Macht

Von Hisbollahs Gnaden

Die Unzufriedenen: In Beirut und anderen Städten gingen Menschen auf die Straße, um zu zeigen, was sie vom neuen Premier halten – nichts. Foto: imago

Hisbollah triumphiert. Ohne sie geht politisch nichts mehr im Libanon. Vor zwei Wochen stürzte die radikale Schiitenorganisation die Regierung von Saad Hariri, als
dieser gerade im Oval Office bei US-Präsident Barack Obama saß. Jetzt setzte sie mit dem sunnitischen Milliardär Najib Mikati bereits im ersten Anlauf einen ihr gewogenen Premierminister durch. Seitdem befindet sich das Land am Rand eines Bürgerkriegs. Alle internationalen Vermittler sind inzwischen mit ihrem Arabisch am Ende und haben sich zurückgezogen. In Tripoli und Beirut gingen empörte Sunniten auf die Straße, auch wenn der abgesetzte Premier Saad Hariri die Anhänger beschwor, Ruhe zu bewahren. Sein Parteienbündnis werde sich an dem neuen Kabinett nicht beteiligen, erklärte der Politiker.

Anklage Nachfolger Najib Mikati aber kennt den Preis seiner neuen Macht. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat den superreichen Unternehmer nur deshalb auf den Schild gehoben, damit er die Kooperation mit dem »Sondertribunal für den Libanon« in Den Haag aufkündigt. Denn die Zeit drängt. Vor acht Tagen legte Anklagevertreter Daniel Bellemare Untersuchungsrichter Daniel Fransen seine Ermittlungen zum Bombenanschlag am 14. Februar 2005 vor, zusammen mit einer Namensliste der Verdächtigen. In sechs bis zehn Wochen will Fransen entscheiden, ob und gegen wen er Anklage wegen des Mordes an Ex-Premier Rafik Hariri und seinen 22 Begleitern erhebt. Im September könnte dann der weltweit erste Terrorprozess vor dem internationalen Gerichtshof beginnen – ein Schritt, den Nasrallah unter allen Umständen verhindern will. Denn der bärtige Scheich weiß, dass der Nimbus seiner »Partei Gottes« auf der arabischen Straße schweren Schaden nehmen wird, sollten ihre Kader die Megabombe gegen den populären Ex-Premier tatsächlich gezündet haben.

Offenbar kennt er genügend Einzelheiten aus den Fahndungsakten, um deren Substanz realistisch einschätzen zu können. Nach Recherchen der französischen Zeitung Le Figaro, des Spiegel und des kanadischen Fernsehsenders CBC hat ein libanesischer Spezialermittler bereits Anfang 2006 aus Millionen von Handydaten drei Ringe von verdächtigen Mobiltelefonen herausgefiltert. Ein Netz von acht »roten« Handys sei in den Tagen vor dem Anschlag sowie am Tattag stets in der Nähe Hariris verwendet worden. Alle Geräte waren sechs Wochen zuvor in der nordlibanesischen Stadt Tripoli gekauft worden, gehörten offenbar den direkten Bombenlegern und sind seit dem Attentat verstummt.

Netzwerke Das »rote Netz« stand in Verbindung zu einem »gelben« und »blauen« Handy-Ring, deren Besitzer offenbar als Hintermänner die Planung der Mordtat steuerten. Alle aber hatten Kontakt zu einer Festnetznummer in einem Krankenhaus – dem Hospital »Großer Prophet« in Südbeirut, wo die Hisbollah ihre Hochburg hat. Die Klinik steht schon lange im Verdacht, unter dem Schutz von Krankenbetten ein Lagezentrum der Gotteskämpfer zu beherbergen. Als UN-Ermittler im Oktober 2010 in einer Frauenklinik in Südbeirut Telefondaten von 17 früheren Patientinnen einsehen wollten, wurden sie durch »spontane« Proteste von Schwestern und Ärztinnen vertrieben. Der findige libanesische Polizeioffizier Wissam Eid allerdings hat seinen Spürsinn inzwischen mit dem Leben bezahlt. Im Januar 2008 starb der 31-Jährige zusammen mit seinem Leibwächter und drei Passanten durch eine Autobombe – ausgeführt von einem Kommando der Hisbollah.

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Meinung

Kein Symbol für den Frieden

Warum man bestimmte Israel-Ketten besser nicht tragen sollte

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Opinion

Francesca Albanese is Surrounded by Like-Minded People at the U.N.

The Special Rapporteur is not a neutral observer, but an anti-Israel activist

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Judenhass-Skandal

Kritiker werfen Albanese »Bilderbuch-Antisemitismus« vor

Immer öfter wird eine Entlassung der UNO-Beauftragten gefordert

von Imanuel Marcus  26.07.2024

Olympia

Brandanschläge legen französisches Schnellzugnetz lahm

Am Tag der Eröffnungszeremonie gab es im ganzen Land Brandanschläge auf das Schienennetz

 26.07.2024

Palm Beach

Trump empfängt Netanjahu in Florida

Das Treffen sorgt für Aufsehen

 26.07.2024

Meinung

Francesca Albanese ist bei der UN von Gleichgesinnten umgeben

Die Sonderberichterstatterin ist eine israelfeindliche Aktivistin

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Brandenburg

AfD-Politiker wollte Robert Habeck ermorden

Der Mann war Hausmeister beim mittlerweile verbotenen »Compact«-Magazin

 26.07.2024