Die Außenminister von Deutschland und Israel, Johann Wadephul und Gideon Sa’ar, haben am Holocaust-Mahnmal in Berlin der rund sechs Millionen unter der Nazi-Herrschaft ermordeten Juden Europas gedacht.
»Der Kampf gegen Antisemitismus, das Einstehen für jüdisches Leben in Deutschland und der Einsatz für die Sicherheit und für eine friedliche Zukunft des Staates Israel ist uns Verpflichtung und wird es bleiben«, sagte Wadephul (CDU), der gemeinsam mit Sa’ar einen Kranz an der Gedenkstätte niederlegte. Sa’ar kritisierte, 80 Jahre nach dem Ende des Holocaust scheine es, als ob die Lehren daraus vergessen seien.
Die Gedenkstätte »mahnt uns Deutsche, der Opfer zu gedenken, die Überlebenden zu würdigen und die Lehren aus den Menschheitsverbrechen der Schoah zu ziehen«, sagte Wadephul. Dass die Zahl antisemitischer Straftaten einen neuen Höchststand erreicht habe, dass Jüdinnen und Juden sich in Deutschland nicht mehr sicher fühlten und ihre Kinder ermahnten, auf der Straße kein Hebräisch zu sprechen, »das beschämt mich zutiefst. Und deshalb wird sich die Bundesregierung jeder Form des Antisemitismus mit Klarheit, mit Härte und mit Konsequenz entgegenstellen.«
Sa’ar kritisierte, 80 Jahre nach dem Ende des Holocaust scheine es, als ob die Lehren daraus vergessen seien. »Der Antisemitismus wütet heute ungehindert auf der Welt und insbesondere auf europäischem Boden.« In Deutschland gebe es stündlich einen antisemitischen Vorfall – 8600 im Jahr 2024, eine Steigerung von 77 Prozent. »Heute haben Juden in Europa und Deutschland Angst.« Dies dürfe nicht zur Normalität werden. Der Antisemitismus von 2025 habe viele Schattierungen, sei am rechten Rand wie unter Linken verbreitet.
»Israel, dem am meisten angegriffenen und bedrohten Land der Welt, soll das Recht auf Selbstverteidigung genommen werden«, sagte Sa’ar offensichtlich vor dem Hintergrund von Sanktionsdrohungen auch aus Europa gegen Israel wegen des Vorgehens der israelischen Regierung im Gazastreifen. Sein Land, die einzige Demokratie im Nahen Osten, werde bedroht durch den Iran, die Hamas, die Huthi im Jemen und die Hisbollah im Libanon. »Was unternimmt die internationale Gemeinschaft, um diesen offenen Dschihadismus zur Vernichtung des einzigen jüdischen Staates zu stoppen?«
Vor dem Hintergrund der Diskussion über künftige Waffenlieferungen aus Deutschland ergänzte Sa’ar: »Wir wollen uns selbst verteidigen. Dazu brauchen wir Mittel und Werkzeuge« – genau jene Mittel, die dem israelischen Volk insbesondere im Holocaust gefehlt hätten. dpa/ja