Geiseldiplomatie

USA und Iran einigen sich auf Gefangenenaustausch

Protest gegen das Regime im Iran Foto: IMAGO/NurPhoto

Die Entlassung von fünf im Iran inhaftierten US-Bürgern in den Hausarrest hat in Washington Hoffnungen auf deren mögliche Freilassung geweckt. Sie seien aus dem Evin-Gefängnis am Rande von Teheran entlassen und wahrscheinlich in einem Hotel untergebracht worden, wo sie bewacht würden, sagte Jared Genser, Anwalt eines der Inhaftierten, am Donnerstag.

Repräsentanten der iranischen UN-Mission in New York erklärten der Nachrichtenagentur AP, die Entlassung der Männer in den Hausarrest sei ein »bedeutsamer erster Schritt« bei der möglichen Umsetzung einer Einigung auf eine Freigabe in Südkorea eingefrorener Gelder in Milliardenhöhe. Teheran räumte ein, dass es bei dem Deal um eine Summe von sechs bis sieben Milliarden Dollar gehe, die die Regierung in Seoul aufgrund internationaler Sanktionen gegen den Iran gesperrt hatte.

Im Falle einer endgültigen Übereinkunft solle das Geld zunächst nach Katar transferiert werden, ehe es an den Iran weitergeleitet werde, sagten die iranischen Repräsentanten. Mit der Geldüberweisung und der Freilassung des Quintetts sei erst im September zu rechnen, was mit den komplexen Transaktionen zu tun habe. Die Verhandlungen liefen jedoch noch.

US-Außenminister Antony Blinken zeigte sich zuversichtlich, dass »dies der Anfang vom Ende ihres Alptraums und des Alptraums ihrer Familien« sei. Allerdings müsste noch einiges getan werden, um die Freilassung der Männer zu erreichen. Das US-Außenministerium habe am Donnerstag mit ihnen gesprochen, teilte Blinken vor Reportern in Washington mit.

GESPRÄCHE Anwalt Geser nannte die Namen von drei in den Hausarrest Entlassenen - neben seinem Mandanten Siamak Namazi sind das Emad Sharghi und Morad Tahbaz. Namazi war 2015 verhaftet und wegen Spionage zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden. Gegen den Unternehmer Sharghi und den britisch-amerikanischen Naturschützer Tahbaz sind ebenfalls je zehn Jahre Haft verhängt worden. Die beiden anderen Häftlinge wurden nicht identifiziert.

Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Adrienne Watson, bestätigte die Berichte. Die Gespräche über ihre Ausreise liefen weiter. »Wir werden natürlich nicht ruhen, bevor sie alle wieder zu Hause in den USA sind«, sagte sie.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Wie viele Menschen aktuell im Iran gefangen gehalten werden, ist nicht klar. International wird diesem vorgeworfen, Menschen mit iranischem und ausländischem Pass unter fadenscheinigen Vorwürfen ins Gefängnis zu bringen, um ein Druckmittel bei Verhandlungen wie jenen über das Nuklearabkommen JCPOA oder die Aufhebung von Sanktionen in die Hand zu haben.

Inhaftiert sind auch zwei deutsche Staatsbürger, Nahid Taghavi, die ebenfalls im Evin-Gefängnis in Teheran einsitzt, und der Oppositionelle Jamshid Sharmahd, der vor drei Jahren in Dubai von iranischen Agenten entführt und vor einigen Monaten zum Tode verurteilt wurde. Sharmahd hatte vor seiner Verhaftung fast zwei Jahrzehnte lang in den USA gelebt. Seine Tochter Gazelle kritisierte die amerikanische Übereinkunft mit dem Iran scharf und warf der Biden-Regierung vor, ihren Vater einfach vergessen zu haben.

Experten glauben, dass der Gefangenenaustausch auch eine mögliche Wiederaufnahme der Gespräche um die Rückkehr zum JCPOA erleichtern und womöglich Iran-Sanktionen gelockert werden könnten. US-Offizielle bestritten das am Donnerstag ausdrücklich und sagten, die bestehenden Sanktionen würden weiterhin konsequent angewandt. Israel fordert Washington seit Längerem auf, gegenüber Teheran eine härtere Gangart einzuschlagen. ap/ja

Nahost

Israel: Wir stehen kurz vor Abschluss des Einsatzes in Gaza

US-Präsident Donald Trump sagte jüngst, dass es bald im Gaza-Krieg eine Waffenruhe geben könnte. Auch Israels Verteidigungsminister Katz äußert sich nun optimistisch

 30.06.2025

Debatte

Anti-Israel-Parolen: USA entziehen britischer Band Visa

Ein britischer Festivalauftritt mit israelfeindlichen Parolen wird live von der BBC übertragen. Der Sender steht unter Druck – und die USA kündigen an, der Band die Einreise zu verweigern

 30.06.2025

Interview

Nuklearforscher: »Das iranische Atomprogramm neu aufzubauen wird Jahre dauern«

Georg Steinhauser über die israelischen und amerikanischen Schläge gegen Atomanlagen im Iran, die Eigenschaften von Uran-235 und mögliche Szenarien für die Zukunft

von Michael Thaidigsmann  30.06.2025

Israel

Früherer Geheimdienstchef der israelischen Armee: Jerusalem musste das Atomprogramm der Mullahs stoppen

Im Juni 1981 war Amos Yadlin an der Zerstörung von Saddam Husseins Kernreaktor beteiligt. Nun hat er ausführlich über Israels Präventivschlag gegen das Mullah-Regime und den angeblichen »Völkermord« in Gaza Auskunft gegeben

von Imanuel Marcus  30.06.2025 Aktualisiert

Drohung

Iranische Zeitung fordert Todesstrafe gegen IAEA-Chef Grossi

Das staatliche Propagandablatt wirft Rafael Grossi vor, für Israel spioniert zu haben

 30.06.2025

Düsseldorf

Islamistischer Tiktok-Star gesteht Spendenbetrug

Der Islamist »Abdelhamid« hat unter seinen Followern Spenden »für Palästina« gesammelt und diese dann unter anderem für einen BMW ausgegeben. Das gestand er nun vorm Düsseldorfer Landgericht

von Martin Höke  30.06.2025

Düsseldorf

NRW: Zahl antisemitischer Straftaten gestiegen

Fast 700 Fälle wurden im vergangenen Jahr registriert - ein Zuwachs von 27 Prozent

 30.06.2025

Uni Duisburg

Online-Mahnmal gegen Schändung jüdischer Friedhöfe gestartet

Die Universität Duisburg-Essen hat ein Online-Projekt zum Schutz jüdischer Friedhöfe vorgestellt. Grundlage dafür ist eine interaktive Karte

von Raphael Schlimbach  30.06.2025

Atomprogramm

Iran signalisiert Bereitschaft zu Verhandlungen

Nach den US-Angriffen auf iranische Nuklearanlagen wurden die Atomgespräche zunächst unterbrochen. Nun mehren sich Signale Teherans, an den Verhandlungstisch zurückzukehren - unter Bedingungen

 30.06.2025