Westjordanland

Wie Fatah-Chef Abbas versucht, sich in Stellung zu bringen

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas steht seit 20 Jahren an der Spitze der Autonomiebehörde Foto: picture alliance/dpa

Man könnte es als positives Zeichen für eine politisch geschwächte Hamas werten, dass Fatah-Präsident Mahmud Abbas sich offen vom Terrorregime im Gazastreifen distanziert. Eine gute Woche nach den Massakern des 7. Oktober 2023 hatte er das schon einmal versucht. Die Taten und die Politik der Hamas »repräsentieren nicht das palästinensische Volk«, er lehne die Tötung von Zivilisten auf beiden Seiten ab und fordere alle Beteiligten auf, Gefangene freizulassen, hatte die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa ihn damals zitiert. Wenige Stunden später war das Zitat allerdings gelöscht.

Seitdem die Diskussion über eine zukünftige Regierung des Gazastreifens intensiver wird, bringt Abbas sich vermehrt ins Gespräch. Jüngst sogar anlässlich Israels Versuch, den Hamas-Terroristen Mohammed Deif auszuschalten. Abbas machte Israel und die USA für den Militärschlag mit Dutzenden Toten verantwortlich. Doch wies er zudem der Hamas Schuld für den anhaltenden Krieg in Gaza zu, allerdings nicht ohne im gleichen Atemzug den »israelischen Völkermord« anzuprangern.

»Moralische und politische Verantwortung«

»Die palästinensische Präsidentschaft verurteilt das Gemetzel und macht die israelische Regierung dafür verantwortlich, ebenso wie die US-Regierung, die die Besatzung und ihre Verbrechen in jeder Weise unterstützt«, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters die von Abbas‹ Büro im Ramallah veröffentlichte Erklärung. »Die Präsidentschaft ist der Ansicht, dass die Hamas-Bewegung, indem sie sich der nationalen Einheit entzieht und dem Besatzungsstaat Vorwände liefert, ein Partner ist, der die rechtliche, moralische und politische Verantwortung für die Fortsetzung des israelischen Völkermordkrieges im Gazastreifen trägt.«

Abbas leitet die palästinensische Autonomiebehörde im Westjordanland seit 19 Jahren, die säkulare Fatah-Fraktion innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) seit 20. Die Terrororganisation Hamas hatte 2006 die umstrittenen Wahlen in Gaza gewonnen, was einen Bürgerkrieg und die mörderische Vertreibung der Fatah zur Folge hatte. 2007 riss die Hamas die Führung vollends an sich. Die Fatah verblieb im Westjordanland, wo der Holocaustleugner Abbas und seine Behörde eine begrenzte Selbstverwaltung im israelisch besetzten Gebiet aufrechterhalten.

China präsentiert sich als Vermittler

Sogenannte Versöhnungsgespräche zwischen den Palästinenser-Fraktionen, meist unter Führung Ägyptens, gab es immer wieder, ohne Erfolg. Abbas betont, dass »die PLO die einzig legitime Vertretung des palästinensischen Volkes sei«, während die Hamas ihm vorwirft, sich auf Israels Seite zu stellen. In der kommenden Woche sollen sich Fatah- und Hamas-Repräsentanten in China treffen, berichtet nun die »New York Times«. Die Bereitschaft von beiden zusammenzuarbeiten, werde von vielen Experten als entscheidend für den Wiederaufbau des Gazastreifens nach dem Krieg angesehen, so der Bericht. Und da es Fortschritte bei einer Waffenstillstandsvereinbarung zwischen Israel und Hamas gebe, dränge die Zeit. Die Pläne für das Treffen in Peking signalisieren vor allem auch, dass China seine langjährigen Versuche, sich als Friedensvermittler zu präsentieren, nicht aufgeben will.

Die Fatah werde drei Vertreter in die chinesische Hauptstadt entsenden, darunter Mahmoud al-Aloul, den stellvertretenden Vorsitzenden der Partei, heißt es weiter. Die Delegation der Hamas werde von deren politischem Anführer Ismail Haniyeh geleitet.

Nahost

Israel: Wir stehen kurz vor Abschluss des Einsatzes in Gaza

US-Präsident Donald Trump sagte jüngst, dass es bald im Gaza-Krieg eine Waffenruhe geben könnte. Auch Israels Verteidigungsminister Katz äußert sich nun optimistisch

 30.06.2025

Debatte

Anti-Israel-Parolen: USA entziehen britischer Band Visa

Ein britischer Festivalauftritt mit israelfeindlichen Parolen wird live von der BBC übertragen. Der Sender steht unter Druck – und die USA kündigen an, der Band die Einreise zu verweigern

 30.06.2025

Interview

Nuklearforscher: »Das iranische Atomprogramm neu aufzubauen wird Jahre dauern«

Georg Steinhauser über die israelischen und amerikanischen Schläge gegen Atomanlagen im Iran, die Eigenschaften von Uran-235 und mögliche Szenarien für die Zukunft

von Michael Thaidigsmann  30.06.2025

Israel

Früherer Geheimdienstchef der israelischen Armee: Jerusalem musste das Atomprogramm der Mullahs stoppen

Im Juni 1981 war Amos Yadlin an der Zerstörung von Saddam Husseins Kernreaktor beteiligt. Nun hat er ausführlich über Israels Präventivschlag gegen das Mullah-Regime und den angeblichen »Völkermord« in Gaza Auskunft gegeben

von Imanuel Marcus  30.06.2025 Aktualisiert

Drohung

Iranische Zeitung fordert Todesstrafe gegen IAEA-Chef Grossi

Das staatliche Propagandablatt wirft Rafael Grossi vor, für Israel spioniert zu haben

 30.06.2025

Düsseldorf

Islamistischer Tiktok-Star gesteht Spendenbetrug

Der Islamist »Abdelhamid« hat unter seinen Followern Spenden »für Palästina« gesammelt und diese dann unter anderem für einen BMW ausgegeben. Das gestand er nun vorm Düsseldorfer Landgericht

von Martin Höke  30.06.2025

Düsseldorf

NRW: Zahl antisemitischer Straftaten gestiegen

Fast 700 Fälle wurden im vergangenen Jahr registriert - ein Zuwachs von 27 Prozent

 30.06.2025

Uni Duisburg

Online-Mahnmal gegen Schändung jüdischer Friedhöfe gestartet

Die Universität Duisburg-Essen hat ein Online-Projekt zum Schutz jüdischer Friedhöfe vorgestellt. Grundlage dafür ist eine interaktive Karte

von Raphael Schlimbach  30.06.2025

Atomprogramm

Iran signalisiert Bereitschaft zu Verhandlungen

Nach den US-Angriffen auf iranische Nuklearanlagen wurden die Atomgespräche zunächst unterbrochen. Nun mehren sich Signale Teherans, an den Verhandlungstisch zurückzukehren - unter Bedingungen

 30.06.2025