Rechtsextremismus

Wenn Rechte pilgern

Alles gegen den Islam: Patrik Brinkmann Foto: attenzione

Das Logo ist hellblau. Es erinnert an schöne Dinge wie Himmel oder Mittelmeer. In weißen Lettern steht dort: »2011. Mit Patrik Brinkmann nach Israel«. Sympathisch wirkt das Banner auf der Website dieses Herrn. Doch schon der Hinweis, dass es seine »Privatseite« ist, macht stutzig. So deutschtümelnd benennen doch nur Neonazis ihre Websites.

zickzack Und noch auffälliger ist der Name: Patrik Brinkmann, deutsch-schwedischer Geschäftsmann, früher Förderer von NPD und DVU, dem Vernehmen nach millionenschwer und gegenwärtig bei Pro Deutschland aktiv. Der antifaschistische Nachrichtendienst »Endstation Rechts« nennt ihn den »Fünf-Millionen-Zickzack-Mann«.

Der plant im Sommer eine »Pilgerreise« nach Israel. Wann genau die bizarre Gruppe durchs Heilige Land tingeln wird, steht zwar noch nicht fest, wohl aber, was sie dort tut. Zum Beispiel am Tag zwei: »Nach dem Lunch fahren wir nach Yad Vashem. Danach geht es zu unserem Hotel zurück, wo wir unser Abendessen einnehmen.«

gaumenfreuden Nicht nur die Holocaustgedenkstätte, auch Gaza und Ägypten stehen auf dem Programm, ein Kibbuz wird besichtigt und im Toten Meer gebadet. Die Abende lassen die Damen und Herren Rechtsextremisten »bei besonderen Gaumenfreuden ausklingen«, wie es in Reisekatalog-Deutsch heißt.

Am Tag neun gibt es eine Konferenz zum Thema »Die neue Ära zwischen dem ›wahren Deutschland‹ und dem ›wahren Israel‹«. Dort soll das Abendland vor seinem Untergang bewahrt werden. Eine »besondere Begabung« von Juden und Deutschen hat Brinkmann ausfindig gemacht: »Es gibt in Wirklichkeit nichts, was diese beiden Völker trennt.« Vielmehr sei da eine Gemeinsamkeit: die Gefahr der Islamisierung. »So ist unser Schicksal mit dem der Juden eng verwoben«, folgert Brinkmann.

Ziel der zehntägigen Pilgerreise ist, die extreme Rechte zu stärken, »für einen politischen Kreuzzug im eigenen Land, ohne den das Abendland vom hereindrängenden Islam zerstört wird«.

sekretär 1966 wurde Patrik Brinkmann geboren, sein Vater ist Schwede, seine Mutter Deutsche. Auskunftsfreudig ist Brinkmann vor allem auf seiner »Privatseite«, auch im rechtsextremen Blog »Politically Incorrect« ist er präsent. Eine Interviewanfrage der »Jüdischen Allgemeinen« hingegen ließ er unbeantwortet, und von seiner Partei, Pro Deutschland, war nur zu erfahren, dass die Israelreise auch in ihrem Namen geschehe: »Herr Brinkmann ist ja unser internationaler Sekretär.«

Demnächst sollen noch zwei Ämter hinzukommen: Er will Berliner Landesvorsitzender der Splitterpartei werden, und im Herbst möchte er in die Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf gewählt werden.

immun Das strategische Ziel von Brinkmann ist ein doppeltes: Nicht nur, dass er die deutsche Rechte im Kampf gegen den Islam einen möchte. Er will sie auch durch gute Kontakte zur israelischen Rechten gegen Kritik jüdischer Gemeinden in Europa immunisieren.

Mit diesem Ziel war jüngst schon zweimal eine hochrangige Delegation europäischer Rechtsextremisten nach Israel gereist: Andreas Mölzer und Heinz-Christian Strache von der österreichischen FPÖ, Filip Dewinter vom belgischen Vlaams Belang, und der Ex-CDU-Politiker René Stadtkewitz, dessen »Freiheit«-Partei sich in Berlin mit Brinkmanns Pro Deutschland um rechte Stimmen bei der Abgeordnetenhauswahl streitet.

Einmal war auch Brinkmann dabei, für Geschlossenheit in puncto Israel sorgt das noch nicht. Als »Patrik Stinkmann« wird er im Neonaziforum altermedia beschimpft, »verlängerter Arm Alljudas«, »trojanisches Honigkuchenpferd«, unterwegs »im Auftrag Zions«.

Doch auch Brinkmanns Gefolgsleute mögen sich an Antisemitismus nicht überbieten lassen: »Sicher, dieses Völkchen ist ein Problem«, schreibt einer seiner Jünger über die Juden, »aber das dringendste Problem ist die Übervölkerung Deutschlands mit muslimischen Okkupanten«.

Anders drückt Patrik Brinkmann, der Rechtsextreme, den es nach Israel zieht, seine Ambitionen auch nicht aus. Was er heute fordert, habe Wilhelm II. schon gewusst, als der sich »an meine lieben Juden« gewandt hatte. Schließlich brauchte er sie für den Ersten Weltkrieg.

Australien

Polizei: Angreifer in Sydney waren Vater und Sohn 

Weitere Details des judenfeindlichen Terroranschlags werden bekannt

von Denise Sternberg  14.12.2025

Hintergrund

Der Held von Sydney

Laut australischen Medien handelt es sich um einen 43-jährigen muslimischen Vater von zwei Kindern, der einen Laden für lokale Produkte betreibt

 14.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert