Berlin

Wegen Nietzard-Skandal: Ex-Präsidentin der Jüdischen Studenten verlässt Grüne Jugend

Hanna Veiler Foto: ©2025 Gregor Matthias Zielke

Der Antisemitismus-Skandal um die Chefin der Grünen Jugend hat Folgen. Nachdem Jette Nietzard die Opfer des Hamas-Terrors vom 7. Oktober in einem Video verhöhnt hatte, gibt es jetzt den ersten prominenten Austritt aus der Grünen-Nachwuchsorganisation.

»Aktuell sehe ich für mich keinen Platz in der Grünen Jugend und habe weder die zeitlichen noch emotionalen Ressourcen, um mir diesen Platz zu erkämpfen«, schrieb die Ex-Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, Hanna Veiler (27), am Freitag bei Instagram.

Bei der Grünen Jugend gebe es »schon lange einen blinden Fleck« bei den Themen Antisemitismus und jüdisches Leben, so Veiler. Sie bleibe aber Mitglied der Partei.

Nietzard steht für ein antisemitisches Video (inzwischen gelöscht) in der Kritik. Darin sprach sie am Donnerstag von 1200 Israelis, die »bei militärischen Operationen umgekommen« seien. Am 7. Oktober 2023 wurden 1200 Israelis von palästinensischen Terroristen ermordet und als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt – das schlimmste Massaker seit der Schoa. Noch heute befinden sich mehrere Geiseln in Gaza.

Die Jüdische Studierendenunion (JSUD) fordert den Rücktritt Nietzards. »Diese Darstellung verharmlost den größten Massenmord an Jüdinnen und Juden seit der Schoa«, erklärte die JSUD der »Welt«. Ihre Darstellung verharmlose den »größten Massenmord an Jüdinnen und Juden seit der Schoa«.

Lesen Sie auch

Nietzard räumte am Freitag ihren Fehler ein, für den sie sich »offen und ehrlich entschuldigen will«.  Das gab sie über den Instagram-Account der Grünen Jugend bekannt. Ein von Nietzard an die JSUD gerichtetes Gesprächsangebot schlug die Studentenorganisation jedoch aus: »Ein solcher Fehltritt ist aus unserer Sicht unentschuldbar«, heißt es bei »Bild«. Das American Jewish Committe Berlin soll sich der Rücktrittsforderung angeschlossen haben.

Es ist bereits der zweite Skandal um Nietzard innerhalb weniger Tage. Ende Mai hatte sie mit einem Polizei-Hass-Pullover, auf dem das Akronym »ACAB« – »All Cops are Bastards« (dt. Alle Polizisten sind Bastarde) aufgenäht war, für Aufsehen gesorgt. ja

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Ahmad Mansour gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025