Dresden

Verdacht auf Volksverhetzung

Akif Pirinçci Foto: dpa

Dresden

Verdacht auf Volksverhetzung

Gegen den Autor Akif Pirinçci wird nach seiner Pegida-Rede ermittelt

von Martin Krauss, Philipp Peyman Engel  19.10.2015 23:17 Uhr

Gegen den deutsch-türkischen Schriftsteller Akif Pirinçci ermittelt die Staatsanwaltschaft Dresden wegen des Verdachts auf Volksverhetzung. Der in Bonn lebende Autor war am Montag auf der Pegida-Demonstration in Dresden als »Stargast« angekündigt und hatte dort unter anderem gesagt: »Die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb.« Auch wenn der Satz als Unterstellung, deutsche Politiker wollten Pegida-Anhänger einweisen, gemeint war, wurde er mehrheitlich als Drohung verstanden, Flüchtlinge in KZs zu stecken.

gauleiter In seiner Rede bezeichnete Pirinçci des Weiteren Politiker als »Gauleiter gegen das eigene Volk«, männlichen Muslimen attestierte er, sie wollten »Ungläubige mit ihrem Moslemsaft vollpumpen«, und aus Deutschland würde eine »Moslemmüllhalde«.

Die jüdische Publizistin Anetta Kahane, die die Amadeu Antonio Stiftung leitet, und ihre Mitarbeiterin Julia Schramm wurden von Pirinçci mit »Mauerschützen und 90-jährigen KZ-Schergen« verglichen – solche Leute könnten die antirassistische Arbeit der Stiftung genauso gut betreiben.

Nora Goldenbogen, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Dresden, sagte: »Das Klima des Hasses hat ein unerträgliches Niveau erreicht.« Goldenbogen begrüßt die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. »Eine Aussage wie die von Pirinçci ist zynisch und menschenverachtend. Das muss Konsequenzen haben.«

schamlos Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, sagte, dass die Hetze gegen Flüchtlinge ein Ausmaß erreicht, das absolut erschreckend und völlig inakzeptabel sei. »Wenn Redner auf Pegida-Kundgebungen sich nicht nur der Sprache der Nazis bedienen, sondern indirekt vorschlagen, Flüchtlinge ins KZ zu sperren, ist das einfach nur widerlich und schamlos.«

Zu den unmittelbaren Auswirkungen der Rede gehört, dass die Verlage Diana, Goldmann und Heyne, die zur Random-House-Gruppe gehören und bei denen Pi-rinçci seine auflagenstarken Katzen-Kriminalromane veröffentlichte, den Vertrieb stoppten und sich von dem Autor trennen wollen.

Zu der Pegida-Demonstration, die sich am Montagabend ein Jahr nach dem ersten Aufmarsch der fremdenfeindlichen Bewegung zusammengefunden hatte, kamen etwa 20.000 Anhänger. Zu einer Gegendemonstration versammelten sich etwa 15.000 Menschen in Dresden.

Terror

Mutmaßliches Hamas-Mitglied in U-Haft

Der Mann soll Waffen für Anschläge auf jüdische und israelische Ziele transportiert haben

 14.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025

Entscheidung

Waffen an Israel: Berliner Gericht weist Klagen ab

Sechs überwiegend in Gaza wohnende Personen klagten in zwei Fällen gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel. Das Berliner Verwaltungsgericht sieht die Klagen als unzulässig an

 13.11.2025

Interview

»Wir müssen viel mehr für die Rückführung von Antisemiten tun«

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Volkmann (CDU) über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland, die zögerliche Reaktion der Politik und Abschiebungen als Gefahrenabwehr

von Joshua Schultheis  13.11.2025