Technische Universität Berlin

TU-Präsidentin gefallen antisemitische Tweets

Geraldine Rauch ist seit 2022 Präsidentin der TU Berlin. Foto: picture alliance/dpa

Als vor rund zwei Wochen Demonstranten an der Technischen Universität Berlin »Fuck You, Israel« skandierten und dem Land Apartheid und einen Völkermord an den Palästinensern unterstellten, kündigte Uni-Präsidentin Geraldine Rauch an, sich entschieden gegen Judenhass einzusetzen: »Natürlich ist meine klare Botschaft, dass wir Antisemitismus nicht dulden und für die jüdischen Studierenden da sein wollen, aber auch für die palästinensischen, die täglich Angehörige verlieren«, sagte sie vor Reportern.

Doch ein Blick auf das X-Profil von Geraldine Rauch lässt große Zweifel an ihren Versprechen aufkommen, sich wirklich gegen Judenhass zu stellen. So versah die TU-Präsidentin einen Tweet mit einem »Gefällt mir«, auf dem türkische Demonstranten Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu Hakenkreuze auf die Brust aufgemalt haben.

Türkische Demonstranten malen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu Hakenkreuze auf die Brust. Der TU-Präsidentin gefällt dasFoto: Screenshot
Rauch scheint Völkermordvorwurf zu teilen

Einen Tag nach den antisemitischen Protesten an der TU Berlin teilte Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) auf X ein Interview mit der Jüdischen Allgemeinen, in dem sie fordert, dass Antisemitismus und Israelhass an Hochschulen keinen Platz haben dürfen.

Ein Nutzer kommentierte darunter: »Es gibt ein kleines Problem, Frau Ministerin: Wie argumentieren wir den Völkermord im Gaza (sic!), dem u.a. schon über 13.000 Kinder zum Opfer gefallen sind?« Auch diesen Kommentar versah die TU-Präsidentin mit einem Like.

Der Völkermordvorwurf gegen Israel gilt als antisemitisch, weil er doppelte Standards anwendet und das Land dämonisiert. Tatsächlich trifft die israelische Armee mehr Vorsichtsmaßnahmen als andere Armeen, um die Leben Unschuldiger zu schützen. Mit dem Krieg in Gaza wird die Terrororganisation Hamas bekämpft und nicht das palästinensische Volk.

Die Behauptung, dass Israel einen Völkermord in Gaza verübt, gehört zum Standardrepertoire der Antisemiten. Auch diesen Tweet versah Geraldine Rauch mit einem Like
Ist Israel für Geraldine Rauch kein Wertepartner?

Geraldine Rauch scheint auch die Zusammenarbeit zwischen Israel und Deutschland in der Forschung infrage zu stellen. Als Bildungsministerin Stark-Watzinger twitterte, dass Israel auch in Forschungsfragen ein Wertepartner sei, likte die TU-Präsidentin einen Kommentar, der Israel Kriegsverbrechen unterstellte: »Wir sind Wertepartner mit (sic!) Kriegsverbrecher?«, schrieb ein Nutzer namens Raid.

Ein X-Nutzer unterstellt Israel Kriegsverbrechen. Auch dieser Tweet gefiel Geraldine Rauch
Kritik am Antisemitismusbeauftragten der TU angeblich »Verleumdung«

Auch Geraldine Rauchs Versprechen, für jüdische Studenten da zu sein, scheint eher eine Phrase denn Realität gewesen zu sein. Als am Montag bekannt wurde, dass Uffa Jensen neuer Antisemitismusbeauftragter der TU Berlin werden soll, ließ die Kritik jüdischer Organisationen nicht lange auf sich warten.

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Für den Zentralrat der Juden grenzt die Wahl Jensens an »Ignoranz gegenüber den jüdischen Studenten und Studentinnen«. Uffa Jensen, der seit 2018 am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU arbeitet, habe in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, dass er die Situation von Jüdinnen und Juden nicht verstanden habe.

Die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) kritiserte auf X, dass Uffa Jensen ohne Absprache mit jüdischen Organisationen ernannt worden sei. »Schämt euch für diese Verleumdung eines klugen Menschen. Schämt euch!«, kommetierte Daniel Eliasson darunter. Geraldine Rauch gefiel auch dieser Tweet.

Die Kritik, dass Uffa Jensen ohne Rücksprache mit jüdischen Organisationen zum Antisemitismusbeauftragten gemacht wurde, ist für Daniel Eliasson »Verleumdung«. Geraldine Rauch scheint das ebenfalls so zu sehen

Inwiefern Geraldine Rauch mit ihrem Nutzerverhalten ihrem eigenen Anspruch gerecht wird, die Technische Universität zu einem Ort des Dialogs zu machen, ist mehr als fraglich. Auf eine Anfrage der Jüdischen Allgemeinen reagierte die Uni-Präsidentin bislang nicht.

Nachtrag: Mittlerweile hat Geraldine Rauch ihren »X«-Account gelöscht.

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