USA

Universität prüft Antisemitismus-Vorwürfe gegen Professorin

Ebenso wie die Stadt, in der sie sich befindet, nämlich Washington D.C., trägt die George Washington University (GWU) den Namen des ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten. »Gemeinschaftsarbeit, Respekt, Offenheit und Vielfalt« werden hier großgeschrieben. Auf der Webseite der GWU heißt es, dies seien die »zentralen Werte« des Bildungsinstituts.

Motto Die George Washington University diskriminiere niemanden, weder aufgrund der »Rasse«, die es bei Menschen gar nicht gibt, noch der Hautfarbe, Religion, des Geschlechts, der nationalen Herkunft, des Alters, der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität, so das Motto der Hochschule.

Wer aber den jüngsten Beschwerden von jüdischen Studenten Glauben schenkt, die an Psychologie-Vorlesungen einer bestimmten Professorin teilnahmen, muss zu dem Ergebnis kommen, dass die zentralen Werte in diesem Kurs wohl nicht nur ignoriert, sondern offensichtlich mit Füßen getreten wurden. Aus diesem Grund hat die GWU nun eine Untersuchung eingeleitet.

Intervention Beantwortet werden soll die Frage, ob die Professorin im Umgang mit jüdischen und israelischen Studenten antisemitisches Verhalten an den Tag gelegt hat. Nicht die Beschwerden der betroffenen Studenten haben zur Ankündigung einer Untersuchung geführt, sondern die Intervention der israelischen NGO StandWithUs, die gegen Judenhass ankämpft.

Die Organisation sorgte dafür, dass der Fall nun auch öffentlich diskutiert wird. Vor allem jüdische Publikationen in den Vereinigten Staaten und Israel begannen in der vergangenen Woche, den Skandal zu behandeln. Dadurch stieg der Druck auf die Verwaltung der GWU, etwas zu unternehmen.

Vorgänge Der Judenhass breitet sich auch in Amerika immer weiter aus, darunter an Universitäten, wo Juden und – jüdische – Israelis zunehmend damit konfrontiert sind. Die Vorgänge an der GWU stechen jedoch heraus.

Eine Gastprofessorin soll Juden als hinterlistig und machthungrig bezeichnet haben.

Laut StandWithUs sollen im Herbst Psychologiestudenten aufgrund ihrer »jüdischen und israelischen Identität« verbal angegriffen worden sein. In der Beschwerde, die die Organisation dem Bürgerrechte-Büro im US-Bildungsministerium zukommen ließ, heißt es, die Professorin habe einem Israeli in ihrem Kurs schon am ersten Tag mitgeteilt, es sei nicht seine Schuld, dass er in Israel geboren worden sei.

Hinterlist Eine Gastprofessorin, die in den Kurs eingeladen worden sei, soll das Steinewerfen als eine Form des Widerstands und Juden als hinterlistig und machthungrig bezeichnet haben. Als Studenten diese Aussagen kritisierten, sollen sie der Islamophobie beschuldigt worden sein.

Den jüdischen Studenten zufolge befürwortete die GWU-Professorin Gewalt gegen israelische Zivilisten, was eine weitere Beschwerde nach sich zog. Die Hochschullehrerin, zu deren Fachgebieten laut GWU-Webseite »dekoloniale, befreiende und anti-unterdrückende Theorien« gehören, warf den Studenten daraufhin vor, »andere Identitätsgruppen« zu diskriminieren.

Rache Dann soll sich die Akademikerin, die dem USA-Palestine Mental Health Network angehört, an Studenten gerächt haben, die sich bei der Universitätsverwaltung beklagten, indem sie sie gegenüber anderen Hochschullehrern angeblich verunglimpfte und Disziplinarverfahren gegen sie veranlasste.

Neben all dem zur Schau gestellten Judenhass ergab sich für die jüdischen Betroffenen ein weiteres Problem: Die Verwaltung der GWU versäumte es nach Angaben von StandWithUs, sie zu schützen. Die Beschwerden, so der Vorwurf gegen die Institution, seien schlicht ignoriert worden.

Diskriminierung Yael Lerman aus der Rechtsabteilung bei StandWithUs erklärte, die Uni habe es einer Professorin ermöglicht, sich an Studenten zu rächen, nachdem sie die Verwaltung um Hilfe bei der Bekämpfung von Diskriminierung gebeten hätten. »Damit hat die Universität ihre im Bürgerrechtsgesetz festgeschriebenen Verpflichtungen verletzt« und somit gezeigt, dass sie »institutionalisierten Antisemitismus gegen ihre jüdischen und israelischen Studenten zulässt«, so Lerman.

Ihre Organisation listete Forderungen an die GWU in ihrer Beschwerde an das Bildungsministerium in Washington D.C. auf. Die Uni müsse alle Strafmaßnahmen gegen die jüdischen Psychologiestudenten aus dem besagten Kurs rückgängig machen, den Betroffenen einen anderen Professor anbieten, ein verpflichtendes Training gegen Vorurteile für alle Studenten und Angestellten einführen, die Antisemitismusdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) übernehmen und eine sofortige Untersuchung einleiten.

Reaktion Einige Tage nachdem der Judenhass-Skandal dank StandWithUs publik wurde, reagierte die Universität. Deren Präsident Mark Wrighton kündigte eine »Untersuchung durch eine Drittpartei« zu den »Vorwürfen der Diskriminierung und Vergeltung gegen namentlich nicht genannte Studenten in einem GWU-Kurs« an.

Dieser mögliche Judenhass-Skandal in der amerikanischen Hauptstadt sticht hervor, aber er ist Teil einer alarmierenden Entwicklung an Universitäten im ganzen Land. Die Jewish Agency veröffentlichte am Wochenende das Ergebnis einer Untersuchung, demzufolge die Anzahl »antisemitischer Zwischenfälle« an US-Hochschulen im akademischen Jahr 2021/2022 auf 230 anstieg. Zuvor waren es 160 gewesen.

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025

Hanau

Antisemitisches Plakat an Schule: Staatsschutz ermittelt

In einem angrenzenden Park gab es eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde. Besteht ein Zusammenhang?

 30.04.2025

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025