Wuligers Woche

Unter Stalkern

Der hebräische Schriftzug wurde während eines Auftritts der Sängerin Anna Loos bei der Show am Brandenburger Tor eingeblendet.

Ein Psychiater macht einen psychologischen Test mit einem neuen Patienten. Er zeichnet ein Dreieck und fragt den Mann: »Was sehen Sie hier?« »Einen Busen.« »Aha«, sagt der Psychiater und zeichnet ein Viereck. »Was sehen Sie jetzt?« »Einen Busen.« »Hm«, meint der Arzt und zeichnet einen Rhombus. »Und was ist das?« »Ein Busen.« Der Psychia­ter: »Sie scheinen an nichts anderes zu denken als an Busen.« »Wieso ich?«, fragt der Patient. »Sie malen die doch die ganze Zeit!«

MAUERÖFFNUNG Was dem Mann die Busen sind, ist manchen Deutschen ihre Israelkritik. So wie für die Katholiken alle Wege nach Rom führen, landen diese Bundesbürger immer wieder im Nahen Osten, gleich, worum es eigentlich geht. Vergangenen Samstag beispielsweise war es das 30-jährige Jubiläum der Maueröffnung.

Das wurde in Berlin mit einer großen Show vor dem Brandenburger Tor gefeiert. Über der Bühne war eine riesige Videoins­tallation zu sehen, »Wolke der Wünsche« genannt. Einer dieser Wünsche, in riesigen hebräischen Lettern: »Daj la-Kibbush« – zu Deutsch: »Schluss mit der Besatzung«. Sozusagen ein besonderer Gruß aus Berlin in die Partnerstadt Tel Aviv: Freunde, wir haben euch auch heute im Auge!

Was dem Mann die Busen sind, ist manchen Deutschen ihre Israelkritik.

Nun hat die Lage im Westjordanland nichts mit dem Mauerfall zu tun und umgekehrt. Zwischen beiden Phänomen existiert kein logischer oder faktischer Zusammenhang. Von dem einen auf das andere zu kommen, ist das Symptom einer psychischen Störung. Es handelt sich um eine Obsession, eine mit manischer Besessenheit verfolgte Leidenschaft oder Fixierung auf ein bestimmtes Thema. In diesem Fall das Thema Israel.

DROHUNG Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn die Besessenen ihre Leidenschaft im stillen Kämmerlein und unter sich ausleben würden. Doch das tun sie nicht, im Gegenteil: Sie suchen zwanghaft die Begegnung mit den aus ihrer Sicht geborenen Adressaten ihrer Obsession, sprich: Juden. Die Beschäftigung mancher Deutscher mit dem Nahostkonflikt kommt gelegentlich der wissenschaftlichen Definition von Stalking nahe, als »Verhaltenskonstellation, in der eine Person der anderen wiederholt unerwünschte Kommunikation oder Annäherung aufzwingt«. Das fängt ganz oben in der Politik an – man denke an Sigmar Gabriels Israelreisen – und setzt sich fort bis ins Private.

So gut wie jeder von uns kennt das aus eigenem Erleben. Israelkritik wird einem zu jeder passenden und vor allen unpassenden Gelegenheit aufgedrängt, im Job, auf Partys oder bei Kulturveranstaltungen. Und wie bei Stalkern üblich, schwingt in der vorgegebenen Sympathie – »gerade ich als Freund des jüdischen Volkes kann das nicht gutheißen« – oft gleich auch die latente Drohung mit: »Dann dürft ihr euch nicht wundern, wenn der Antisemitismus ständig zunimmt.«

Es ist die alte Leier. »Wenn man uns in Ruhe ließe …«, seufzte schon Theodor Herzl 1896 in seinem Buch Der Judenstaat. »Aber ich glaube, man wird uns nicht in Ruhe lassen.«

Meinung

Die »Staatsräson« mit neuem Leben füllen

Umfragen zeigen, dass Israel hierzulande alles andere als beliebt ist. Dabei sollte allen Deutschen das Schicksal des jüdischen Staates am Herzen liegen - gerade angesichts der Bedrohung aus dem Iran

von Nikolas Lelle  16.06.2025

Terror

Sorge vor Anschlägen auf jüdische Einrichtungen

Die Auswirkungen des Kriegs gegen den Iran könnten auch in Deutschland zu spüren sein, warnt Felix Klein. Auch Thüringens Verfassungsschutzchef Stephan Kramer rechnet mit erhöhter Terrorgefahr

von Christoph Arens  16.06.2025

Luftfahrtmesse

Frankreich schließt israelische Stände

Die Betreiber sollen entgegen der Auflagen Angriffswaffen ausgestellt haben

 16.06.2025

Krieg gegen Iran

Exodus aus Teheran

Der Krieg gegen das iranische Regime und dessen Atom- und Raketenprogramm treibt Bewohner der Hauptstadt in die Flucht

von Aref Taherkenareh, Arne Bänsch  16.06.2025

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Brüssel

EU-Chefdiplomatin organisiert Krisenschalte zu Nahost-Krieg

Kann die EU einen Beitrag zur Deeskalation des Konflikts zwischen Israel und dem Iran leisten? Am Dienstag soll es eine Videokonferenz der zuständigen Außenminister geben

 16.06.2025

Nahost

Krieg gegen Iran: EU will mit USA Energiemarkt sichern

Seit dem Angriff Israels auf das iranische Atomprogramm steigen die Rohölpreise und in der Folge die Sprit- und Heizölpreise. Die EU und die USA sind alarmiert - und wollen notfalls handeln

 16.06.2025

Berlin

Karin Prien: »Ich gestatte mir keine Ängstlichkeit«

Die Bundesbildungsministerin spricht in einem Interview über ihre jüdischen Wurzeln. Und geht bei manchen Themen auf Distanz zu ihrem Parteivorsitzenden

von Alexander Missal  16.06.2025

Iran

Iran: Geheimdienstchef der Revolutionsgarden und sein Vize getötet

Israel hat seit Beginn des Krieges mit dem Iran bereits etliche führende Militärs getötet. Nun sind bei einem weiteren Angriff Geheimdienstvertreter der nationalen Eliteeinheit getötet worden

 15.06.2025