Einigung im Nahen Osten

Weltweit Freude und Erleichterung über Gaza-Deal

EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas Foto: picture alliance / abaca

In Deutschland und weltweit ist die Einigung auf ein Friedensabkommen zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas zur Freilassung der Geiseln und für einen Waffenstillstand in Gaza auf Zustimmung gestoßen.

Bundeskanzler Friedrich Merz zeichte sich angesichts des Durchbruchs im ägyptischen Scharm-El-Scheich in der Nacht zum Donnerstag zuversichtlich, warnte aber vor einer voreiligen Bewertungen. »Die Entwicklung in Israel macht uns Mut. Hier gibt es offensichtlich eine große Chance, in den nächsten Stunden schon zu einer Übereinkunft mit der Hamas zu kommen«, betonte Merz.

Es gebe nun die Chance, dass noch in dieser Woche die verbliebenen israelischen Geiseln von der Terrororganisation Hamas freigelassen würden und es dann auch zu einem Rückzug der israelischen Armee im Gazastreifen kommt. »Insofern beobachten wir die Situation natürlich sehr genau und bleiben zuversichtlich, dass es, wie gesagt, noch in dieser Woche zu einer Lösung dort kommt.«

Lesen Sie auch

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) zeigte sich glücklich über die Einigung. Die Bundesregierung sei bereit, weitere Schritte in Richtung Frieden zu unterstützen. Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, schrieb auf X: »Es ist schön, mit der Aussicht auf ein Ende des Alptraums aufzuwachen: Ich kann es kaum erwarten, dass die Geiseln freigelassen werden und der Krieg endet.«

Die Grünen-Bundesvorsitzende Franziska Brantner äußerte sich ebenfalls positiv. »Das sind endlich hoffnungsvolle Nachrichten – ein Moment, der Mut macht«, sagte die Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Jetzt müssten alle Seiten die Vereinbarungen schnell umsetzen. »Der Druck dafür darf nicht nachlassen«, so Brantner. Die Bundesregierung habe eine Schlüsselrolle bei den »nächsten Schritten auf dem Weg zu einem echten Frieden und zu einer Zweistaatenlösung« und dürfe die europäische Handlungsfähigkeit nicht länger bremsen, forderte die Grünen-Chefin.

Die Chefs der wichtigsten EU-Institutionen in Brüssel äußerten sich ebenfalls vorsichtig optimistisch. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte erneut die sofortige Freilassung aller Geiseln aus der Gewalt der Hamas sowie eine dauerhafte Waffenruhe erreicht wird. Das Leid muss ein Ende haben, so von der Leyen.

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sagte: »Das ist ein bedeutender diplomatischer Erfolg und eine echte Chance, einen verheerenden Krieg zu beenden und alle Geiseln zu befreien.«

In London erklärte der britische Premierminister Keir Starmer: »Dies ist ein Moment tiefer Erleichterung, der weltweit zu spüren sein wird, insbesondere aber für die Geiseln, ihre Familien und die Zivilbevölkerung in Gaza«. Die Vereinbarung müsse »vollständig und ohne Verzögerung« umgesetzt werden, forderte er, »begleitet von der sofortigen Aufhebung aller Beschränkungen für lebensrettende humanitäre Hilfe in Gaza«. Alle Parteien müssten jetzt ihre Verpflichtungen erfüllen, um das Ende des Krieges und einen langfristigen Frieden herbeiführen zu können.

Macron: »Hoffnung für die ganze Region«

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der am Nachmittag die Außenminister mehrerer arabischer Länder zu Gesprächen in Paris empfing, schrieb auf X: »Große Hoffnung für die Geiseln und ihre Familien, für die Palästinenser in Gaza und für die gesamte Region. Ich begrüße die in der Nacht erzielte Einigung über die Freilassung der Geiseln und den Waffenstillstand in Gaza und lobe die Bemühungen von Präsident Donald Trump sowie der Vermittler aus Katar, Ägypten und der Türkei, die dazu beigetragen haben, dass dies möglich wurde.«

Die Vereinbarung müsse das Ende des Krieges und der Beginn einer politischen Lösung auf der Grundlage der Zwei-Staaten-Lösung sein, so Macron.

Jordaniens Außenminister Aiman al-Safadi lobte die »bedeutenden Anstrengungen« Ägyptens, Katars und der USA sowie die Unterstützung der Türkei und dankte US-Präsident Donald Trump für dessen »entscheidende Rolle« bei der Einigung.

Lauder: »Es hätte niemals so lange dauern dürfen«

Auch jüdische Organisationen begrüßten die Einigung von Scharm El-Scheich. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, erklärte am Nachmittag: »Wir haben einen Deal. Nach mehr als zwei Jahren voller Qualen werden bald 20 Geiseln zu ihren Familien zurückkehren. Es hätte niemals so lange dauern dürfen – aber heute wird die Hoffnung endlich Wirklichkeit.«

Lauder dankte Trump und der US-Regierung und »all jenen, deren Entschlossenheit, Geduld und moralische Klarheit diese Einigung ermöglicht haben. Ihre Führungsstärke hat uns zu diesem lang ersehnten Moment geführt.«

Die Vereinbarung markiere einen historischen Wendepunkt, so der WJC-Präsident. »Die Hamas muss nun entwaffnet und von jeder zukünftigen Rolle im Gazastreifen ausgeschlossen werden. Nur dann kann es dauerhaften Frieden und Sicherheit für Israel und für die Region geben.« dpa/ja

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 24.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  24.11.2025

Potsdam

BSW-Fraktionsvize tritt nach Reaktion auf AfD-Zitat zurück

Die Landtagsfraktion in Brandenburg ist nach vier Parteiaustritten in einer Krise. Nun tritt auch noch Fraktionsvize Dorst von seinem Amt zurück. Die Hintergründe

 24.11.2025

Soziale Medien

Plattform X: Israelfeindliche und antisemitische Inhalte aus Pakistan und der Türkei

Ein neues Transparenz-Feature zeigt: Angeblich von westlichen »Israelkritikern« betriebene Konten werden in Wirklichkeit aus anderen Teilen der Welt bearbeitet

 24.11.2025

Washington D.C.

Trump kündigt Einstufung der Muslimbrüder als Terrororganisation an

Der Organisation würde mit diesem Schritt der Zugang zu finanzieller Unterstützung verwehrt. Die Muslimbruderschaft wird immer wieder mit radikalen Ablegern in Verbindung gebracht

 24.11.2025

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025