Diplomatie

US-Außenminister Blinken trifft Papst im Vatikan

US-Außenminister Antony Blinken Foto: Screenshot: Katrin Richter

US-Außenminister Anthony Blinken wird am Montag von Papst Franziskus und hohen Mitarbeitern im Vatikan empfangen. Wie es aus dem Umfeld des Ministers heißt, soll das kurzfristig anberaumte Treffen die bilateralen Kontakte wiederbeleben.

Als Donald Trumps Außenminister Mike Pompeo vergangenen September in Rom war, war es zu keinem Treffen mit dem Papst gekommen. Dafür wurden protokollarischen Gründe und die nahen Präsidentenwahlen in den USA genannt.

RELIGIONSFREIHEIT Der Papst hatte im Mai bereits den Klimabeauftragten des US-Präsidenten, John Kerry, empfangen. Das Thema Klimaschutz wird auch bei der Begegnung mit Blinken eine wichtige Rolle spielen, ebenso wie die Flüchtlingskrise an der Grenze zu Mexiko und Fragen der Religionsfreiheit. Die Gesprächen dienen auch zur Vorbereitung einer Begegnung des Kirchenoberhaupts mit Joe Biden, dem zweiten katholischen Präsidenten der USA.

Analysten werten den Empfang Blinkens als Signal des Papstes an die katholische Bischofskonferenz der USA, die mit der neuen Regierung auf Konfrontationskurs gegangen ist. Vergangene Woche hatten die Bischöfe bei ihrer Frühjahrstagung entgegen der Wünsche aus dem Vatikan ein Lehrschreiben zur Eucharistie in Auftrag gegeben, das auch ein Kapitel über die Würdigkeit des Kommunionempfangs für öffentliche Amtsträger enthalten soll.

Sollte die Bischofskonferenz das Dokument mit Zweidrittelmehrheit bei der Herbsttagung im November annehmen, könnten Biden und die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, vom Empfang des Sakramentes ausgeschlossen werden.

DEUTSCHLAND Blinken befindet sich zurzeit auf einer mehrtägigen Reise durch Europa, um die außenpolitischen Beziehungen der USA zum alten Kontinent wiederzubeleben, die nach Ansicht vieler Experten nach den Trump-Jahren arg gelitten hatten. Gestern war Blinken in Berlin zu Gast.

Ein Ergebnis seines Besuchs: Deutschland und die USA wollen künftig noch enger zusammenarbeiten, um die Erinnerung an den Holocaust wach zu halten und der Leugnung von Nazi-Verbrechen entgegenzuwirken. Die Außenminister Heiko Maas und Antony Blinken unterzeichneten am Donnerstag am Berliner Mahnmal für die ermordeten Juden Europas eine gemeinsame Erklärung, die eine erste hochrangige Holocaust-Konferenz Ende dieses Jahres vorsieht.

»Wir sind zutiefst darüber besorgt, dass die Leugnung, der Revisionismus und die Verfälschung des Holocaust auf dem Vormarsch sind und der Antisemitismus zunimmt«, heißt es darin.

Die Konferenz soll von den Außenministerien zusammen mit Vertretern des Holocaust Memorial Museums in Washington und der deutschen Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas vorbereitet werden und der Auftakt für weitere Beratungen sein. Außerdem wollen sich beide Seiten international für bessere Bildung zum Thema stark machen.

PFLICHT Man sehe es als die gemeinsame Pflicht an, »alles in unserer Macht Stehende zu tun, um dafür zu sorgen, dass künftige Generationen die Wahrheit über den Holocaust erfahren, und um durch unser Handeln zu verhindern, dass solch schreckliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit je wieder geschehen«, heißt es in der Erklärung.

Blinken, der aus einer jüdischen Familie stammt und dessen Stiefvater die Konzentrationslager Treblinka, Majdanek, Dachau und Auschwitz überlebt hat, nannte die Initiative einen »historischen Dialog«. Er wies darauf hin, dass sich antisemitische Inhalte im Internet gerade während der Corona-Pandemie vervielfacht hätten und die Leugnung des Holocaust zunehme. Es sei gerade deswegen wichtig zu verstehen, dass der Holocaust »kein steiler Absturz, sondern ein allmählicher Abstieg in die Dunkelheit« gewesen sei.

Maas, der Auschwitz mehrfach als Grund für seine politische Tätigkeit bezeichnet hat, sprach von einer Zeitenwende in der Erinnerungskultur, weil es bald keine Zeitzeugen mehr geben wird. Man müsse nun neue Wege des Erinnerns finden, die nicht zulassen, dass persönliche Schicksale verblassen. »Dies schulden wir den Ermordeten und den Überlebenden«, betonte er. kna/dpa/ja

Extremismus

BSW-Chefin Wagenknecht will Brandmauer zur AfD einreißen 

Gespräche zwischen BSW und AfD? Landespolitiker in Thüringen haben es vorgemacht. Selbstverständlich sei das auch auf Bundesebene möglich, sagen beide Seiten

von Torsten Holtz  04.07.2025

Medien

Eurovision künftig ohne Israel?

Die Regierung droht mit der Schließung des öffentlich-rechtlichen Senders Kan. Das könnte das Aus für die Teilnahme am weltgrößten Gesangswettbewerb sein

von Sabine Brandes  04.07.2025

Berlin

Russland steuert Hetzkampagne gegen Nicholas Potter

Das Propaganda-Portal »Red« ist Treiber der Diffamierungskampagne gegen den Journalisten. Das Auswärtige Amt ist sich nun sicher, dass Russland hinter dem Portal steht

 04.07.2025

USA

Edan Alexander bedankt sich bei Donald Trump

Die freigelassene Geisel Edan Alexander trifft erstmals US-Präsident Trump. Um sich zu bedanken und auch, um darauf zu drängen, alle verbleibenden Geiseln so schnell wie möglich nach Hause zu holen

 04.07.2025

Rassistischer Polizist bleibt im Dienst

Gericht »nicht auf rechtem Auge blind«

Der Verwaltungsgerichtshof München steht in der Kritik, weil er einen ehemaligen Personenschützer von Charlotte Knobloch im Dienst belassen hat - obwohl dieser Juden in KZs wünschte. Jetzt wehrt sich das Gericht

 04.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Wie viel Migration verträgt das Klassenzimmer – und sind Grenzen nötig?

Bundesbildungsministerin Prien hält eine Obergrenze für Schüler mit Migrationshintergrund für denkbar

 04.07.2025

Österreich

Hitler-Geburtsort Braunau benennt Straßennamen mit NS-Bezug um

Ausgerechnet in Adolf Hitlers Geburtsort gibt es bis dato nach Nationalsozialisten benannte Straßen. Das soll sich ändern - und trifft bei einigen Politikern auf Widerstand

 03.07.2025

Hamburg

Hamas-Anhänger tritt bei staatlich gefördertem Verein auf

Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Norddeutschland wird durch das Programm »Demokratie leben« gefördert und lud einen Mann ein, der Sinwar als »Märtyrer« bezeichnet hat

 03.07.2025

«Stimme der verstummten Millionen»

Anita Lasker-Wallfisch blickt ernüchtert auf die Welt

Sie gehörte dem Mädchen-Orchester von Auschwitz an, überlebte das Lager und später das KZ Bergen-Belsen. Am 17. Juli wird die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch 100. Und ist verzweifelt angesichts von Antisemitismus, Rechtsruck und Krieg, sagt ihre Tochter

von Karen Miether  03.07.2025