Berlin

Verfassungsschutz sieht hohe Zahl gewaltorientierter Extremisten

Thomas Haldenwang, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, und Nancy Faeser (SPD), Bundesministerin für Inneres und Heimat, präsentieren in der Bundespressekonferenz den Verfassungsschutzbericht 2022. Foto: picture alliance/dpa

Spionage, Desinformationskampagnen, Cyberangriffe und gewalttätige Auseinandersetzungen: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat nach Angaben des Verfassungsschutzes Auswirkungen auf die innere Sicherheit in Deutschland. Der Krieg bedeute auch für die innere Sicherheit eine »Zeitenwende«, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes für das Jahr 2022.

Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang verwies auf Spionageaktivitäten und die versuchte Beeinflussung der Bevölkerung durch das Streuen von Desinformation und Propaganda. Weiterhin hoch ist nach seinen Worten die Bedrohung durch Rechtsextremismus.

Laut Bericht wächst die rechtsextreme Szene weiter. Der Verfassungsschutz schätzt die Zahl der Anhänger inzwischen auf rund 38.000 – 5000 mehr als im Bericht für das Jahr 2021. Die Zahl gewaltorientierter Rechtsextremisten liegt nach Einschätzung des Verfassungsschutzes bei 14.000. Auch hier beobachtet die Behörde damit einen Anstieg.

Den Anstieg des Personenpotenzials erklärte Haldenwang unter anderem damit, dass Anhänger der zum Verdachtsfall erklärten AfD nun hineingerechnet wurden, insgesamt 10.200. Wie viele davon als gewaltorientiert gelten, sagte er nicht.

Innenministerin Faeser bezeichnete Rechtsextremismus als weiterhin größte extremistische Bedrohung für die demokratische Grundordnung.

Wieder gestiegen ist dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr die Zahl rechtsextrem motivierter Straf- und Gewalttaten auf rund 21.000. Gefährlich seien nicht nur gewaltorientierte Rechtsextremisten, sondern auch »geistige Brandstifter«, sagte Faeser.

Laut Verfassungsschutzbericht wuchs auch das Personenpotenzial in der linksextremen Szene auf 36.500 Personen. Als gewaltorientiert werden davon 10.800 eingeschätzt. Die Zahl linksextremistisch motivierter Straftaten sank 2022 um rund 37 Prozent. Während bei den rechtsextrem motivierten Gewalttaten Körperverletzungen überwiegen, registrierten die Behörden bei den Gewalttaten Linksextremer vorwiegend Sachbeschädigungen.

23.000 Personen rechnet der Verfassungsschutzbericht der Szene der »Reichsbürger« und »Selbstverwalter« zu. 2.300 Anhänger schätzt er als gewaltorientiert ein. Das ist ebenfalls jeweils ein Anstieg.

Keine Entwarnung gibt der Inlandsgeheimdienst auch im Bereich Islamismus. Das Bedrohungspotenzial durch islamistischen Terrorismus sei weiter hoch.

Haldenwang beobachtet nach eigenen Worten den Trend, dass in allen extremistischen Phänomenbereichen die Zahl gewaltorientierter Anhänger wächst, Extremisten immer jünger und in der Tendenz »weniger ideologisch festgelegt« sind. Die Grenzen zwischen den Lagern würden verschwimmen, die Verortung werde schwieriger, sagte Haldenwang.

Für Fälle, die nicht ins »Rechts-Links-Schema« passen, wurde 2021 die neue Kategorie »Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates« eingeführt. Im Bericht für das Jahr 2022 rechnet der Verfassungsschutz dieser Kategorie 1.400 Personen zu. Rund 280 davon seien als gewaltorientiert einzustufen.

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025