Berlin

»Wir müssen diese Milieus erreichen«

Israelfeindliche Kundgebung am vergangenen Samstag in Berlin Foto: IMAGO/NurPhoto

Der Vorstandsvorsitzende der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA), Dervis Hizarci, plädiert mit Blick auf die antisemitischen Ausschreitungen am Wochenende in Berlin für »genaues Hinsehen«.

Wo »rote Linien überschritten wurden, muss durch den Rechtsstaat sanktioniert werden. Wir müssen deutlich machen, wo die Grenzen sind«, sagte Hizarci am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. »Darüber hinaus müssen wir versuchen, diese Milieus zu erreichen. Und das gelingt nicht durch markige Statements über ›muslimischen Antisemitismus‹ «, so Hizarci.

ermittlungen Mehrere Demonstrationen in Berlin hatten am Wochenende wegen judenfeindlicher Äußerungen für Entsetzen gesorgt. Anders als Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprachen Vertreter von Union und FDP von spezifischem Antisemitismus »unter Muslimen«. Nach Polizeiangaben kam es bei Protestaktionen durch die Bezirke Kreuzberg und Neukölln zu Straftaten und Festnahmen. Mittlerweile seien Ermittlungen wegen antisemitischer Anfeindungen eingeleitet.

Hizarci betonte, er sehe den Islam nicht als Ursache für die antisemitischen Ausschreitungen.

Hizarci betonte, er sehe den Islam nicht als Ursache für die antisemitischen Ausschreitungen. »Der Antisemitismus, der dort von Menschen geäußert wird, die sich vielleicht selbst sogar als Muslime verstehen, ist für mich in den meisten Fällen kein sogenannter muslimischer Antisemitismus«, sagte Hizarci. »Viele von ihnen sind Muslime, haben aber nicht als Muslime demonstriert, sie sind nicht religiös motiviert dort gewesen.« Auch habe keine Moschee dazu aufgerufen.

beraterkreis »Wenn ›herkunftsdeutsche‹ Menschen hier für oder gegen etwas demonstrieren, tun sie das nicht vordergründig religiös motiviert. Sie sind auch nicht als Christen unterwegs«, so Hizarci. »Das soll nicht heißen, dass es keinen religiös motivierten Antisemitismus gibt oder dass Religion und Herkunft keine Rolle spielen. Wir dürfen es uns aber nicht zu einfach machen«, erklärte Hizarci, der dem Beraterkreis des Beauftragten der Bundesregierung gegen Antisemitismus angehört.

Die »Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA)« wurde 2003 gegründet und unter anderem mit der Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt. Sie entwickelte als eine der ersten Konzepte gegen Judenhass auch für die Einwanderungsgesellschaft. kna

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Nahost

Heftige Gefechte in Syrien: Erneut mehrere Tote. Jetzt schaltet sich Israel ein

Eine Tonaufnahme löst in Syrien erneut eine Welle der Gewalt aus. Mehrere Menschen werden getötet

von Amira Rajab, Nehal ElSherif  30.04.2025

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025