Einspruch

Verpflichtende Hohlformel

Eine wachsende arabische Minderheit und Gastarbeiter aus allen Ecken der Welt, die ganz sicher nicht – wie so viele Politiker in Jerusalem immer noch glauben – in ihre Ursprungsländer zurückkehren werden: Da stellt sich die Frage, wie Israel als jüdischer Staat überleben will. Und die Antwort des Kabinetts Netanjahu? Mit einem Treue-Eid auf den »jüdisch-demokratischen Staat«, den künftig jeder Nichtjude schwören muss, der die israelische Staatsbürgerschaft beantragt.

Gefilte Fisch Die meisten Demokratien lassen künftige Staatsbürger einen Schwur auf die Verfassung leisten. Mit dem Eid verpflichtet sich der Neue zu Gesetzestreue. Er bekennt sich zu den wesentlichen, in Demokratien aber immer universalen Werten einer Gesellschaft. Israel hat keine Verfassung, das erschwert die Sache beträchtlich. Und wie schwört man Treue auf den »jüdisch-demokratischen Staat«? Hat man sich zu verpflichten, regelmäßig Gefilte Fisch zu essen? Müssen sich die Neuen an Talmud und Tora halten? Dann wäre es nur folgerichtig, säkularen Israelis die Staatsbürgerschaft zu entziehen. Gibt es jüdische Werte, zu denen sich der Neubürger bekennen muss? Und wie stünde es dann mit der Werte-Universalität von Demokratien, die Heimat für all ihre Bürger – ungeachtet ihrer Religion – sein soll?

Ja, Israel definiert sich als jüdisch-demokratischer Staat, und so sollte es auch bleiben. Aber das jüdische Element ergibt sich aus der schlichten Tatsache, dass Juden in ihrem Staat eine Mehrheit bleiben wollen. Man kann keinen Eid auf die Demografie ablegen.

Und Demokratie? Die erhält man nicht mit einer völlig überflüssigen Hohlformel, die sich die Regierung Netanjahu da ausgedacht hat. Sondern mit der Garantie von Rechtssicherheit und Rechtsgleichheit für alle Bürger, alte wie neue. Und mit einem permanenten gesellschaftlichen Austausch über die Werte, die dieser Gesellschaft zugrunde liegen sollen.

Die Autorin ist Chefredakteurin der Zeitschrift »Internationale Politik«.

Bayern

Josef Schuster: Jüdische Museen sichern Juden Platz in Deutschland

Das Jüdische Museum in Augsburg war bundesweit das erste seiner Art. Nun hat es seinen 40. Geburtstag gefeiert - mit hochrangigen Gästen

von Christopher Beschnitt  29.10.2025

Kritik

Karin Prien: Das kann Israel nicht hinnehmen

Statt der Leiche einer vermissten Geisel übergibt die Hamas sterbliche Überreste einer anderen Person. Bundesfamilienministerin Prien findet bei ihrer Israel-Reise klare Worte

 29.10.2025

Einspruch

Geraldine Rauch: Rücktritt reicht nicht

Erneut hat die Präsidentin der Technischen Universität Berlin bewiesen, dass sie die Interessen ihrer jüdischen Studierenden ignoriert. Doch das Problem geht über die Hochschulleitung hinaus

von Joel Ben-Joseph  29.10.2025

Auswanderung

Mehr Israelis wollen einen anderen Pass

Eine wachsende Zahl von Israelis kehrt dem jüdischen Staat den Rücken. Der aktuelle Konflikt verstärkt den Exodus. Zugleich sehen sich Auswanderer vor höheren Hürden auf dem Weg zum Zweitpass

von Burkhard Jürgens  29.10.2025

Berlin

Wadephul an Hamas und Israel: Gaza-Friedensplan einhalten

Der Außenminister reist erstmals nach Jordanien, Libanon und Bahrain. Im Mittelpunkt steht die weitere Umsetzung des Gaza-Friedensplans

 29.10.2025

Nordrhein-Westfalen

Projekt gibt Holocaust-Überlebenden »Stimme für Ewigkeit«

Es soll ein Erinnerungs- und Lernort gegen das Vergessen werden: Mit Hilfe von KI und moderner Technik werden in Essen persönliche Geschichten von Holocaust-Überlebenden für die Nachwelt gesichert

 29.10.2025

Vatikan

Papst bedauert Krise im Dialog mit Juden - verurteilt Antisemitismus

Seit Jahren ist der Dialog des Vatikans mit dem Judentum belastet. Nun hat Leo XIV. versucht, die Dinge klarzustellen - mit einem Bekenntnis zum Dialog und gegen den Antisemitismus

von Ludwig Ring-Eifel  29.10.2025

Kopenhagen

Terror-Anklage nach Explosionen nahe israelischer Botschaft

Vor etwa einem Jahr hallen nachts von Handgranaten ausgelöste Explosionen durch den Norden der dänischen Hauptstadt. Mehrere junge Schweden werden festgenommen. Sie müssen sich nun wegen Terrorismus verantworten

 29.10.2025

Düsseldorf

Liminski: NRW kann verwundete Kinder aus Gaza aufnehmen

Der nordrhein-westfälische Europaminister sagt, es müsse garantiert sein, dass die Kinder nach der Behandlung in ihre Heimat zurückkehren könnten

 29.10.2025