht allzu viele Deutsche identifizieren. Dass in der katholischen Kirche Sexualverbrechen an Kindern vertuscht wurden, ist inzwischen bekannt. Etwa 180.000 Kirchenaustritte deutscher Katholiken hatte der Vatikan im vergangenen Jahr zu verzeichnen. Liegt es an der Person, der weitaus weniger Vertrauen entgegengebracht wird als ihrem Vorgänger Johannes Paul II.?

Es sind viele Fragen, die man dem Kirchenoberhaupt stellen kann. Also ist nichts dagegen zu sagen, dass Benedikt XVI. vor dem Bundestag spricht. Nur darf die Rede keine kritische Diskussion über sein Amt und seine Kirche ersetzen. Sie muss sie vielmehr fördern.

Der Autor ist Sprecher des Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokraten.

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Jerusalem

Ein neuer Sound?

Unterwegs mit Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem Amtsantritt in Israel

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 08.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025